Das Buch ohne Namen - Anonymus: Buch ohne Namen - The Book With No Name
Es hatte ihn nicht mehr gekostet als Petos Startgeld und eine Fünfzig-Dollar-Wette bei einer Quote von zwanzig zu eins auf den Sieg Petos. Hätte er den Nerv gehabt, Geld auf den Sieg des kleinen Mönchs in der ersten Runde zu setzen, hätte er noch eine ganze Menge mehr gewinnen können. Nicht, dass es ihn allzu sehr störte – die Mönche schuldeten ihm einen Gefallen. Er hatte ihre Startgebühr gezahlt; mit ein wenig Glück konnte er die leichtgläubigen Trottel ausnutzen und Peto überreden, weitere Kämpfe auszutragen und in vorher abgesprochenen Runden zu gewinnen.
Er konnte sehen, dass Kyle dankbar war, als er ihm fünfzig Dollar Anteil von seinem Gewinn anbot. Die Mönche hatten eintausend Dollar in bar als Preisgeld für Petos schnellen Sieg gegen Hammerhead eingestrichen, die der Ringdirektor nur widerstrebend in schmuddeligen Banknoten ausgezahlt hatte, doch Kyle hatte die zusätzlichen fünfzig Dollar von Sanchez gerne angenommen. Die beiden Mönche hatten offensichtlich Gefallen am Geld gefunden – und am Wetten obendrein, dachte Sanchez. Sie waren Männer so ganz nach seinem Herzen. Er konnte sehen, dass diese beiden seltsamen Vögel und er gute Freunde werden würden. Für eine Weile zumindest.
Zwanzig Minuten waren vergangen, und Peto hatte prompt den neuen Preisboxer geschlagen, einen ziemlich durchschnittlichen Gesellen namens Big Neil, der als Ersatz für Hammerhead in den Ring gestiegen war. Sanchez, der inzwischen als Manager und Berater der beiden Mönche agierte, verhandelte mit dem Ringdirektor, dass Peto die nächsten Herausforderungen annehmen sollte. Bald schon bestimmten Sanchez zusammen mit den beiden Mönchen und dem Ringdirektor, in welcher Runde Peto gewann. Ein paar Punks auf der Suche nach einer Gelegenheit, ein paar Mäuse zu verdienen, wurden dazu angestellt, anonyme Wetten zu platzieren, und bevor sie sich’s versahen, machten Sanchez und die beiden Mönche von Hubal heimlich einen hübschen Schnitt auf Kosten der Buchmacher.
Zwei Stunden vergingen scheinbar wie im Flug, während Peto das ganze Ausmaß seiner Kampfkünste demonstrierte. Bis der Mönch seinen fünften aufeinanderfolgenden Gegner geschlagen hatte, war Sanchez bereits um zwölftausend Dollar reicher. Kyle hatte mit einem weitaus kleineren Einsatz angefangen, doch zusammen mit dem Preisgeld, das Peto ansammelte, hatten die beiden Mönche ebenfalls bereits mehr als viertausend Dollar eingenommen. Nur noch knapp sechsundneunzigtausend Dollar, bis sie das ganze gestohlene Geld wieder beisammen hatten.
Das Problem, mit dem sie sich nun konfrontiert sahen, war das Finden von Gegnern. Die meisten in der Menge hatten längst erkannt, dass Peto bestimmte, wann er die Kämpfe beendete – wichtiger noch, sie hatten erkannt, mit welcher Leichtigkeit er seine Siege errang. In fünf Kämpfen war er gerade dreimal von einem seiner Gegner getroffen worden. Es gab zwar zweifellos genügend Männer, die harte Schläge austeilen konnten, aber keiner traute sich, gegen einen Mann anzutreten, den sie nicht treffen konnten. Als es schon fast danach aussah, als würde sich kein neuer Herausforderer mehr melden, trat ein Mann vor.
Und er tat es auf eine höchst dramatische Art und Weise.
Sanchez stand zusammen mit den Mönchen und dem Ringdirektor in einer Ecke und diskutierte über den Mangel an Herausforderern, als ein gewaltiges Motorengebrumm aus dem Hintergrund des Boxzelts ertönte. Es war laut genug, um die Menge zum Schweigen zu bringen, und jeder Kopf drehte sich zu der gewaltigen Harley-Davidson um, die durch den Eingang ins Zelt gerollt kam. Die Menge teilte sich wie das Rote Meer vor Moses und den Israeliten. Das Motorrad war einer der guten alten Chopper wie der, auf dem Dennis Hopper und Peter Fonda in Easy Rider herumgefahren waren. Es war sehr gepflegt – sein Besitzer liebte die Maschine offensichtlich, denn sie sah aus wie neu. Die silberne Lackierung glänzte, und der Chromzierrat glitzerte, als käme die Harley direkt aus dem Verkaufsraum, während der große Zwei-Zylinder-V-Motor offensichtlich perfekt getunt war, denn er schnurrte wie eine zufriedene Katze.
Für die Einheimischen im Zelt jedoch war die Harley nicht halb so aufregend wie der Anblick des Mannes, der auf ihr saß. Er war bestens bekannt in der Gegend. Auch der Ringdirektor erkannte ihn augenblicklich und begab sich unverzüglich in die Mitte des Rings, wo er die Menge aufpeitschte. Es war reichlich weiteres Geld zu verdienen, der Tag war
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