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Das Buch ohne Staben - Anonymus: Buch ohne Staben - The Eye of the Moon

Titel: Das Buch ohne Staben - Anonymus: Buch ohne Staben - The Eye of the Moon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anonymus
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zweifellos ein wenig exzentrisch, meinen Sie nicht? Sie hat alle möglichen merkwürdigen Dinge vorhergesagt. Sie behauptete, dass es ein Erdbeben in Santa Mondega geben würde, am vierten März vor drei Jahren. Es hat eine richtige Panik gegeben, aber das Erdbeben fand nie statt. Eine eigenartige Person, alles, was recht ist. Vielleicht auch eine Trickbetrügerin. Sie hat ständig die Nachrufe und Todesanzeigen gelesen.«
    »Ich weiß, Professor Cromwell. Trotzdem, ich möchte lieber an das glauben, was sie mir gewahrsagt hat. Sie halten mich wahrscheinlich für töricht, und ich weiß, dass alle mich die ›Irre Beth‹ nennen, aber damit muss ich eben leben. Eine Stunde am Pier an Halloween ist für mich besser als für andere Leute Weihnachten. Das mag verrückt klingen, aber so ist es nun einmal. Trotz all der grausigen Dinge, die in jener Nacht vor achtzehn Jahren passiert sind, war es immer noch die beste Nacht meines Lebens. Wenn die Leute glauben, dass ich deswegen eine Irre bin, dann meinetwegen.«
    Cromwell erhob sich aus seinem Sessel. »Ich bewundere Ihren Mut, meine Liebe«, sagte er warmherzig. »Nehmen Sie sich den Rest des Tages frei. Ziehen Sie dieses Sweatshirt an, und tragen Sie das Kruzifix so, dass man es sehen kann. Ich werde ein Gebet sprechen, dass Ihr Geliebter heute Nacht zu Ihnen zurückkommt.«
    »Danke, Sir«, sagte Beth. Sie stand auf und packte das blaue Sweatshirt. »Sie sind so großzügig. Danke für alles, und bis in drei Tagen.«
    »Das hoffe ich doch sehr.«

Neununddreißig
    Nach seinem kurzen Flirt mit der Gefahr, heraufbeschworen durch das Wiederauftauchen des Bourbon Kid, war Sanchez so schnell er konnte zur Tapioca Bar zurückgerannt. Er platzte schwitzend und nach Atem ringend wie ein Besessener durch die Tür. Zu seiner Bestürzung war der Barraum nicht so, wie er ihn gerne angetroffen hätte. Ein Clan von sechs Werwölfen saß zusammen mit einer Nutte mitten im Raum an einem großen Tisch. Die Werwölfe waren eine verlotterte Bande wie die meisten von ihrer Art. Ungekämmt, unrasiert und ein gutes Stück haariger als ein gewöhnlicher Kunde – und der gewöhnliche Kunde in der Tapioca Bar war üblicherweise ziemlich haarig. Mit Ausnahme der Nutte waren sie die einzigen trinkenden Gäste im Lokal – wahrscheinlich, weil alle anderen beim Anblick der Werwölfe gegangen waren.
    Sanchez erkannte den Anführer der Bande – es war MC Pedro, der nichtsnutzige Möchtegern-Star. Ein absoluter Vollidiot (wie die meisten Werwölfe, um die Wahrheit zu sagen), der nicht die geringste Ahnung hatte, wie beschissen dämlich der Eindruck war, den er machte. Er trug eine angemessene Garderobe für einen verhinderten Rapper, ein übergroßes gelbes Basketball-Shirt der LA Lakers mit der Nummer 42. Die Nutte saß auf seinem Knie, und das war kein hübscher Anblick. Sie sah mitgenommen aus in ihrem knapp geschnittenen roten Kleidchen, das nichts der Fantasie überließ, und ihr pechschwarzes Haar war völlig zerzaust, was darauf schließen ließ, dass sie ihre Kundschaft bereits einige Male auf der Herrentoilette hinten im Laden bedient hatte. Sanchez lief rot an vor Wut beim Anblick dieses Verlierers und seiner Nutte, der zusammen mit seinen Verlierer-Freunden in seinem Laden saß und feierte.
    »Hey, ich dachte, ich hätte euch gesagt, ihr Typen sollt euch nie wieder in meinem Laden blicken lassen!«, brüllte er sie an, und es klang weitaus mutiger, als er selbst es erwartet hätte.
    »Ganz ruhig, Mann«, antwortete MC Pedro und erhob sich von seinem Platz, wodurch die Nutte von seinem Knie rutschte und auf dem Boden landete. Er näherte sich Sanchez mit einem arroganten Stolzieren, das ganz besonders dämlich aussah, weil sein Basketball-Shirt bis über die Knie seiner schwarzen Combat-Hose hing und nicht weit genug war, um die raumgreifenden Schritte zu ermöglichen. Als er kaum noch einen halben Meter von Sanchez entfernt war, blieb er stehen und erging sich – in dem vergeblichen Bemühen, Sanchez und seine eigenen Kumpane zu beeindrucken – in einem seiner berüchtigten Raps. » Hey, was ’n los, du verfickta Mothafucka? Der Mond is noch nicht raus, also piss dich nicht ein, klar? Lass es mich dir genau erklären, wir nehmen noch ’nen Klaren, klar? Noch ein’ Schluck, mehr brauchen wir net, und dann, Bruder, schütteln wir deine Flosse und sind weg. «
    Sanchez hatte eine Abneigung gegen Rap, doch wenn er so beschissen war wie dieser und überhaupt keinen Sinn ergab,

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