Das Buch ohne Namen - Anonymus: Buch ohne Namen - The Book With No Name
und hob die Arme in die Höhe zu einer Geste, mit der er seinen bevorstehenden Sieg feierte.
Zweiunddreißig
Dante und Kacy hatten die Kämpfe seit Hammerheads Niederlage mit wachsendem Interesse verfolgt. Kacy mochte den kleinen kahlen Burschen, der zuerst Hammerhead und dann noch fünf weitere Kerle niedergestreckt hatte, die sich getraut hatten, ihn herauszufordern. Dante war nicht so begeistert von ihm. Er wollte einen Leibwächter, der die Leute von vornherein abschreckte, allein durch sein Aussehen. Der kleine Bursche war nicht ihr Mann. Abgesehen davon störte Dante noch etwas anderes.
Eigentlich waren es sogar mehrere Dinge, die ihn störten. Erstens, jeder im Boxzelt schien jeden anderen auf die eine oder andere Weise zu kennen. Zweitens, und viel wichtiger, dämmerte ihm allmählich, dass es mehr als nur einen Grund für seine Antipathie gegen den kleinen Mann gab, den sie »Peto den Unschuldigen« nannten.
»Kacy, sieh dir diesen Peto und seinen Freund, der ihm so ähnlich sieht, einmal genauer an. Was fällt dir an den beiden auf?«
»Na ja, sie sehen einander sehr ähnlich«, sagte Kacy neckisch.
»Gottverdammt, das sehe ich selbst! Was fällt dir sonst noch auf? Ich meine, komm schon, Kacy – zwei kleine kahlköpfige Kerle in orangefarbenen Jacken und weiten schwarzen Hosen – sagt dir das denn gar nichts?«
»Sie sind farbenblind?«
»Nein, Baby. Sie sind Mönche. Sieh sie dir an! Das sind die verdammten Mönche! Verdammt harte Bastarde von Mönchen obendrein! Ich sage dir, wir sehen zu, dass wir Land gewinnen! Diese Kerle sind vielleicht hier, um uns zu töten! Die verrückte alte Wahrsagerin hat gesagt, dass wir den Stein loswerden sollen, bevor wir umgebracht werden! Genau wie der Professor.«
Die Erkenntnis, dass Dante ausnahmsweise schneller gedacht hatte als sie, ließ bei Kacy sämtliche Alarmglocken schrillen.
»Mein Gott, du hast recht!« Sie stockte sekundenlang, während sie überlegte. »Aber vielleicht können wir ihnen die Halskette verkaufen?«
»Keine Chance«, sagte Dante und schüttelte den Kopf. »Der Professor schien zu glauben, dass wir ein paar Tausender dafür bekommen können. Du hast gesehen, was diese Mönche für harte Burschen sind. Wenn wir ihnen sagen, dass wir den blauen Stein haben, reißen sie uns die Köpfe ab und nehmen uns den Stein einfach weg. Wir gehen einfach in Deckung und versuchen morgen früh, den Stein an einen Juwelier oder einen Antiquitätenhändler zu verkaufen. Und dann machen wir, dass wir aus dieser verdammten Stadt verschwinden!«
»Und was ist mit unserer Suche nach einem Leibwächter?«
»Ich hab’s mir anders überlegt. Es ist zu riskant, denke ich. Jeder hier im Zelt scheint mit jedem irgendwie befreundet zu sein. Ich sage, wir ziehen den Kopf ein. Ich schätze, wir können niemandem vertrauen.«
»Okay. Ich vertraue dir, Dante. Ich vertraue dir immer. Wenn du sagst, wir gehen, dann gehen wir.«
Und das taten sie. Unmittelbar vor dem Kampf zwischen Peto und Rodeo Rex. Die Paranoia, die in ihnen erwacht war nach allem, was sie über das Auge des Mondes gehört hatten, zeigte erste Auswirkungen. Dante war überzeugt, jeder im Zelt würde sie verstohlen beobachten. Es schien, als wüsste jeder, was sie bei sich trugen.
In seinem misstrauischen Zustand glaubte er, jeder würde Kacy anstarren und das, was sie an einer Kette um den Hals trug. Auch wenn das Auge unter ihrem weißen T-Shirt verborgen war, fühlten sich beide, als wäre es für jeden ungehindert zu sehen.
Das war es glücklicherweise jedoch nicht. Sie waren bereits gewarnt worden, dass eine Reihe von Leuten sie ohne Zögern töten würde, um den Stein in die Finger zu bekommen. Auf dem Weg nach draußen passierten sie eine dieser Personen, einen Mann mit einer Kapuze über dem Kopf, der sie innerhalb einer Sekunde umgebracht hätte, hätte er gewusst, was sie bei sich trugen.
Dreiunddreißig
Die Städtische Bücherei von Santa Mondega war ganz einfach riesig, auch wenn es dem verblüfften Miles Jensen ein völliges Rätsel war, warum ein solches Kaff eine derart große Bibliothek brauchte. Oder verdiente. Die Bücherei zog sich über drei Stockwerke, und – beeindruckender noch – jedes Stockwerk war so groß wie eine Sportarena. Reihe um Reihe von bis unter die zehn Meter hohen Decken reichenden Regalen voller Bücher. Jede Etage hatte eine gemütlich eingerichtete Leseecke ein Stück abseits der Bücherstapel, wo es kostenlos Kaffee gab, ausgeschenkt von
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