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Das Buch Rubyn

Das Buch Rubyn

Titel: Das Buch Rubyn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Stephens
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links von Kate grunzte und ging zu Boden. Aus seinem Griff entlassen, taumelte auch Kate. Sie drehte sich um und sah, wie sich die andere Kreatur knurrend im Kreis drehte, ein Messer in der Hand. Zu spät bemerkte der zweite Entführer die Schnur, die sich um seinen Hals gelegt hatte, und als von oben eine Gestalt heruntergesprungen kam, zog sich die Schnur straff zusammen, sodass die Kreatur gezwungen war, sich auf die Zehenspitzen zu stellen, um nicht erdrosselt zu werden. Die Schnur war um die unterste Sprosse einer Feuerleiter gelegt, und die Gestalt, die von oben herabgesprungen war, nahm jetzt das Ende und band es an einem Regenrohr fest, das aus einer Hauswand ragte. Kates Entführer blieb nichts anderes übrig, als auf Zehenspitzen tänzelnd zu versuchen, die Schnur an seinem Hals abzustreifen.
    Derjenige, der ihr aus heiterem Himmel zu Hilfe kam, war ein Junge. Er schien in Kates Alter zu sein, vielleicht etwas älter. Er hatte strubbeliges schwarzes Haar, bleiche Haut und eine Nase, die mindestens einmal gebrochen gewesen war. Angesichts der Kälte war er dünn gekleidet, aber es wirkte nicht so aus, als ob er fror. Kate sah zu, wie er zu der am Boden liegenden Kreatur ging und ihr das Messer aus dem Rücken zog. Er wischte die Klinge an dem schwarzen Mantel des Toten ab und schob sie dann wieder in die Scheide an seiner Hüfte. Dann verpasste der Junge der knurrenden Kreatur, die immer noch mit der Schnur kämpfte, einen Tritt, der dafür sorgte, dass sie quer durch die Gasse taumelte. Schließlich schaute er zu Kate, die sich während der ganzen Zeit nicht gerührt hatte. So verblüfft sie von seinem plötzlichen Auftauchen gewesen war, so fassungslos schien der Jungen bei ihrem Anblick zu sein. Er erstarrte und riss die Augen auf.
    »D…du?«, stammelte er.
    Kate wusste nicht, was sie sagen sollte. Sie hatte den Jungen noch nie in ihrem Leben gesehen.
    Er zog sie auf die Füße.
    »Wir müssen hier weg. Es werden bald noch mehr Gnome hier sein. Kannst du laufen?«
    »Wer … bist du?«
    »Ich heiße Rafe.«
    Der Name hallte in dem dunklen Nebel in ihrem Kopf wider.
    »Die beiden Jungen …«
    »Ja, sie haben mich geholt.«
    »Woher … woher kennst du … mich?«
    Sie eilten durch die Straße. Kate stützte sich auf ihn. Sie fühlte, wie sie abglitt. Und als sich die Dunkelheit über sie senkte, hörte sie ihn sagen: »Spielt keine Rolle. Du hättest nicht herkommen sollen …«

»Zurück!«
    »Wäre es nicht besser wegzulaufen?«
    »Nein!«
    »Aber …«
    »Dann denkt er, ihr seid seine Beute!«
    Dieses Argument überzeugte Michael, und er drückte sich fest in die Nische, die Schulter eng an Emma gepresst. Er hörte das langsame Wumm-Wumm-Wumm der Schritte, die sich näherten, und bei jedem Wumm rieselte Staub von den Steinsäulen des Gangs. Seine Zuversicht wankte.
    »Sind Sie sicher …?«
    »Ruhe!«, zischte ihm Emma zu.
    »Genau«, befahl auch der Zauberer.
    Ehe sie das Haus auf den Klippen in Spanien verlassen hatten, hatte Dr. Pym gewarnt: »Denkt daran – Malpesa ist eine Stadt, in der die Menschen Seite an Seite mit Zwergen und Elfen leben, mit dem Meervolk, Hexen und Zauberern, nicht ganz stubenreinen Trollen …«
    »Trolle!«, rief Michael aus und bemühte sich, nicht allzu erschrocken zu klingen. »Aber Trolle fressen doch … Kinder, oder?«
    »Nun«, erklärte der Zauberer, »es stimmt schon, dass Trolle eine gewisse Vorliebe für Kinder an den Tag legen, aber die Chancen, dass wir einem über den Weg laufen, sind so astronomisch gering, dass ich die ganze Sache eigentlich gar nicht hätte erwähnen sollen. Denkt einfach nicht mehr daran.«
    Astronomisch gering, dachte Michael, als die Erde erzitterte und die Kreatur in Sicht kam. Na klar.
    Der Troll war so groß wie ein ausgewachsenes Mammut, und verfügte über eine Art Elefantenhaut – grau, faltig und lose am Körper hängend – aber nicht annähernd über die Intelligenz eines Dickhäuters. Im Gegenteil: Michael hatte noch nie ein Lebewesen gesehen, das eine derartige Dummheit an den Tag legte. Der Troll, der da angestapft kam, war damit beschäftigt, eines seiner riesigen Ohren mit einer Gartenharke zu säubern, wobei er neben enormen Klumpen Ohrenwachs auch grünlich schimmernde Brotkrusten, eine zerbrochene Teekanne und eine perplex dreinschauende Seemöwe herauskratzte.
    »Wir haben Glück«, sagte Dr. Pym, nachdem der Troll mit donnernden Schritten an ihnen vorüber war. »Wenigstens war er bekleidet.«
    Sehr zum Ärger der

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