Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das Buch Rubyn

Das Buch Rubyn

Titel: Das Buch Rubyn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Stephens
Vom Netzwerk:
Eindruck, dass sie sich in einem Traum befand und nichts von dem, was ringsum geschah, Wirklichkeit war. Ihr Geist konnte weder begreifen, dass Henrietta Burke tot war, noch all das, was die Frau ihr gesagt hatte.
    Dann, auf dem untersten Treppenabsatz, vernahm Kate jenes Geräusch, vor dem sie die ganze Zeit Angst gehabt hatte. Sie blieb wie angewurzelt stehen. Sie und Rafe schauten nach oben und sahen die dunkle Öffnung der Glocke in rasender Geschwindigkeit auf sich zukommen. Rechts und links zersplitterte die schwere Holzkonstruktion der Treppe, als wäre sie aus Streichhölzern erbaut. Im selben Moment brach der Teil der Treppe, auf der sie standen, zusammen. Im Fallen stieß Rafe Kate in Richtung Ausgang. Sie landete auf der Seite, prallte gegen die Wand und erhaschte im Aufschlagen einen Blick auf Rafe, der zu Füßen der eingestürzten Treppe lag. Er rührte sich nicht.
    Kate schrie seinen Namen, als die Glocke mit voller Wucht zu Boden krachte.

Horden von Gnomen und Kreischern stürmten den Hang hinauf. Sie trugen Belagerungsleitern, die sie aus frisch geschlagenen Baumstämmen gefertigt hatten. Sobald sie in Reichweite kamen, überzogen die Elfen auf dem Wehrgang der Festung die Feinde mit einem Pfeilregen. Die Bogenschützen waren Meister ihres Fachs und schossen nie daneben, aber sobald ein Gnom oder Kreischer getroffen zu Boden ging, trat ein anderer an seine Stelle. Und so kamen die Leitern stetig näher.
    Ein stinkender, gelblicher Nebel verpestete die Luft. Er stieg von den gefallenen Kreischern auf, die sich – zu Tode getroffen – auflösten.
    Und es kamen immer noch mehr.
    Das entsetzliche Kreischen hallte von den Felswänden wider.
    »Das ist so blöd!«, schimpfte Emma. »Wir sollten da unten sein und helfen!«
    »Wir würden nur im Weg stehen«, gab Michael zu bedenken.
    »Und außerdem helfen wir doch«, sagte die Elfenprinzessin. »Wir geben jenen, die dort für unsere Sache kämpfen, einen Grund, besonders tapfer zu sein. Obwohl ich mir wirklich wünschte, ich hätte ein Tuch, mit dem ich winken könnte.«
    Auf Gabriels Befehl hin mussten sich die drei das Kampfgeschehen von der Spitze des demolierten Turms aus anschauen. Wilamena hatte den Kindern versichert, dass Gabriel keinerlei Befehlsgewalt über sie habe, sie es aber nicht ertragen könne, von ihrem geliebten Hasi getrennt zu werden.
    Anfangs hatte Michael die Schlacht beobachtet, um die Chancen der Verteidiger abzuschätzen. Der Standort der Festung war, abgesehen von der Tatsache, dass sie an einen Vulkan gebaut war, gut geeignet, um einer Belagerung standzuhalten. Zu beiden Seiten fiel der Hang steil ab und war bedeckt mit feinem Splitt, auf dem kein Fuß Halt finden konnte. Das bedeutete, dass die Belagerer von vorne angreifen mussten, was wiederum zur Folge hatte, dass die Elfen nur eine Seite verteidigen mussten. Dieser kleine Vorteil war aber auch alles, was die Festung davor bewahrte, einfach überrannt zu werden. Michael war sich darüber im Klaren, dass sie nicht lange durchhalten konnten. Rourkes Armee war einfach zu groß. Und so blieb die Frage, ob die Verteidiger so lange ausharren konnten, bis Dr. Pym sie erreichte oder Verstärkung vom Volk der Elfen eintraf.
    »Sieh doch!«, schrie Emma.
    Unter ihnen am Hang erhob sich etwas in den Himmel, wurde immer größer und größer. Michael begriff zunächst nicht, was er da sah – wollte es vielleicht nicht begreifen –, bis der Felsbrocken, den er hatte heranfliegen sehen, mit einem gewaltigen Einschlag in die Mauer der Festung krachte. Michaels Blick wanderte über die Armee des Feindes und entdeckte schließlich einen von Rourkes Trollen, der sich gerade bückte und einen neuen Felsbrocken aufhob. Die Elfen überschütteten das Ungetüm bereits mit Pfeilen, aber die Geschosse ritzten kaum die dicke Haut. Nur Sekunden später durchbrach ein zweiter Felsbrocken den oberen Rand der Mauer. Steine und Geröll spritzten in den Innenhof.
    Die erste Leiter wurde von außen an den Wehrgang angelegt.
    Im Stillen schätzte Michael die Zeit, die den Belagerten noch blieb, neu ein. Ihre Chancen standen schlechter als je.
    »Wir können doch nicht einfach hier herumstehen!« Emma war außer sich. »Wir müssen was unternehmen!«
    Michael wollte gerade sagen, dass er ihren Ärger verstand, aber dass es nichts gab, was sie tun konnten. Da fiel sein Blick auf Wilamena, die ihre goldene Krone abgenommen hatte und durch die Luft schwenkte. Dabei rief sie: »Turulurulu! Turulurulu!

Weitere Kostenlose Bücher