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Das Buch Rubyn

Das Buch Rubyn

Titel: Das Buch Rubyn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Stephens
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werden?«
    »Nein, du Dummchen!«, erwiderte Abigail. »Wir werden nur für die Menschen unsichtbar sein!«
    »Und werden die Menschen dann wirklich vergessen, dass es so etwas wie Zauberer und Drachen gibt?«, wollte ein Mädchen am anderen Ende des Tischs wissen.
    »Sie vergessen diese Dinge nicht. Sie werden nur nicht mehr glauben, dass es sie gibt.«
    »Also, wenn ich unsichtbar bin …«, setzte der kleine Junge mit den abstehenden Haaren erneut an.
    »Du wirst nicht unsichtbar sein!«, fiel ihm Abigail ins Wort.
    »Vielleicht wird sein Gehirn unsichtbar werden!«, rief ein anderer Junge.
    »Ja, es ist schon unsichtbar geworden!«, fügte ein dritter hinzu.
    »Ist es nicht!«, sagte der kleine Junge, blickte aber dennoch besorgt drein und berührte vorsichtig seinen Kopf.
    Kate hörte zu, hielt sich aber aus dem Gespräch heraus. Sie dachte daran, wie sie mitten in der Nacht aufgewacht war. In der Kirche war es dunkel und still gewesen. Abigail hatte neben ihr gelegen und sich an sie gekuschelt. Kate hatte den Arm um das kleine Mädchen gelegt, wie sie es so oft bei Emma gemacht hatte. Sie war gerade wieder am Einschlafen, als sie einen Schatten bemerkte, der zwischen den Kindern herumschlich. Es war Rafe, den sie seit ihrer Unterhaltung mit Henrietta Burke auf dem Glockenturm nicht mehr gesehen hatte. Er ging von Bett zu Bett, berührte eine Schulter oder strich sanft über einen Kopf, flüsterte diesem oder jenem Kind etwas zu, ließ sie wissen, dass er da war und auf sie aufpasste.
    Das laute Scheppern von Töpfen und Pfannen riss Kate aus ihren Gedanken. Sie blickte auf und sah Jake und Beetles auf einer Bank stehen. Über die Rufe und das Gelächter der anderen Kinder hinweg verkündeten die beiden Jungen laut, dass sie in einer besonderen Mission unterwegs seien, die Rafe einzig und allein ihnen anvertraut hatte, weil er sonst niemanden für klug genug hielt – woraufhin sich ein Johlen und ungläubiges Gelächter erhob. Einige Kinder riefen: »Klar doch, träumt weiter!« oder »Ihr meint wohl, er konnte sonst niemanden finden, der dumm genug war, die Arbeit zu erledigen, was?« Ein paar warfen Brotstückchen nach den beiden Angebern, die Beetles geschickt auffing und sich in den Mund stopfte.
    »… und deshalb«, schmatzte Beetles, »werden wir euch jetzt eure Aufgaben zuteilen, die ihr gefälligst besonders gründlich erledigen werdet. Es geht nämlich um die Party!«
    Diese Ankündigung wurde mit Jubelrufen aufgenommen, woraufhin sich die beiden Jungen verbeugten. Es regnete Brotkrümel, begleitet von lautstarken Aufforderungen: »Macht schon! Los doch! Lest vor!« Und dann zog Beetles eine Liste aus der Tasche und beide verlasen die Namen und Aufgaben, die diesen Kindern von Rafe und Henrietta Burke zugewiesen worden waren.
    »Und denkt dran: Ihr müsst euch beeilen!«, sagte Beetles und schluckte das letzte Brotstück hinunter.
    »Ja«, sagte Jake, »wenn ihr also vorhattet, nach dem Frühstück hier zu hocken und einen Laden aufzumachen – vergesst es!«
    Nach dem Frühstück ging Kate nach oben und holte ihren Mantel. Sie hatte Abigail versprochen, bei der Arbeit zu helfen. Sie wollte gerade in das Kirchenschiff einbiegen, als eine Hand aus der Dunkelheit schoss und sie am Arm packte.
    »Warum bist du hier?«, verlangte eine krächzende Stimme zu wissen.
    Es war Scruggs, der alte Zauberer. Er war in einen alten zerschlissenen braunen Umhang gewickelt, immer noch ungewaschen und mit wildem Blick. Kate spürte, dass er auf sie gewartet hatte.
    »Ich wollte meinen Mantel holen …«
    »Nein! Hier!« Sein Griff, mit dem er sie umklammert hielt, wurde schmerzhaft. »Warum hast du der Chronik befohlen, dich hierher zu bringen?«
    Kate spürte eine Kälte, die nichts mit der Tatsache zu tun hatte, dass Winter war. »Sie wissen es?«
    Der alte Mann grinste. »Dass du die Hüterin des Buchs Emerald bist? Natürlich weiß ich das. Es steht dir ins Gesicht geschrieben, jedenfalls für all jene, die Augen haben, zu sehen. Du bist wegen des Jungen hier, nicht wahr?«
    »Ich … Ich weiß nicht, wovon Sie reden. Welcher Junge?«
    Er schüttelte sie am Arm und zischte: »Du bist wegen des Jungen hier! Wegen Rafe!«
    »Was? Nein! Ich bin nur zufällig hier gelandet. Ich will nichts weiter als nach Hause!«
    Sie versuchte, sich seinem Griff zu entwinden, aber der alte Mann hielt sie eisern fest.
    »Du sprichst die Wahrheit.« Er schien beinahe überrascht zu sein. »Also warst es gar nicht du. Es war das Buch

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