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Das Buch Rubyn

Das Buch Rubyn

Titel: Das Buch Rubyn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Stephens
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und links, um zu sehen, wie die Elfen reagierten. Erst da fiel ihm auf, wie wenige noch auf der Wehrmauer standen. Verwirrt schaute sich Michael um – bis er in einem Unterstand an der Mauer mehr als ein Dutzend Elfen in ihre Umhänge gewickelt reglos nebeneinander auf dem Boden liegen sah. Michael wurde das Herz eng. Jetzt wusste er, wo Wilamena gewesen war, als er erwachte, und warum sie geweint hatte. Und nun nahm sie Rache.
    Dann sagte Gabriel: »Da ist Rourke!«
    Vorhin, während die Schlacht tobte, hatte sich Rourke an den Fuß des Vulkans zurückgezogen, wo ein Gnom Tisch und Stuhl bereitgestellt und ein Mahl aufgetragen hatte, das Rourke ohne Hast verspeiste, während er den Verlauf der Schlacht beobachtete. Jetzt aber lief er mit Riesenschritten den Hang hinauf, einen meterlangen, armdicken Speer in der Hand. Wilamena schwebte vier Meter hoch in der Luft und ließ gerade eine Truppe von Morum Cadi in Rauch aufgehen. Sie schien Michaels Panik zu spüren und drehte sich um, aber sie geriet aus dem Gleichgewicht. Michael keuchte auf, als die Speerspitze in ihre Schulter fuhr.
    »Pass auf!«, schrie Emma, »er hat noch einen!«
    Wieder kam die Warnung zu spät. Mit einem entsetzlichen Geräusch drang Rourkes zweiter Speer in die Brust des Drachen. Michael fühlte einen sengenden Schmerz und seine Verbindung zu der Elfenprinzessin riss ab. Einen Moment lang sah es so aus, als würde Wilamena inmitten der Gnome und Kreischer zu Boden gehen und von den Kreaturen in Stücke gerissen werden. Dann aber kämpfte sie sich mit einem Flügel hinauf in die Luft und flog davon. Michael blickte ihr nach, bis sie über dem Wald abstürzte.
    Michael fühlte sich, als hätte er selbst einen Speer in der Brust stecken.
    Sie ist tot, dachte er. Sie ist tot und ich bin schuld.
    In der Zwischenzeit war Rourke vorwärtsgestürmt, hatte den Rammbock gepackt, den die Trolle fallen gelassen hatten, und rannte damit auf das Tor zu.
    »In den Bergfried!«, schrie Gabriel und stieß Emma und Michael auf die Leiter zu. »Zieht euch in den Bergfried zurück!«
    Michael fühlte seinen Körper kaum noch. Er wusste nicht, wie es ihm gelang, die Leiter nach unten zu klettern. Der Elfenhauptmann formierte seine Leute und ließ sie in einer Reihe antreten. Gabriel hob Emma auf und rief Michael zu, ihm zu folgen. Dann erklang ein lautes Splittern und die Tore der Festung fielen. Michael sah Rourke mit Gabriels Machete in der Hand in die Festung stapfen, gefolgt von schwarz gekleideten Kreischern und Gnomen.
    Er hörte, wie Emma nach ihm rief, aber ihre Stimme klang wie aus weiter Ferne.
    Wilamena war tot und es war seine Schuld.
    Michael sah, wie sich die Elfensoldaten den Eindringlingen entgegenstellten. Der blauäugige Hauptmann bekam es mit Rourke zu tun. Inmitten des Scharmützels trafen ihre Klingen blitzend und klirrend aufeinander. Dann wirbelte etwas durch die Luft und Michael erkannte, dass es das Schwert des Elfenhauptmanns war. Er lag am Boden und Rourke trat lachend vor, um ihm den Todesstoß zu verpassen. Michael dachte nicht nach. Er traf keine bewusste Entscheidung. Er rannte einfach, einen großen Stein in der Faust. Er zielte und zum ersten Mal in seinem Leben traf ein Wurf von ihm genau ins Schwarze. Der Stein prallte von Rourkes kahlem Schädel ab. Der große Mann blieb stehen und drehte sich um, wodurch er dem Hauptmann Gelegenheit gab, sein Schwert zu packen und auf die Füße zu springen. Michael empfand einen kurzen Moment des Triumphs.
    Dann streckte Rourke den Arm aus, deutete auf Michael und schrie: »Der Junge! Schnappt euch den Jungen!«
    Drei Kreischer lösten sich aus dem Gefecht. Michael wandte sich zur Flucht – und fiel hin. Er rappelte sich auf und warf einen Blick zurück in der sicheren Erwartung, dass die drei schwarzen Gestalten über ihm waren. Aber der Wächter hatte sich zwischen ihn und die Kreischer geworfen. Das Schwert des Mannes war nur als wirbelnder Schemen zu erkennen, während er Hiebe und Stiche von allen Seiten parierte. Er fällte den ersten Kreischer, kurz darauf den zweiten. Im Kämpfen schien sich sein Rücken zu strecken, seine ganze Gestalt richtete sich auf. Seine Bewegungen waren flink und sicher.
    Michael wusste, dass der Mann ihnen einen Vorsprung erkämpfen wollte.
    Steh auf , befahl er sich. Lauf weg.
    Aber da erzitterte die Erde und er fiel wieder hin. Erst glaubte Michael, der Vulkan sei schließlich doch ausgebrochen, aber das Beben war merkwürdig rhythmisch. Er schaute auf und

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