Das Buch ohne Staben - Anonymus: Buch ohne Staben - The Eye of the Moon
von beiden hatte während Dantes Schimpfkanonade auf den Bourbon Kid geachtet. Er war unbemerkt in den Wagen gestiegen und hatte die Fahrertür hinter sich geschlossen. Das Rumpeln des startenden Motors geriet in den Fokus ihrer Aufmerksamkeit. »Schön, dann sitze ich eben jetzt vorne«, sagte Dante und ging zur Beifahrertür. Unglücklicherweise jedoch löste der Bourbon Kid in diesem Moment die Handbremse und drückte das Gaspedal durch. Der Wagen machte einen Satz und jagte davon.
Peto und Dante verfolgten ihn vielleicht zwanzig Meter weit, während es die ganze Zeit über immer stärker regnete und der Wind immer stärker in Richtung Stadt wehte. Doch es war vergeblich. Der Wagen hielt nicht wieder an. Der Bourbon Kid war ihnen entwischt.
»Oh, verdammte Scheiße. Das ist wirklich großartig!«, stöhnte Dante. »Gut gemacht, wirklich ganz ausgezeichnet.« Er applaudierte Peto sarkastisch.
Der Mönch sah ihn entschuldigend an. »Hey, komm schon. Lass uns ein Stück weit gehen. Es dauert bestimmt nicht lang. Ich verspreche, ich mache es wieder gut, ja? Wir haben immer noch das Auge des Mondes, meine tödlichen Fäuste und deinen Gummiknüppel. Es wird ein Kinderspiel von hier aus. Wer braucht schon den Bourbon Kid und diesen beschissenen Wagen?«
Dante stieß einen frustrierten Seufzer aus. »Kann es eigentlich noch schlimmer kommen?«, fragte er sich laut.
Wie zur Antwort auf seine Frage gab es einen weiteren Lichtblitz, der diesmal von einem erstaunlich lauten Donnerhall gefolgt wurde. Was noch Momente zuvor wie ein Wolkenbruch ausgesehen hatte, wirkte fast wie ein Nieselregen im Vergleich zu dem, was nun folgte. Der Regen prasselte herab, wie sie es noch nie erlebt hatten. Dante bedachte Peto mit einem letzten bösen Blick, dann setzte er sich in Bewegung und trottete mitten über die Straße in Richtung Santa Mondega International Hotel davon. Peto folgte ihm dicht auf den Hacken. Die beiden waren nach kürzester Zeit völlig durchnässt, und Petos Dreadlocks verloren bald jeden Halt. Blut und Schmutz auf ihrer Kleidung und ihren Gesichtern lösten sich im Regen auf und flossen in den Rinnstein.
»Hey, Dante!«, rief Peto Dante zu. »Keine Sorge, das alles ist in weniger als einer Stunde vorbei.«
Sechsundfünfzig
Kacy saß zusammen mit Roxanne Valdez auf dem gemütlichen cremefarbenen Sofa vor dem Fernseher der Suite. Robert Swann war seit einer Viertelstunde im Bad verschwunden. Er hatte schon den ganzen Abend über Magenschmerzen geklagt, und sie schienen schließlich ihren Tribut zu fordern. Seine Kollegin hatte diskret die Lautstärke des Fernsehers ein wenig erhöht, um die laut trompetenden Geräusche aus dem Badezimmer zu übertönen.
Sie sahen einen Spielfilm mit George Clooney, Burn After Reading – Wer verbrennt sich hier die Finger? Valdez schien sich zu amüsieren, doch Kacy war nicht imstande gewesen, sich auf den Film zu konzentrieren. Sie hegte die Hoffnung, dass dies die letzte Nacht war, die sie im Hotel verbringen musste. Wenn Dante es in einem Stück zurück schaffte und die Informationen brachte, die sie von ihm verlangten, dann durften Kacy und Dante vielleicht nach Hause zurück. Oder nicht? Sie war nicht sicher. Sie mochte Valdez nicht und vertraute ihr noch weniger, und Swann hatte angefangen, sie anzustarren und zu grinsen, wann immer er sie sah, was ihr allmählich unheimlich wurde.
Der Film war vielleicht eine Stunde gelaufen, als Valdez’ Handy summte. Sie nahm das Gespräch hastig an. So hastig, dass Kacy keine Chance hatte, den Klingelton zu identifizieren.
Sie hatte gehofft, dass Dante der Anrufer war, doch er war es offensichtlich nicht. Doch wer auch immer auf der anderen Seite der Verbindung war, er hatte offensichtlich wichtige Informationen, denn Valdez erhob sich und ging in das kleinere der beiden Schlafzimmer, um sicher zu sein, dass Kacy nicht hören konnte, was der Anrufer zu sagen hatte.
Weil Kacy aber zu der neugierigen Sorte gehörte, packte sie die Fernbedienung und drehte George Clooney mitten im Satz den Ton ab. Dann lauschte sie angestrengt in dem Bemühen, alles aufzuschnappen, was Valdez zu sagen hatte.
»Déjà-Vu? Tatsächlich? … Ja, ich kenne ihn … Ich kann seine Adresse innerhalb von fünf Minuten besorgen … Ich weiß, dass er irgendwo auf der South Side wohnt … Sicher. Mache ich.«
Nichts von alledem ergab einen Sinn, trotzdem versuchte Kacy, sich jedes Wort einzuprägen für den Fall, dass Dante bei seiner Rückkehr mehr
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