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Das Buch Rubyn

Das Buch Rubyn

Titel: Das Buch Rubyn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Stephens
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Turm gestürzt.«
    Er steuerte wieder auf die Kirche zu, aber Kate fiel ihm in den Arm.
    »Was machst du denn? Es sind doch keine Kinder mehr drin!«
    »Aber Miss B. Ich muss sie rausholen.« Er schüttelte Kates Hand ab und verschwand in den Rauchschwaden.
    Kate folgte ihm, ohne eine Sekunde zu zögern. Selbst wenn sie länger darüber nachgedacht hätte – über ihre Verantwortung ihren Geschwistern und ihren Eltern gegenüber, darüber, dass Rafe möglicherweise ihr ärgster Feind werden würde –, hätte sie genauso gehandelt. So wie Dr. Pym, Gabriel und König Robbie McLaur hatte auch Rafe sein Leben riskiert, um ihr zu helfen, und damit auch ihrer Familie. Und jetzt brauche er ihre Hilfe.
    Mit gesenktem Kopf und einem Arm vor dem Gesicht betrat sie die Kirche. Die Hitze versengte ihr die Haut, der Rauch brannte in ihren Augen, aber dann stand sie im Kirchenschiff, das so hoch war, dass der Rauch sich weit über ihrem Kopf sammelte. Sie zog ihren Mantel aus und ließ ihn zu Boden fallen. Die heiße Luft glühte in ihrer Kehle und ihren Lungen, und sie fragte sich, wie lange es wohl noch dauern würde, bis die ganze Kirche zusammenstürzte.
    Jemand packte sie am Arm und schwenkte sie herum.
    »Was soll das?«, wollte Rafe wissen.
    »Ich lasse dich nicht allein hier drin!«, erklärte Kate.
    Rafes Augen blitzten vor Wut, aber in dem Moment stürzte ein Teil des Daches ein und begrub die Tür, durch die er und Kate gekommen waren, unter einem Haufen Schutt. Der Ausgang war blockiert.
    »Wir haben keine Zeit zum Streiten!«, schrie Kate. »Wir müssen Miss Burke finden und dann so schnell wie möglich hier raus!«
    Er packte ihre Hand. »Lass nicht los. Egal, was geschieht.«
    Er rannte durch die Kirche und zog Kate hinter sich her. Am Fuß des Turms lagen nun zwei riesige zerschmetterte Glocken. Während Kate und Rafe über die Trümmer stiegen, rutschte Kate mit dem Stiefel weg und ihre Hand glitt aus Rafes Fingern. Sofort verbrannte die Hitze wieder ihre Lungen, und sie glaubte, ersticken zu müssen. Sie schrie auf, Rafe packte ihre Hand, und sie fühlte, wie kühle Luft sie umwehte.
    »Ich kann dich schützen!«, schrie er. »Aber du musst meine Hand festhalten. Komm weiter!«
    Kate nickte und gemeinsam stiegen sie die baufällige Wendeltreppe nach oben.
    Die herabstürzende Glocke hatte etliche Stufen zerschlagen, und der Rest drohte, dem Feuer anheim zu fallen. Trotzdem eilten Kate und Rafe weiter nach oben, stiegen über Balken, die so aussahen, als würden sie gleich von selbst hinunterfallen, und sprangen über Lücken, wo keine Bretter mehr lagen. Kate musste daran denken, dass sie diesen Weg auch wieder zurückgehen mussten. Bis dahin hatten die Flammen sicher die ganze Treppe verschlungen. Und außerdem hingen über ihren Köpfen immer noch zwei tonnenschwere Glocken. Wie lange noch, bis auch sie hinunterstürzen würden?
    Dann kletterten sie und Rafe durch die Falltür und taumelten hinaus in den offenen Glockenstuhl.
    Kate hatte erwartet, dass Henrietta Burke entweder tot war oder eingeklemmt unter einem Balken irgendwo liegen würde. Weder das eine noch das andere traf zu. Die Frau stand am Rand des Glockenstuhls. Ihre aufrechte Gestalt wurde von den Flammen beleuchtet und sie blickte ruhig und gelassen auf die Straße tief unter sich. Rafe und Kate atmeten erleichtert die kalte Nachtluft ein und Rafe lief zu der Frau. Henrietta Burke drehte sich zu ihm um. Kate hörte, wie er auf sie einredete, bittend, fordernd, flehend. Doch sie schüttelte den Kopf und antwortete etwas, das Kate nicht verstehen konnte.
    Was geht da vor?, fragte sich Kate. Warum verschwendeten sie kostbare Zeit mit Reden?
    Über ihr schlugen die Glocken gegeneinander, in Bewegung gesetzt von dem aufsteigenden Hitzeschwall.
    Rafe kam zu Kate. Er wischte sich die Tränen aus den Augen und schaute zur Seite.
    »Sie möchte mit dir reden.«
    »Was?«
    »Sie möchte mit dir reden. Geh schon! Hier bricht gleich alles zusammen!«
    Kate begriff nicht, was los war. Sie durchquerte den Glockenstuhl, und es kam ihr so vor, als würde der ganze Turm schwanken.
    Henrietta Burke hatte ihren Schal um die Schultern gelegt und starrte immer noch unverwandt nach unten auf die Straße. Kate sah die Fackeln des Mobs hin und her zucken, wie Glühwürmchen.
    »Rafe sagt, dass alle Kinder entkommen konnten.«
    »Ja.«
    »Und dass du sie zum Bowery Theater geschickt hast. Das ist gut. Mein Freund dort weiß, was zu tun ist. Ich habe schon vor langer

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