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Das Buch ohne Staben - Anonymus: Buch ohne Staben - The Eye of the Moon

Titel: Das Buch ohne Staben - Anonymus: Buch ohne Staben - The Eye of the Moon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anonymus
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Professor war ein richtiger Gentleman – und in seinen jungen Jahren wahrscheinlich ein Ladykiller gewesen. Und obwohl sie wusste, dass es reines Erbarmen von seiner Seite war, reichte die Freundlichkeit seiner Geste, um die Träne in ihrem rechten Auge überlaufen zu lassen. Sie kullerte über ihre Wange herab, und Beth wischte sie diskret ab, indem sie die Bewegung mit ihrem Haarefummeln tarnte. Sie hoffte, dass der Professor es nicht bemerkt hatte.
    »Danke sehr, Professor Cromwell. Das mache ich.«
    »Gut. Aber Sie haben mir immer noch nicht verraten, welche Pläne Sie für Ihren Urlaub haben.«
    »Oh. Na ja, eigentlich keine. Wirklich nicht.« Sie fummelte unbehaglich an ein paar langen Strähnen über ihrem Ohr.
    Cromwell lächelte sie erneut an und schob das braune Paket vor sie hin. »Es sind heute achtzehn Jahre, nicht wahr?«, fragte er.
    Beth starrte zu Boden. »Ja.« Ihre Stimme war ein kaum hörbares Flüstern.
    »Halloween vor achtzehn Jahren. Es muss eine furchtbare Nacht gewesen sein.«
    »Ja. Ja, es war furchtbar.«
    »Nun, das hier ist für Sie. Ein Geschenk von mir.« Cromwell nickte in Richtung des Pakets. »Machen Sie es auf. Es gehört Ihnen.«
    Nervös streckte Beth die Hände nach dem Paket aus, als rechnete sie damit, dass er es ihr wieder wegschnappen könnte. Als sie es sicher hatte, begann sie es auszuwickeln. Es war an beiden Enden mit dickem Klebeband versiegelt. Nicht gerade hübsch, die Verpackung, doch wer war sie, sich darüber zu beschweren?
    Als sie mit Auspacken fertig war, sah sie ein weiches, sehr warm aussehendes Sweatshirt mit einer Kapuze und einem Reißverschluss auf der Vorderseite. Sie nahm es hoch und hielt es vor sich hin, und dabei fiel etwas anderes klappernd auf den Schreibtisch.
    »Oh, bitte entschuldigen Sie!«, sagte Beth erschrocken, weil sie befürchtete, durch ihr Ungeschick das Holz des kostbaren Möbels zerkratzt zu haben.
    »Keine Sorge, Beth«, sagte der Professor amüsiert und hastig zugleich, um sie zu beruhigen. Sie war wirklich außerordentlich schüchtern, dachte er.
    Beth lächelte scheu und hielt das blaue Kapuzensweatshirt hoch. »Vielen, vielen Dank, Sir«, sagte sie. Sie klang aufrichtig erfreut.
    Auf dem Schreibtisch vor ihr lag, wo sie aus dem Paket gefallen war, eine silberne Kette mit einem silbernen Kruzifix daran. In das Kruzifix eingelassen war ein kleiner blauer Stein.
    »Ist das auch für mich?«, fragte sie.
    »Ja. Ich möchte, dass Sie heute Nacht, wenn Sie an den Pier gehen, das Sweatshirt und die Halskette tragen.«
    »Was?« Beths Verwirrung war allzu offensichtlich, und sie errötete heftig.
    »Sie gehen doch jedes Jahr an Halloween zum Pier hinunter, oder nicht?«
    »Ja, aber … woher …?«
    »Sagen wir, dass ich gerne ein wenig informiert bin über die Leute, die für mich arbeiten. Sie wissen schon, persönliche Details. Wenn ich recht informiert bin, gehen Sie jedes Jahr in der Nacht von Halloween hinunter zum Pier und frieren sich halb zu Tode, und das kann ich nicht dulden. Ich möchte nicht, dass Sie sich erkälten und sich womöglich den Urlaub verderben. Das Kruzifix ist nur zur Sicherheit. Es soll böse Geister vertreiben. Der Stein in der Mitte ist in Wirklichkeit eine winzige Ampulle. Sie enthält Weihwasser aus der Sixtinischen Kapelle in Rom.«
    Beth war sprachlos vor Dankbarkeit. »Danke, Professor Cromwell. Vielen, vielen Dank! Ich weiß gar nicht, was ich sagen soll. Das ist ein wundervolles Geschenk!«
    »Das müssen Sie nicht sagen, Beth. Es freut mich, dass es Ihnen gefällt. Aber ich bin neugierig wegen dieser Geschichte. Warum ausgerechnet der Pier? Es ist sehr gefährlich dort unten. Ist es, weil man Sie dort verhaftet hat, vor achtzehn Jahren?«
    »So ähnlich«, antwortete Beth, indem sie sich die Halskette umlegte und das Kruzifix zurechtzog, bis es in der Mitte hing. »Ich war mit einem Jungen verabredet, um ein Uhr in der Nacht, in der ich verhaftet wurde. Ich glaube, ich habe ihn nicht getroffen, weil ich zu spät kam, aber eine Wahrsagerin, die am Pier ihren Wagen hatte, sagte, er würde zurückkommen. Also warte ich jedes Jahr dort am Pier, von Mitternacht bis ein Uhr morgens. Ich weiß, es klingt albern, aber es ist eine Art Tradition geworden, seit ich aus dem Gefängnis entlassen wurde.«
    »Eine Wahrsagerin also? War es vielleicht die Mystische Lady?«
    »Ja. Ihr Name war Annabel de Frugyn. Sie wurde letztes Jahr ermordet.«
    »Ich erinnere mich, davon gelesen zu haben. Diese Frau war

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