Das Buch ohne Staben - Anonymus: Buch ohne Staben - The Eye of the Moon
erlesensten Speisen und kostbarem Wein.
Keine zehn Minuten später hatten sich die Gäste ihrer Kleidung entledigt und tollten orgiastisch umher, splitternackt bis auf ihre Masken. Leise klassische Musik erklang, als sie sich in allen möglichen sexuellen Aktivitäten ergingen, die sie nur gelegentlich unterbrachen, um zu essen und zu trinken.
Ihre Gastgeberin hätte nicht so viel Mühe auf ihr Haar und ihr Kleid verwenden müssen. Das Kleid wurde ihr in einem Augenblick der Wollust von einem stämmigen Mann vom Leib gerissen, während ein anderer in ihr Haar packte und ihren Kopf nach unten zwischen seine Lenden drückte. Die Initiation von Olivia Jane zur Aufnahme in ihren satanischen Kult hatte gerade erst begonnen. Der zweistündigen Orgie würde kurz nach Mitternacht der Höhepunkt des Abends folgen. Olivia Janes Aufnahme in den Kult war abhängig davon, dass sie während der Geisterstunde eine Jungfrau opferte.
Und Beth sollte um Mitternacht zu Hause sein.
Sieben
Sanchez bereute längst, dass er den mental beeinträchtigten Jungen mit sich zu Boden gerissen hatte. Der Junge umklammerte ihn wie ein geiler Köter, der sich am Bein irgendeines armen Bastards rieb. Er hatte beide Arme um den Hals des Barmannes geschlungen und starrte ihn anbetungsvoll an.
»Du hast mich gerettet!«, sagte Casper und grinste dümmlich.
»Ja. Ja, das ist richtig«, sagte Sanchez. Wenn der Junge glauben wollte, dass Sanchez ihn um seiner eigenen Sicherheit willen zu Boden gerissen hatte, warum sollte er ihm dann seine Illusionen nehmen, indem er die Wahrheit sagte? In Wirklichkeit hatte er den Knaben lediglich als Schild missbraucht, um sich vor herabjagenden Vampiren zu schützen. Wie es der Zufall wollte, hätte er sich die Mühe sparen können, weil die Vampire sich ausnahmslos auf Elvis konzentrierten und ihn angriffen, während sie gleichzeitig bemüht waren, seinen tödlichen Pfeilen zu entgehen. Zwei unterschiedliche Emotionen schlugen über Sanchez zusammen. Erstens ein Gefühl von Erleichterung, dass er bis jetzt überlebt hatte. Und zweitens, wenn er ehrlich sein wollte, akute Verlegenheit darüber, dass sich ein junger Bursche in aller Öffentlichkeit an ihn kuschelte.
»Du bist mein Held!«, strahlte Casper.
»Ja, ja, ja. Schon gut, okay? Mach verdammt noch mal, dass du von mir runterkommst, ja? Ich will nicht, dass uns irgendjemand so sieht, klar? Das ist einfach nur peinlich, verstehst du?«
Sanchez’ Verlegenheit schien Casper noch weiter zu beflügeln, und er drückte sich noch fester an ihn. Die beiden lagen praktisch in Löffelstellung zwischen zwei Reihen von Bänken, die Beine ineinander verschlungen, und sahen ganz und gar aus wie ein junges Liebespaar.
»Ich hab gesagt, du sollst aufhören mit dem Scheiß!«, giftete Sanchez und bog die Hände des Jungen gewaltsam auseinander. »Los, weg von mir, verdammt!«
Mit einer kraftvollen Bewegung schob er den Jungen weg und unter die Kirchenbank hinter sich. Kaum hatte er dies getan, stieß ein Vampir von oben auf Sanchez herab, packte ihn mit einer Hand am Hals und zerrte ihn auf die Beine.
» Scheiße! «
Der Blutsauger holte aus, das Maul weit aufgerissen, die Fänge bösartig spitz und bereit, sich in das zarte Fleisch von Sanchez’ Hals zu bohren. Der junge Barmann schloss angstvoll die Augen, als er sich wand und zuckte. Ein scharfes, knallendes Geräusch folgte, doch er spürte keinen Schmerz. Keine Zähne im Hals. Und dann lockerte sich zu seiner großen Erleichterung auch noch der Griff des Vampirs. Er öffnete die Augen und konnte kaum fassen, was er sah. Der Vampir hatte das Ende einer Bullenpeitsche um den Hals und wurde fauchend vor Wut mit großer Geschwindigkeit rückwärts zu dem Mann gezerrt, der den Peitschengriff schwang. Es war kein gewöhnlicher Mann, nein. Es war der Reverend, Herrgott noch mal! Sanchez mochte diesen neuen Prediger. Er hatte frischen Wind in die Stadt gebracht, seit er hergekommen war, doch niemand hätte es für möglich gehalten, dass er es, nur mit einer Bullenpeitsche bewaffnet, mit einem Vampir aufnehmen würde! Okay, Reverend, du hast mich überzeugt , dachte Sanchez. Von jetzt an pinkle ich nicht mehr in die Weihwassertröge bei den Eingängen.
Sowohl Sanchez als auch der immer noch unter der Kirchenbank kauernde Knabe verfolgten ehrfürchtig, wie der unrasierte heilige Mann den sich wehrenden Vampir ganz dicht zu sich heranzog, die Peitschenschnur immer noch fest um den Hals der Kreatur gewickelt. Als sie
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