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Das Buch ohne Staben - Anonymus: Buch ohne Staben - The Eye of the Moon

Titel: Das Buch ohne Staben - Anonymus: Buch ohne Staben - The Eye of the Moon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anonymus
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da draußen rum und frisst Scheißdreck und was weiß ich. Du bist ein guter Junge. Du hast es ihm gezeigt.« Sie richtete ihren Blick auf Beth. »Alles in Ordnung mit dir, Missy?« Obwohl sie fremd war und hässlich, hatte sie eine merkwürdig beruhigende Ausstrahlung. Eigenartig, dachte Beth. Ein wenig verrückt vielleicht. Aber nicht böse.
    Das junge Paar blieb einen Meter vor ihr stehen, immer noch nicht auf festem Boden.
    »Ja, es geht mir wieder gut, danke«, sagte Beth strahlend, starrte JD an, drückte seine Hand und war kaum imstande, die Freude und Wärme für sich zu behalten, die sie empfand, weil sie an seiner Seite war.
    »Ihr beide solltet nach drinnen kommen«, sagte die Frau und deutete auf einen klapprigen alten Wohnwagen gleich neben der Promenade. »Ich mache euch etwas Warmes zu trinken. Nicht mehr lange, und es regnet in Strömen. Ein schlimmer Sturm zieht auf.«
    Ein Blitz zuckte über den Himmel, und ihre letzten Worte gingen beinahe unter im krachenden Donnergrollen und einem stürmischen Wind, der sich scheinbar aus dem Nichts erhoben hatte. Alle drei zuckten zusammen, und als sie nach oben sahen, wurden sie von einem weiteren Blitz und erneutem Donnergrollen begrüßt. Eine Sekunde später setzte prasselnder Regen aus den dunklen Wolken ein.
    »Scheiße, ich muss los!«, sagte JD zu Beth. »Ernsthaft, ich krieg mächtigen Ärger, wenn ich nicht meinen kleinen Bruder abhole. Ich komme wieder, sobald ich ihn abgeliefert habe. Ist es okay, wenn du hier bei …« Er sah die merkwürdige Frau an. »Wie war noch gleich Ihr Name, Ma’am?«
    »Annabel de Frugyn.«
    Mitten im Donnerhall und dem Rauschen des Regens waren ihre Worte kaum zu verstehen, und so nickte er nur. Die Frau wandte sich um und stemmte sich gegen den Wind und den Regen, um in ihren Wohnwagen zurückzukehren, der höchstens zwanzig Meter entfernt war. Sie humpelte stark, was auf eine gebrochene Hüfte schließen ließ oder wenigstens ein Bein, das deutlich länger war als das andere.
    JD sah ihr neugierig hinterher, gefesselt von ihrem eigenartigen Gang. Dann erwachte er aus seiner vorübergehenden Starre, beugte sich vor und küsste Beth erneut. Er wischte ihr die nassen Haare aus der Stirn und aus den Augen, während ringsum der Sturm toste.
    »Hör zu, du gehst mit dieser Tussi, und ich bin bis ein Uhr zurück, wie ich es versprochen habe, okay?«
    Beth lächelte ihn an und küsste ihn. »Okay.«
    »Okay. Ich bin bald wieder zurück. Versprochen.«
    Er rannte wieder in die Nacht davon und war Sekunden später in der Wand aus Regen verschwunden. Er rannte in Richtung Kirche, ohne zu ahnen, dass der Abend bald eine morbide Wendung zum Schlechten erfahren würde.
    Beth folgte Annabel de Frugyn und holte sie ein, als sie ihren Wohnwagen erreichte. Die merkwürdige Frau lächelte Beth mit einem abscheulichen Lächeln an und entblößte gleich mehrere Zahnlücken. »Wie hat dein Freund mich gerade genannt?«, fragte sie Beth.
    Das Erste, was Beth bewusst wurde, war die Freude, als sie hörte, wie Annabel de Frugyn JD als ihren Freund bezeichnete. Das Nächste war die Erkenntnis, dass JD nicht gerade höflich gewesen war in seiner Ausdrucksweise. Sie lächelte verlegen und schwieg.
    Während sie Annabel in den Wohnwagen folgte, flog Kione der Vampir einen Kilometer entfernt durch den strömenden Regen und kämpfte mit den Windböen, die der Sturm mitgebracht hatte. Hätte er eine Spur von Stolz besessen, die demütigende Tracht Prügel, die er von Seiten des Teenagers auf dem Pier bezogen hatte, hätte eine ernste Schramme hinterlassen. Doch Kione besaß keinen Stolz. Was er hingegen hatte, war die Geldbörse des Teenagers, die er ihm während des Kampfes aus der Tasche geangelt hatte. Eine Geldbörse mit der Adresse des Jungen. Und während Kione noch durch die schäbigen Seitengassen von Santa Mondega flog, plante er bereits seine Rache.

Sechs
    Früher an jenem Abend
    Olivia Jane Lansbury, Witwe dieser Gemeinde, war eine stolze Frau. Sie war außerdem eine von Santa Mondegas wohlhabendsten Einwohnern. Das Haus, das sie vor zwanzig Jahren von ihrem verstorbenen Mann geerbt hatte, war eines der markantesten Gebäude der Stadt. Es lag oben auf einem steilen Hügel am Rand einer schicken Vorstadt und überragte alles andere. Mit nicht weniger als zwanzig Zimmern hätte es ein schickes Hotel abgegeben, doch Olivia Jane brauchte das Geld nicht. Sie war reich genug, auch ohne die zahlreichen Zimmer zu vermieten, die ihr zur Verfügung

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