Das Buch ohne Namen - Anonymus: Buch ohne Namen - The Book With No Name
Karatejacke und einer weiten schwarzen Hose darunter. Nach einer kurzen Diskussion mit dem Ringrichter, der ihn ohne Zweifel über die – ausgesprochen wenigen – Regeln des Kampfes informierte, wurde der kleine Mann dem Publikum vorgestellt. Der Sprecher in Frack und Zylinder nahm eins von Petos Handgelenken, führte ihn in die Mitte des Rings und bellte dann in sein Mikrofon:
»Ladys und Gentlemen! Der Herausforderer für unseren nächsten Kampf ist extra von einer kleinen Insel mitten im Pazifik nach Santa Mondega gekommen! Einen lauten Applaus für Peto den Unschuldigen!«
Der Betreuer des kleinen Mannes, nur ein klein wenig größer und genauso merkwürdig gekleidet, stand in seiner Ecke außerhalb des Rings und blickte zugleich aufgeregt und elend drein.
Der Ankündigung folgte ein lautes Buhen aus der Menge, hauptsächlich, weil sich alle nach Leibeskräften bemühten, den Herausforderer nervös zu machen in der Hoffnung, ein Blutbad zu erleben. Peto war kaum halb so schwer wie Hammerhead, und es sah nicht danach aus, als würden viele Leute ihr Geld auf ihn setzen.
Dante schüttelte den Kopf. Ganz gleich, wie überzeugend Hammerheads Sieg bei diesem Kampf ausfallen würde, er war immer noch nicht sicher, ob er diesem tätowierten Schläger sein Leben anvertrauen wollte. Kacy spürte seine Zweifel und gelangte zu dem Schluss, dass sie ihn auf andere Weise würde herumkriegen müssen. Sie wollte lieber früher als später raus aus diesem Zelt. Es war nicht sicher hier oder irgendwo sonst auf dem Jahrmarkt. Sie fühlte sich gegenwärtig nur noch an einem Ort sicher, und das war ihr Motelzimmer.
»Okay, wenn Hammerhead diesen Kampf gewinnt, machen wir ihm ein Angebot«, sagte sie. »Wir können nicht ewig warten.«
Zögernd willigte Dante ein. »Okay. Aber überlass mir das Reden, okay?«
»Wie viel willst du ihm anbieten?«
»Ich dachte an fünf Riesen.«
» Fünf Riesen? «
»Du denkst also, es wäre zu viel, wie?«, fragte Dante, auch wenn er sehen konnte, dass sie genau das dachte.
»Es ist eine höllische Menge Geld! Aber wenn du meinst, dass er so viel wert ist, bin ich schätzungsweise deiner Meinung.«
»Das ist der Grund, warum ich dich liebe, Kacy«, sagte er, zog sie zu sich und gab ihr einen Kuss auf die Lippen. Es war genug, um ihr Herz zu wärmen und zugleich ihre Nerven zu beruhigen.
Sie bahnten sich einen Weg durch die lärmende, nach Bier und Schweiß stinkende Menge bis nach vorne zum Ring. Weiter vorne war tatsächlich mehr Platz, weil der Ring so hoch oben war, dass man nichts mehr sehen konnte, wenn man zu dicht heranging. Dante hoffte, ein paar rasche Worte mit Hammerhead zu wechseln, bevor der Kampf anfing, also ging er zum Rand des Rings.
»Hey, Großer! Du da, Schläger! «, brüllte er über den Lärm der Menge hinweg.
Es war augenblicklich klar, dass Hammerhead keine Chance hatte, ihn zu hören, also begab er sich in seine Ecke. Hammerheads Ringassistent war sein nächster Ansprechpartner. Er war ebenfalls ein großer, gemein aussehender Kerl und hatte Tattoos an Stellen, die andeuteten, dass er eine Menge Schmerzen auszuhalten imstande war. Einige waren groß, einige waren klein, alle sahen bedrohlich aus. Schlangen und Messer stellten das übergeordnete Thema dar, durchsetzt mit zufälligen Worten wie »Tod« und »Auserwählt«. Er hatte eine Menge Gesichtshaare, wenngleich nicht gerade einen dichten oder buschigen Bart, mehr eine Art Flaum, die genauso sehr den oberen Teil seines Gesichts bedeckte wie den unteren. Er war fast dreißig Zentimeter größer als der kleine kahle Bursche, der sich nun zu Hammerhead im Ring gesellte – und doch war er nur der Ringassistent.
»Hey, du! Können wir kurz miteinander reden?«, brüllte Dante dem Mann ins Ohr in dem Versuch, sich in dem umgebenden Lärm Gehör zu verschaffen.
»Nein! Mach, dass du verschwindest, Kerl!«
»Kann ich nach dem Kampf mit Hammerhead reden? Ich will ihm ein Geschäft vorschlagen.«
»Ich hab gesagt, du sollst verschwinden, Kerl! Mach, dass du Leine ziehst, bevor ich dir den Kopf zwischen die Schultern ramme!«
Dante mochte den Ton des Mannes nicht, und wenn er sich mit dem Ringassistenten prügeln musste, dann musste es eben sein. Die Messerwunde, die er in Professor Cromwells Büro erhalten hatte, war ziemlich gut verheilt (doch das sagte er Kacy nicht), und Dante wusste, dass er zuschlagen konnte, sollte die Situation es erforderlich machen.
»Fick dich selbst, Arschloch!«, grollte er
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