Das Buch ohne Namen - Anonymus: Buch ohne Namen - The Book With No Name
zurück.
»Was war das?«
»Ich sagte fick dich selbst, du hässliches Affengesicht von einem Arschloch!«
Kacy hatte ständig Angst vor einer Situation wie dieser. Dante hatte die unberechenbare Angewohnheit, so zu reagieren. Immer wieder und in unregelmäßigen Abständen verspürte er den Drang, sich zu behaupten, wenn er von jemandem provoziert wurde, der ihm entweder vorgesetzt war oder – wie in diesem Fall – sicher fünfundzwanzig Kilo mehr auf die Waage brachte.
Der massige Ringassistent Hammerheads stellte den Spuckeimer beiseite, den er gehalten hatte, und brachte sein Gesicht so dicht vor das von Dante, wie es nur möglich war, ohne ihn zu berühren.
»Sag das noch mal, Sonnenschein. Los, sag es.« Sein Tonfall war beinahe freundlich.
Es entstand eine nervöse Pause, während Dante seine Antwort überdachte. Kacy tat ihm einen Gefallen, indem sie einsprang und für ihn redete.
»Was würden Sie und Ihr Freund Hammerhead dazu sagen, fünftausend Mäuse für ein paar Stunden Arbeit zu verdienen?«, fragte sie und lächelte ihn mit ihrem strahlendsten, einladendsten Lächeln an.
Der Ringassistent starrte immer noch Dante in die Augen, doch er hatte Kacys Angebot gehört und schien darüber nachzudenken. Es dauerte nicht lange, und auf seinem Gesicht erschien ein breites Grinsen.
»Ich sag euch was, Leute. Ihr wartet hübsch, bis der Kampf vorbei ist, und dann setzen wir uns hin und reden. Hammerhead hat nach diesem Kampf eine Pause. Wir können nach hinten gehen und über euer Angebot reden.«
»Danke sehr«, sagte Kacy immer noch lächelnd, als hätte sie einen Kleiderbügel zwischen den Wangen.
Dante und der Ringassistent starrten sich noch ein paar Sekunden länger an, bevor Kacy ihren Freund mit sich zurück in die Menge zog.
Sekunden später ertönte der Gong, und der Kampf nahm seinen Lauf. Es war ein kurzer Kampf. Kacy und Dante beobachteten ehrfürchtig, wie Hammerhead durch den Ring sprang, um einen frühen Treffer zu landen, noch bevor der Gong verklungen war. Der kleine kahlköpfige Bursche in der orangefarbenen Jacke drehte sich in seiner Ecke um und erwischte einen Dampfhammer von Faustschlag, der ihn fast aus dem Ring befördert hätte, als die Runde noch keine zwei Sekunden lang dauerte.
Er erholte sich zur Überraschung aller rasend schnell von diesem schweren Treffer, und zum Erstaunen der Menge (einschließlich Dante und Kacy, doch nicht Sanchez) verpasste der kleine Bursche Hammerhead eine Tracht Prügel, wie dieser sie wohl seit seiner Kindheit nicht mehr erlebt hatte.
Zuerst lenkte der kleine Kerl einen unglaublich schnellen, kräftigen Schlag gegen Hammerheads Hals, der den Riesen rückwärts stolpern und nach Atem ringen ließ. Einen Sekundenbruchteil später wurde er von einem fliegenden Tritt an die Schläfe erwischt, und bevor Hammerhead begriff, was ihn getroffen hatte, befand er sich im Schwitzkasten und bekam keine Luft mehr. Er verlor das Bewusstsein.
Die ganze Angelegenheit war nach weniger als dreißig Sekunden vorbei.
Zuerst stand die Menge schweigend und wie betäubt da, nicht ganz sicher, was sie gerade mit eigenen Augen beobachtet hatte. Jeder Einzelne von denen, die auf Hammerheads Sieg gewettet hatten (und davon gab es nicht wenige), wollte am liebsten glauben, dass der Kampf manipuliert worden war. Jeder Kampf, bei dem ein viel kleinerer Bursche gegen einen Riesen gewann, sah immer aus wie manipuliert. Unglücklicherweise schien das diesmal jedoch nicht zu stimmen. Hammerhead hätte sich niemals so von einem derart lächerlich aussehenden Gegner wie »Peto dem Unschuldigen« verprügeln lassen. Es musste echt gewesen sein.
Als dem Publikum schließlich dämmerte, was passiert war, ging ein lauter Aufschrei durch die Masse, eine Mischung aus Johlen und Jubelrufen. So gut wie jeder hatte Geld verloren, doch es war eine Freude, einen Schläger so untergehen zu sehen wie diesen Hammerhead, noch dazu gegen einen so winzigen, unscheinbar wirkenden Gegner.
Verwirrt vom Lärm und Gejohle standen Kyle und Peto im Ring, während Hammerhead unter lauten Buhrufen auf einer Trage nach draußen gebracht wurde. Die beiden Mönche schätzten, dass Peto nun die Position des Kämpfers erobert hatte, den es zu schlagen galt. Jeder im Zelt wollte ihn erneut kämpfen sehen. Die Frage lautete nur: Wer würde sein nächster Gegner werden?
Einunddreißig
Sanchez war ekstatisch. Er hatte einen Tausender an Petos schnellem und vernichtendem Sieg über Hammerhead verdient.
Weitere Kostenlose Bücher