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Das Buch Rubyn

Das Buch Rubyn

Titel: Das Buch Rubyn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Stephens
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Überall Geschrei – eine brennende Stadt. Und noch immer hatte die Kreatur ihren Arm gepackt. Kate war in Panik geraten. Ihr Plan funktionierte nicht. Sie merkte, wie sie schwächer wurde. Und dann rief sie die Magie ein drittes Mal an. Bitte, hilf mir , flehte sie stumm, und einen Augenblick später stand sie auf einem morastigen Feld unter grauem Himmel. Sie hörte immer noch Geschrei, und dann ein anderes Geräusch, wie das Surren eines Insektenschwarms, der dicht an ihrem Gesicht vorbeiflog. Und noch immer hielt der Kreischer sie fest. Und dann war da diese Explosion, das Gefühl, in die Luft gehoben zu werden …
    Und danach erinnerte sie sich an nichts mehr.
    Später wachte sie auf. Sie lag im Schlamm. Männer mit Gewehren liefen an ihr vorbei, die Münder aufgerissen. Sie schrien wohl, aber alles, was sie hörte, war das Klingeln in ihren Ohren. Der Kreischer lag ein paar Meter von ihr entfernt und zwischen ihnen das Buch Emerald. Dann rührte sich die Kreatur und kroch auf das Buch zu. Kate wusste, dass ihr Leben davon abhing, es als Erste zu erreichen. Sie wusste auch, dass die Kreatur näher dran war als sie. Und dann sah sie, wie das Ungeheuer von einer zweiten Explosion weggerissen wurde. Mit letzter Kraft hatte sie den Arm vorgestreckt und ihre Hand auf das Buch gelegt.
    Kate sprang auf die Füße.
    »Wo ist es?«
    »Wo is was?«
    »Mein Buch! Ich hatte ein Buch! Ein grünes Buch!«
    Auf dem Boden lagen staubige Lumpen, verbeulte Blechdosen, Fetzen von vergilbten Zeitungen, feuchte und faulig riechende Jutesäcke. Kate wühlte sich durch die Haufen aus Unrat, warf Gegenstände von rechts nach links, sodass sich die beiden Jungen eilig zur Tür zurückzogen.
    »Was habt ihr damit gemacht? Wo ist es?«
    »Wir ham kein Buch!«, sagte der Junge mit dem Stock.
    »Ja, was solln wir auch mit ’nem Buch?«, sagte der zweite, als ob die Vorstellung, ein Buch zu besitzen, so ziemlich das Dümmste war, was er je gehört hatte.
    Ein niederschmetternder Gedanke schoss Kate durch den Kopf.
    »Wie … wie lange bin ich schon hier?«
    »Keine Ahnung.«
    »Wann habt ihr mich gefunden? Es ist wichtig!«
    »Vor ein paar Stunden«, sagte der zweite Junge. »Ich hab dich gefunden. Du hast einfach hier gelegen. Ich hab Jake geholt.« Er nickte dem Jungen mit dem Stock zu. »Wir ham gedacht, du bist tot. Dann hätten wir ’nen Karren geholt und dich zu ’nem Doktor von der Universität gebracht. Die fünf Dollar hätten wir gut gebrauchen können.«
    Kate bekam keine Luft mehr. Sie schob sich zwischen den beiden Jungen hindurch und ging zur Tür. Bleiches Sonnenlicht blendete sie, als sie nach draußen trat, und sie hob den Arm, um ihre Augen zu schützend. Blinzelnd sah sie sich um. Sie stand auf einem Dach. Unter ihr erstreckte sich ein Labyrinth aus niedrigen Gebäuden, so weit das Auge reichte. Das Zimmer, in dem sie zu sich gekommen war, musste eine Art Speicher sein. Es war beißend kalt. Ihr Atem stand in kleinen Wölkchen vor ihrem Mund. Unter ihren Füßen knirschten Eis und Schnee. Kate war sommerlich gekleidet, und obwohl sie die Arme um ihren Körper schlang, drang ihr die Kälte bis in die Knochen.
    Sie trat an den Rand des Dachs und schaute hinab. Das Gebäude war nur sechs Stockwerke hoch. Unter sich erkannte sie riesige Schneewehen, zwischen denen Menschen auf den Gehwegen wie durch hohe, nach oben hin offene Tunnel dahineilten. Auf den Straßen trotteten Pferde, die Karren und Kutschen zogen. Autos oder Busse waren nirgends zu sehen. Kate lauschte auf Motorengeräusche, auf Hupen und das Quietschen von Reifen, aber die Stadt war still. Sie schaute zum Horizont. Kein einziger Wolkenkratzer.
    Ihr Herz schlug schneller und eine weitere Erinnerung kam ihr in den Sinn. Als Michael in der Vergangenheit geblieben war, gefangen von der bösen Gräfin, waren sie und Emma zu ihm zurückgekehrt, um ihn zu retten. Sie waren gerade mal eine halbe Stunde in der Vergangenheit gewesen, als das Buch Emerald plötzlich verschwand. Die Gräfin hatte ihnen erklärt, wie das Buch Emerald, das in diese Zeit gehörte, seine Dominanz behauptete. Dass nur eine Kopie des Buches zur selben Zeit existieren durfte.
    Der Junge hatte gesagt, er hätte sie vor ein paar Stunden gefunden. Das Buch Emerald aus der Zukunft war schon lange verschwunden.
    Eine Hand packte sie am Arm, und sie wirbelte herum, weil sie einen Moment lang dachte, der Kreischer wäre zurückgekehrt. Es war einer der Jungen.
    »Pass besser auf. Sonst fällst du noch

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