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Das Buch ohne Staben - Anonymus: Buch ohne Staben - The Eye of the Moon

Titel: Das Buch ohne Staben - Anonymus: Buch ohne Staben - The Eye of the Moon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anonymus
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einzigen Kollegen oder einer Kollegin anzufreunden. Jedes Mal, wenn sie jemanden kennen lernte und dachte, sie kämen sich näher und verstünden sich, erzählte unausweichlich irgendjemand von ihrer bunten Vergangenheit, und schon bald darauf schlief die neue Freundschaft wieder ein. Sie hatte sich im Verlauf der Jahre daran gewöhnt; tatsächlich war es einer der Gründe, warum das häufige Wechseln der Arbeitsstelle ihr nicht so viel ausmachte. Es war nicht schön, zu lange bei einem Job zu bleiben, wenn man wusste, dass alle einen hassten.
    Cromwell nahm auf seinem schwarzen Ledersessel hinter dem Schreibtisch Platz, während Beth stehen blieb und die Regale voller Bücher an den Wänden zu ihrer Rechten und ihrer Linken bewunderte.
    »Bitte nehmen Sie doch Platz«, sagte Cromwell und deutete auf einen der beiden Sessel auf ihrer Seite des antiken Eichenschreibtischs.
    Beth lächelte höflich und setzte sich auf den Sessel zu ihrer Linken. »Ich nehme an, Sie wollen die hier zurückhaben?«, fragte sie und zupfte an der Schulter ihres dunkelblauen Kittels. Es war eine der drei Arbeitsmonturen, die sie zu Beginn ihrer Arbeit vom Museum erhalten hatte.
    Er lächelte sie mitfühlend an. »Sie haben sich gut geschlagen, um sechs Monate zu überstehen, nicht wahr?«
    »Besser als gewöhnlich«, antwortete sie. Sie spürte, wie eine Träne in ihrem rechten Auge aufstieg. Trotz der Tatsache, dass niemand vom Museum mit ihr redete, war es einer ihrer besseren Jobs gewesen, und sie fürchtete den Gedanken daran, sich auf die nächsten Einstellungsgespräche vorbereiten zu müssen, um woanders eine neue Arbeit zu finden.
    »Nun, Beth, wie ich höre, haben Sie nicht viel Kontakt zu den übrigen Mitarbeitern des Museums? Wie es scheint, essen Sie auch jeden Tag für sich allein?«
    »Na ja, es ist so, ich … es ist nur … ich habe keine Freunde.« Es tat weh, das laut auszusprechen, und sie spürte, wie die Träne in ihrem Auge rasch größer wurde.
    »Keine Freunde? Hmmm.« Cromwell trommelte für ein paar Sekunden nachdenklich mit den Fingern auf der Tischplatte. »Sie haben sich für den Rest der Woche frei genommen, nicht wahr?«
    »Äh … ja. Soll ich …? Das war es also? Soll ich nach meinem Urlaub nicht wieder ins Museum zurückkommen?«
    Cromwell bückte sich nach rechts und hob etwas auf. Er legte den Gegenstand, der in braunes Papier eingewickelt war, direkt vor ihr auf den Schreibtisch. Er war ungefähr so groß wie ein Kissen und schien etwas Weiches zu enthalten.
    »Haben Sie Pläne für Ihren Urlaub?«, erkundigte sich Cromwell freundlich. Seine Fragen begannen Beth nervös zu machen. Die meisten Menschen machten sie nervös, aber Autoritätspersonen wie der Professor machten sie noch nervöser.
    »Verzeihung?«
    »Ihr Urlaub. Sie haben sich drei Tage frei genommen. Ich wollte nur wissen, ob Sie wegfahren.«
    »Oh. Nein, eigentlich nicht. Ich fahre nicht weg, heißt das. Wahrscheinlich suche ich nach einer neuen Stelle, meine ich.«
    »Tun Sie das noch nicht«, sagte Cromwell lächelnd.
    Beth vermochte nicht zu entscheiden, ob er ihr damit sagen wollte, dass sie nicht gefeuert war, oder ob er sich auf ihre Kosten amüsierte. Und weil sie nicht überheblich erscheinen wollte, nahm sie an, dass es Letzteres sein musste.
    »Okay. Also wann hört meine Arbeit auf?«
    »Wann Sie es wollen, Beth. Oder wenn Sie eine wertvolle antike Vase auf dem Kopf von Simmonds zerschlagen«, antwortete Cromwell lächelnd.
    »Es tut mir leid, aber ich kann Ihnen nicht folgen.«
    »Ich denke nicht daran, Sie zu feuern, Beth. Sie sind fleißig und leisten gute Arbeit. Und am ersten Tag nach Ihrem Urlaub werden Sie und ich gemeinsam in der Kantine essen gehen.«
    Beth war sprachlos. »Ehrlich? Um wie viel Uhr?«, waren die ersten Worte, die ihr in den Sinn kamen.
    »Zu Mittag. Ich weiß nicht, um wie viel Uhr. Wann immer Sie in die Pause gehen. Kommen Sie mich abholen, wenn Sie so weit sind. Gott weiß, ich esse inzwischen seit so langer Zeit allein zu Mittag, ich könnte wirklich hin und wieder ein wenig Gesellschaft gebrauchen. Ich glaube nicht, dass irgendjemand sonst mit mir zusammensitzen möchte, also erwarte ich als Gegenleistung dafür, dass ich Sie nicht entlasse – trotz gegenteiliger Empfehlung seitens des Pferdeschwänzigen –, dass Sie von heute an einmal in der Woche mit mir zu Mittag essen. Natürlich nur, wenn Sie damit einverstanden sind?«
    Beth fummelte nervös an ihren langen braunen Haaren. Der

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