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Das Buch ohne Staben - Anonymus: Buch ohne Staben - The Eye of the Moon

Titel: Das Buch ohne Staben - Anonymus: Buch ohne Staben - The Eye of the Moon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anonymus
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Fingernägel wurden beinahe ausgerissen, so verzweifelt krallte er sich im staubigen Boden fest in dem vergeblichen Bemühen, in Kontakt zu bleiben mit der zivilisierten Welt da draußen.
    Und dann tauchte – nur für den Bruchteil einer Sekunde – eine Gestalt mit einer Kapuze über dem Kopf in Sanchez’ Blickfeld auf.
    Und die Tür wurde krachend zugeschlagen.
    Es war das Stichwort für Sanchez, sich extrem dünnzumachen. Aus dem Staub. Er wirbelte herum und rannte die Straße hinunter, so schnell ihn seine müden Beine trugen. Die nächste Bar in dieser Richtung lag mehr als anderthalb Kilometer entfernt. Es war seine eigene, und Sanchez musste so schnell wie möglich hin und Fenster und Türen vernageln und verrammeln, bevor der Bourbon Kid zu ihm kam.
    Und er musste Jessica warnen.

Achtunddreißig
    Beth war grässlich nervös. Sie mochte diesen Korridor nicht, an dessen Ende das Büro von Bertram Cromwell lag. Er war unheimlich, und an den Wänden zur Rechten und Linken hing eine Anzahl sehr düsterer Gemälde. Finstere Gestalten starrten auf sie herab, als sie an ihnen vorüberkam. Es wurde nicht viel besser, als sie die große schwarze Tür am Ende des Korridors erreichte. Die war genauso unheimlich wie die Bilder. Sie hatte einen großen goldfarbenen Türknauf in Hüfthöhe auf der rechten Seite und in Augenhöhe ein kleines silbernes Namensschild, auf dem in dünnen goldenen Buchstaben das Wort Cromwell eingraviert war.
    In den zehn Jahren, die sie im Gefängnis verbracht hatte, hatte Beth gelernt, Autorität in gleichem Maße zu hassen, zu respektieren und zu fürchten. Und in das Büro einer Respektsperson gerufen zu werden, sei es der Gefängnisdirektor oder der Direktor eines Museums, hatte nie etwas Gutes bedeutet, sondern Ärger, und so war sie noch nervöser als üblich. Sie zählte bis drei, um sich eine Atempause zu verschaffen, dann klopfte sie zweimal an. Einen Moment später vernahm sie von der anderen Seite Cromwells lautes »Herein!«
    Sie drehte den Türknauf nach links und drückte. Die Tür öffnete sich nicht. Also drehte sie den Knauf nach rechts und drückte erneut. Die Tür wollte sich immer noch nicht öffnen. Beth erinnerte sich, dass sie schon einmal in Cromwells Büro gewesen war, ein paar Monate zuvor, doch sie konnte sich weder erinnern, wie die Tür zu öffnen war noch ob sie selbst sie geöffnet hatte. Sie versuchte noch mehrere Male, den Knauf in verschiedene Richtungen zu drehen und zu ziehen statt zu drücken, und je länger ihre Bemühungen erfolglos blieben, desto nervöser wurde sie. Nach vielleicht zwanzig schmerzlichen Sekunden fühlte sie sich allmählich gedemütigt. Sie musste dem Professor vorkommen wie eine dumme Kuh, die nicht imstande war, eine Tür zu öffnen. Jede verstrichene Sekunde brachte sie dem Moment näher, in dem sie durch die Tür rufen und ihre verzwickte Lage gestehen musste.
    Schließlich, gerade als ihr der nervöse Schweiß ausbrach, öffnete sich die Tür von der anderen Seite, dank Professor Bertram Cromwell. Er stand vor ihr, makellos gekleidet wie immer, und lächelte sie an.
    »Ich … es tut mir leid, aber ich … ich konnte nicht … die Tür … sie wollte einfach nicht … ich habe den Knauf gedreht, aber …«
    »Das macht doch gar nichts«, sagte der Professor freundlich. »Viele Menschen haben Schwierigkeiten mit dieser Tür.«
    Beth spürte, dass seine Worte lediglich dazu dienen sollten, sie zu beruhigen. Die Chance stand nicht schlecht, dass noch nie zuvor jemand Probleme mit dieser elenden Tür gehabt hatte. Sie war bestimmt die Erste. Was für eine Idiotin sie doch war, und was für ein grauenvoller Start für ihr Gespräch mit dem Professor. Ganz besonders, weil sie das schleichende Gefühl hatte, dass sie im Begriff stand, gefeuert zu werden. Seit ihrer Entlassung aus dem Gefängnis war sie aus jedem Job gefeuert worden. Wohin sie auch ging, wenigstens einer ihrer neuen Kollegen, wenn nicht alle, beschwerte sich bei der Geschäftsleitung, dass er sich unwohl fühlte in ihrer Gegenwart und nicht mit ihr zusammenarbeiten konnte. Es war schon eine Leistung, dass sie sechs Monate hier im Museum überstanden hatte, und das lag wahrscheinlich hauptsächlich daran, dass Cromwell früher ihren Vater gekannt hatte. Jedenfalls hatte man ihr das erzählt.
    Sie hatte als Putzfrau im Museum gearbeitet, nachdem Cromwell so freundlich gewesen war, ihr eine Anstellung zu geben, doch es war ihr nicht gelungen, sich auch nur mit einem

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