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Das Buch ohne Staben - Anonymus: Buch ohne Staben - The Eye of the Moon

Titel: Das Buch ohne Staben - Anonymus: Buch ohne Staben - The Eye of the Moon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anonymus
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Tälern auf Raubzug gingen. Und da Kione keine Freunde unter seinesgleichen hatte – im Übrigen auch nicht unter anderesgleichen –, hielt er sich beim Hafen versteckt, manchmal mit nichts mehr als Fischen und Krustentieren zum Fressen. In anderen Nächten – wie dieser hier – stieß er auf wahre Goldgruben. Junge, unschuldige Menschen waren seine Lieblingsmahlzeit, und die Mahlzeit dieses Abends ließ ihm schon beim Anblick das Wasser im Maul zusammenlaufen.
    Er hatte beobachtet, wie der Vogelscheuchenbegleiter des Mädchens aufgebrochen war. Er hatte mit nervösen Blicken verfolgt, wie das Mädchen über die Promenade zum Pier spaziert war, und zur Meeresgöttin Yemayá gebetet, das Mädchen in dieser speziellen Nacht doch bitte schön in seine Richtung zu schicken. Und Yemayá hatte sein Gebet erhört. Sie hatte das junge Ding bereitwillig die Promenade entlang und auf den alten hölzernen Pier geführt, wo Kione wartete. Und wer war er, dass er eine solch wunderbare Opfergabe ablehnte?
    Er hatte sich mit den Fingernägeln in die äußerste Bohle des breiten Bretterstegs verkrallt, während er geduldig auf den perfekten Augenblick zum Zuschlagen wartete. Das Mädchen sah so glücklich und sorglos aus – genauso hatte Kione sie am liebsten. Eine Weile gestattete er ihr, dort am Geländer zu stehen und nach draußen auf das Meer zu sehen, während er im Gegenzug ihre glänzenden roten Schuhe bewunderte. Bald schon würde das blau-weiße Kleidchen, das den größten Teil ihres Fleisches bedeckte, in einer ganz ähnlichen Farbe glänzen, der ihres Blutes. Er konnte nicht anders, als sich bei dem Gedanken die Lippen zu lecken. Eine ganze Weile später, nachdem er sich bis fast zum Orgasmus aufgepeitscht hatte, machte er seinen Zug.
    Mit einer Geschwindigkeit, der das menschliche Auge nicht gewachsen war, schwang er sich aus seinem Versteck unter dem Pier zwischen ihren Füßen und gönnte sich das Vergnügen, nicht mehr als zwanzig oder dreißig Zentimeter vor ihr auf Augenhöhe zwei Meter über der Wasseroberfläche zu schweben. Es war ein Moment exquisitesten Vergnügens. Er genoss es zu beobachten, wie sich der Ausdruck im Gesicht seiner Beute veränderte, wenn ihr bewusst wurde, dass sie in der nächsten Sekunde von einem dreckigen, nach Fisch stinkenden Nachtschrat in abgerissenen braunen Klamotten bei lebendigem Leib gefressen werden würde. Trotz des Entsetzens, das in ihren Pupillen, die sich immer mehr weiteten, aufleuchtete, empfand er beinahe noch mehr Vergnügen angesichts der Tatsache, dass sie keine Ahnung hatte, wie viel Leidenschaft und Lust er ihr zugleich mit dem unerträglichen Schmerz bescheren würde.
    Während er beobachtete, wie ihr Unterkiefer herabsank und sie Anstalten machte zu schreien, begann er sie mit den Augen auszuziehen. Oh, dieses Kleid von ihr herunterzureißen und mit den Augen, den Händen, der Zunge über das seidige weiße Fleisch zu fahren.
    »Hallo, Schätzchen«, schnarrte er mit seiner, wie er meinte, verführerischsten Stimme.
    Für Beth klang es alles andere als das. Es war eine elende Stimme, eine Stimme, die begleitet war von einem faulen Atem wie aus Satans Rektum. Als der anfängliche Schock nachließ, wich sie instinktiv einen Schritt zurück und bedachte ihre missliche Lage. Sollte sie versuchen wegzurennen? Oder sollte sie bleiben und versuchen, sich aus der Situation herauszureden? Ihr Überlebenstrieb setzte ein, und sie wandte sich zur Flucht, doch kaum war sie herumgewirbelt, war Kione schon wieder vor ihr. Er hatte mit geschmeidiger Agilität einen Salto über ihren Kopf hinweg geschlagen, war auf dem Pier zwischen ihr und der Promenade gelandet und versperrte ihr so den Fluchtweg.
    »Oh, bitte!«, bettelte sie. »Tu mir nichts! Ich muss nach Hause.«
    Kione grinste breit und zeigte ihr die großen Fänge in seinem Mund, deren Farbe zum Gelb seiner schmalen, bösen Augen passte. Kleine Brocken von Essensresten faulten in den Lücken zwischen seinen krummen Zähnen. Dieser Vampir war ein dreckiger Bastard, im wahrsten Sinne des Wortes. Unsauber, unangenehm, nicht vertrauenswürdig und ohne jeden Zweifel ein Perverser der allerersten Güte.
    »Los, zieh dein Kleid aus«, sagte er lüstern grinsend.
    »Was?«
    »Dein Kleid. Ausziehen.«
    »Aber … aber … Was? «
    »Du hast mich verstanden. Zieh dich aus. Mach dich nackig für mich. Und mach schnell, hörst du, denn wenn du es nicht tust, mache ich es, und die Leute sagen, ich hätte nicht die

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