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Das Buch Rubyn

Das Buch Rubyn

Titel: Das Buch Rubyn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Stephens
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im Tunnel, das offene Buch auf den Knien. Wilamenas Name verblasste auf der leeren Seite. Er fühlte sich ausgehöhlt und zittrig. Emma und Gabriel starrten ihn an.
    »Es tut mir leid«, sagte Emma. »Gabriel sagt, dass der rechte Tunnel eine Sackgasse ist. Wir müssen den anderen Weg nehmen.«
    »Aber ich weiß nicht, ob sie … Ich muss es noch mal versuchen …«
    »Wir haben keine Zeit mehr«, sagte Gabriel. »Wir müssen gehen. Jetzt gleich.«
    »Aber –«
    »Michael, sie kommen!«
    Und dann hörte auch er die Schreie der Kreischer, die von den Tunnelwänden widerhallten.
    Mit dem markerschütternden Kreischen der Morum Cadi auf ihren Fersen rannten sie durch das pulsierende rote Glühen. Hinter einer Biegung weitete sich der Tunnel und dann standen sie plötzlich in dem riesigen, rauchenden Krater des Vulkans. Unter ihnen, achtzig Meter tief, brodelte ein kochender See aus Magma. Über ihnen hing das blauschwarze Zelt des Nachthimmels. Michael hatte den Eindruck, am Rand eines gigantischen Kochtopfs zu stehen.
    »Seht doch!«, rief Emma.
    Michael, der angestrengt durch den Rauch blinzelte, erkannte auf der anderen Seite die Öffnung eines weiteren Tunnels. Der Felsabsatz, auf dem er, Gabriel und Emma standen, ging in einen Pfad über, der geradewegs zu diesem Tunnel führte. Der Wächter hatte recht gehabt.
    »Kommt«, sagte Gabriel, »wir müssen uns beeilen.«
    Emma ging voraus. Sie beeilten sich, so gut sie konnten, aber der Pfad war schmal und uneben, der Abgrund tief, und nur ein einziger falscher Schritt konnte ihren Tod bedeuten. Das Atmen fiel ihnen schwer, denn die Luft war unerträglich heiß, und die Dämpfe, die aus dem Krater aufstiegen, verursachten ihnen Übelkeit und Schwindelgefühl. Die Kinder wollten sich an der Felswand abstützen, doch der Stein war so heiß, dass sie sich die Handflächen verbrannten. Und während der ganzen Zeit rumpelte und grollte der Vulkan. Große Blasen stiegen in dem Magma auf und zerplatzten, wodurch heiß glühende Fontänen in die Luft spritzten.
    Michael versuchte sich zu konzentrieren, aber so wie ein Traum noch nachhallt, wenn man erwacht ist, so konnte auch er das Gefühl, in einem Drachenkörper gefangen zu sein, nicht abschütteln.
    Sie hatten die Hälfte des Weges zurückgelegt, als ein Ruf hinter ihnen ertönte. Sie drehten sich um und sahen Rourke aus dem Tunnel treten und mit langen Schritten über den Pfad auf sie zukommen, Gabriels Machete in der rechten Hand.
    Gabriel zog sein Schwert. »Geht voraus. Ich hole euch ein.«
    Wortlos packte Emma Michael an der Hand und zog ihn mit sich.
    Gabriel suchte sich eine Stelle, wo der Felsabsatz am breitesten war, und wartete.
    Die Kinder waren nicht mehr weit von der Tunnelöffnung entfernt, als der Vulkan mit einem Mal erzitterte. Michael geriet ins Wanken, fiel hin und verknackste sich den Knöchel. Das Fußgelenk fing an zu pochen. Er versuchte aufzustehen und zuckte vor Schmerz zusammen. Rennen konnte er mit diesem Fuß nicht mehr.
    »Michael …«
    »Schon gut. Es wird schon …«
    »Nein, das meine ich nicht. Da!«
    Sie deutete an der Tunnelöffnung vorbei, wo sie eine Gestalt über den Felsabsatz auf sich zukommen sahen. Es war ein Skelett, die Knochen geschwärzt und rauchend. Es hielt ein gezacktes Schwert gepackt und bewegte sich mit einem springenden Gang, den die Kinder kannten.
    »Es ist einer der Kreischer, die vom Drachen verbrannt wurden!«, sagte Emma fassungslos. »Aber wie um alles in der Welt kann sich dieses blöde Viech noch bewegen?«
    Michael wusste keine Antwort darauf und es war ihm auch egal. Die Kreatur war andersherum um den Krater gegangen und drohte nun, ihnen den Weg in den rettenden Tunnel hinein zu versperren. Dann säßen sie in der Falle. Michael versuchte noch einmal, Gewicht auf seinen verletzten Fuß zu legen.
    »Emma, ich kann nicht rennen. Du musst allein weiter …«
    »Was?! Nein! Ich lasse dich nicht hier zurück!«
    Michael wollte gerade sagen, dass er der Ältere war und dass er ihr befahl zu fliehen, als zwei weitere Kreischer auf dem Pfad auftauchten. Auch sie waren versengt, aber nicht so vollständig wie ihr Kamerad – was sie noch gruseliger aussehen ließ als den Ersten. Alle drei Skelette kamen näher.
    »Aber klettern kannst du doch, oder?«, wollte Emma wissen.
    »Was?«
    »Außerdem vertraue ich dir, hörst du? Wer sonst hat jemals um meinetwillen gegen einen Drachen gekämpft, hm?«
    Michael zuckte mit den Schultern. »Ähm … niemand?«
    »Verdammt

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