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Das Buch ohne Staben - Anonymus: Buch ohne Staben - The Eye of the Moon

Titel: Das Buch ohne Staben - Anonymus: Buch ohne Staben - The Eye of the Moon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anonymus
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mit dem Gesicht nahe genug heran war, dass sie die Stoppeln am Kinn des Reverends hätte spüren können, geschah etwas noch viel Unwahrscheinlicheres. Der Reverend zog eine abgesägte Schrotflinte aus irgendeiner verborgenen Tasche in seinem dunklen Gewand und drückte den Lauf direkt unter das Kinn des Blutsaugers.
    BOOOM !
    Blut und Hirnmasse und Schädelsplitter spritzten durch die Luft. Dann explodierten die Überreste des Vampirs und sanken brennend zu Boden. Ungerührt blickte sich der Priester nach seinem nächsten Opfer um.
    Im Verlauf der nächsten beiden Minuten verfolgten die betäubten Mitglieder der Glaubensversammlung, wie Elvis und der Reverend die restlichen Vampire erledigten. Elvis spielte die ganze Zeit weiter seinen Steamroller Blues auf der Gitarre, um gelegentlich mit dem Kopf des Instruments auf einen Vampir zu zielen und einen oder zwei Pfeile abzufeuern. Sanchez hatte vor Staunen vergessen, den Mund zu schließen.
    Beeindruckend .
    Schließlich war der einseitige Kampf zu Ende, und ehrfürchtige Stille senkte sich auf die geschockte Gemeinde herab. Der Friedhofsgestank war blauem Pulverdampf und dem Geruch nach verschmortem Fleisch gewichen. Der Reverend ging umher, um sich zu überzeugen, dass keines seiner Schäfchen gebissen oder sonst wie verletzt worden war. Als er bei Sanchez ankam – der Knabe Casper klammerte sich schon wieder an ihn –, sah er den jungen Barmann von oben bis unten an.
    »Ich bin stolz auf dich, mein Sohn«, sagte er. »Das war wirklich sehr tapfer, was du da getan hast.«
    »Hä?«
    »Ich habe gesehen, wie du den Jungen mit zu Boden gerissen und unter die Bank geschoben hast, als die Vampire sich auf ihn stürzen wollten. Es braucht Mumm in den Knochen, so etwas zu tun. Du solltest stolz auf dich sein.«
    Sanchez sah keine Notwendigkeit, der Meinung des heiligen Mannes zu widersprechen.
    »Ach, das war doch gar nichts, Reverend. Jeder andere hätte das Gleiche getan.« Er zuckte die Schultern, auch in der Hoffnung, die Bewegung würde den klammernden Jungen abschütteln. Vergeblich. Der Reverend lächelte die beiden an.
    »Nicht nötig, Reverend zu sagen. Meine Freunde nennen mich einfach Rex«, sagte der Reverend.
    »Reverend Rex? Das ist aber ein außergewöhnlicher Name für einen Priester, oder nicht?«, bemerkte Sanchez.
    »Nun, um die Wahrheit zu sagen, ich bin eigentlich gar kein Priester. Genau genommen erledige ich nur böses Gesindel in Gottes Namen. Verstehst du?«
    »Ah, ja. Richtig. Ich verstehe.«
    »Was ist jetzt mit euch beiden? Wollt ihr ein Zimmer hinten oder was?«
    Das war das Stichwort für Sanchez. Er unternahm einen neuen Versuch, den Jungen in dem Parka von sich abzuschütteln.
    »Sanchez hat mich gerettet!« Casper strahlte Rex an.
    »Jepp, hat er. Ich schätze, du bist ihm was schuldig.«
    Casper grinste seinen neuen Helden Sanchez an. Das Grinsen war zwar ein wenig irre und erneut begleitet von einem zuckenden Blitz und krachendem Donner von draußen, doch es war auch halbwegs liebenswert. Zusammen mit dem Ausdruck von Hilflosigkeit und gewaltiger Dankbarkeit begann dieses Grinsen tatsächlich, Sanchez’ Herz zu erweichen. Der arme Kerl war eigentlich ganz niedlich … für einen Irren jedenfalls .
    »Okay, das reicht jetzt, Kumpel«, schnappte Sanchez. »Solltest du nicht längst zu Hause sein und im Bett liegen?«
    »Da hat er nicht ganz Unrecht«, sagte Rex, indem er sich aufrichtete und die immer noch völlig fassungslose Gemeinde von Kirchgängern ansah, von denen viele erst jetzt wieder zwischen den Bänken auftauchten. »Alles herhören!«, sagte er. »Ich schlage vor, ihr geht jetzt entweder ganz schnell nach Hause, oder ihr legt euch für die Nacht hier in der Kirche schlafen. Draußen zieht ein mächtiger Sturm auf, und es wird von Minute zu Minute schlimmer.«
    Trotz des schlechten Wetters konnte sich niemand mit dem Gedanken anfreunden, nach den grauenvollen Ereignissen, deren Zeugen sie alle soeben geworden waren, in der Kirche zu übernachten. Aus diesem Grund machte sich der größte Teil der Versammlung auf den Weg nach draußen. Während sie einer nach dem anderen durch die Tür ins Freie traten und sich aufgeregt flüsternd über das unterhielten, was sie soeben gesehen hatten, sprang Elvis von der Bühne.
    »Danke sehr!«, rief er der von dannen ziehenden Menge hinterher. »Ich danke euch wirklich sehr, euch allen!« Dann, nachdem er seine Gitarre beiseitegelegt hatte, kam er den Mittelgang hinunter zu der Stelle,

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