Das Buch ohne Staben - Anonymus: Buch ohne Staben - The Eye of the Moon
wo Sanchez, Rex und der Junge Casper standen.
»Jo, Rex, ich schätze, ich bin fertig hier für heute Abend. Ist das okay, wenn du alleine aufräumst?«
»Scheiße, Mann!«, stöhnte Rex. »Willst du mich echt schon alleine lassen?«
»Ich muss noch ein paar Mistkerle erledigen heute Nacht, Kumpel«, protestierte Elvis.
Rex zuckte die Schultern und lächelte seinen tödlichen Partner an. »Klar, Mann. Du tust, was du tun musst und so.«
»Ich freu mich schon richtig drauf, weißt du«, sagte der King. »Da ist so eine Boygroup in der Stadt, die ich erledigen soll.«
Dieser Typ Elvis war echt cool, und Sanchez konnte nicht verbergen, wie beeindruckt er vom Selbstvertrauen und dem Getue des King war. »Wow!«, pfiff er leise. »Diese Boygroup – sind das auch Vampire?«
Elvis zog eine seiner berühmten Sonnenbrillen aus der Brusttasche und setzte sie auf.
»Nein, nur eine ganz gewöhnliche Boygroup«, sagte er mit ausdrucksloser Miene, die Augen hinter dunklen Gläsern verborgen.
»Ah, richtig. Ja. Natürlich«, stammelte Sanchez der Barmann.
Elvis nickte ihm zu, dann setzte er sich in Richtung Tür in Bewegung. Genau in diesem Moment kam ein junger Mann und kämpfte sich durch die Menge der heimwärts strebenden Kirchenbesucher. Er war als Vogelscheuche verkleidet – eine ziemlich nasse und schmuddelige Vogelscheuche –, und er sah sich in der Kirche um, als suchte er voller Panik nach jemandem.
»Casper!«, rief er laut.
Es war unverkennbar, dass er jemand war, der dem Jungen Casper eine Menge bedeutete. Denn der Knabe, der so verliebt an Sanchez gehangen hatte, schien seinen Retter mit einem Mal zu vergessen. Er rannte den Mittelgang hinunter zu der Vogelscheuche und überholte Elvis dabei. Sanchez beobachtete, wie der Knabe die Vogelscheuche ansprang. Der junge Mann fing den Knaben auf und wäre von der Wucht des Aufpralls beinahe hintenübergefallen.
»Was zur Hölle ist denn hier passiert, Casper?«, fragte er. »Die Leute sind ja völlig verrückt draußen! Sie erzählen, eine Bande von Vampiren wäre in die Kirche gekommen. Stimmt das? Ist alles in Ordnung? Bist du unverletzt?«
»Ja, alles okay, Bruder. Ich bin nicht verletzt.«
Casper klammerte sich an seinen älteren Bruder. Erst jetzt, da er wusste, dass er in Sicherheit war, begann er zu schluchzen angesichts der ungeheuerlichen Gefahr, der er gerade noch einmal entkommen war.
»Schon gut, Casper, schon gut. Alles in Ordnung, kleiner Bruder. Ich bin ja da. Möchtest du nach Hause?« Der Junge antwortete nicht, sondern drückte seinen Bruder nur noch fester. »Komm, ich bringe dich nach Hause. Wir beeilen uns besser, draußen hat es ziemlich heftig angefangen zu regnen, und ich hab keinen Mantel dabei.«
»Du kannst meinen haben«, sagte Casper lächelnd und machte Anstalten, seinen Parka auszuziehen, um ihn seinem Bruder anzubieten.
»Sei nicht albern, Casper«, sagte JD freundlich und fuhr ihm durch die Haare. »Du brauchst deinen Parka mehr als ich. Mom würde mich wahrscheinlich umbringen, wenn ich mit deinem Parka zu Hause auftauche und du von oben bis unten durchnässt bist.«
Elvis hatte die beiden auf seinem Weg den Mittelgang hinunter erreicht. Er blieb stehen und musterte die Vogelscheuche von oben bis unten.
»Hey, weißt du eigentlich, dass du den beiden Jungs dahinten dankbar sein solltest? Sie haben deinen Bruder vor den Vampiren gerettet.«
»Ja«, sagte Casper. »Sanchez hat mich gerettet.«
»Sanchez, wie?«, sagte JD und musterte den Barmann, der inzwischen in eine Unterhaltung mit dem Reverend vertieft war. »Ich schätze, wir schulden ihm was.«
»Da schätzt du richtig«, sagte Elvis. »Du solltest seinem Laden irgendwann einen Besuch abstatten, weißt du? Die Tapioca Bar. Er kann neue Kundschaft gebrauchen. Aber vergiss nicht, eine Waffe mitzunehmen. Ist ein rauer Laden, manchmal.«
»Was … wie? Ah, ja, okay, Mann.« JD war völlig verwirrt.
Casper ließ seinen Bruder gehen und zeigte auf den Reverend. »Du musst den neuen Pfarrer kennen lernen, ehrlich. Er ist ein total cooler Typ«, sagte er aufgeregt und zupfte seinen älteren Bruder am Arm.
»Ja, sicher, vielleicht ein andermal, Bubba. Wir müssen los.«
Obwohl der Regen draußen keinerlei Anstalten machte nachzulassen, war JD alles andere als glücklich darüber, dass sein Bruder in einer Kirche herumhing, deren Wände und Böden stellenweise mit Blut vollgespritzt waren. Je schneller er seinen kleinen Bruder aus der Kirche heraushatte, desto
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