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Das Buch Rubyn

Das Buch Rubyn

Titel: Das Buch Rubyn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Stephens
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die Köpfe, von den Augenbrauen über die Ohransätze bis zum Nacken. Solcherart mit einem Schlamm-Helm versehen, packten sie wahllos Farnwedel und klatschten sie in den Schlamm auf ihrem Kopf. Es dauerte nicht lange, und ihre Köpfe waren mit schlaffen grünen Blättern bedeckt, deren Spitzen in alle Richtungen abstanden.
    »Wie sehe ich aus?«, fragte Michael seine Schwester.
    »Großartig. Und ich?«
    »Du siehst unglaublich aus. Du solltest diesen Hut immer tragen. Auch wenn wir nicht tanzen.«
    »Genau das Gleiche habe ich eben auch gedacht!«, sagte Emma begeistert.
    »Wollen wir?«, fragte Michael.
    »Oh ja! Lass uns tanzen!«
    »Warte!« Michael holte die blau-graue Glasmurmel unter seinem Shirt hervor und ließ sie auf seiner Brust baumeln wie ein Schmuckstück. Er war noch nie ein großer Fan von Schmuck gewesen, aber dieses Stück verlieh ihm das besondere Etwas.
    »Oh, ich will auch so was.«
    »Ich leih es dir später mal aus.«
    Und gerade wollten sie auf die Lichtung stürmen, als sich das Lied plötzlich veränderte:

    Wir haben dir ein Geschenk gebracht,
    damit du gedenkst, was du warst.
    Denn tief unter dieser hässlichen Haut
    steckt noch die Prinzessin.
    Bitte komm zurück, oh komm zurück!
    Du fehlst uns.
    Bitte komm zurück, oh komm zurück!
    Tausch dein golden Band für dies.«
    Die Kinder sahen vier Elfen aus dem Schatten der Bäume treten. Sie trugen eine Art Sänfte, auf der ein Gegenstand lag, der von einem schwarzen Tuch verhüllt wurde. Die Elfen sangen immer lauter und lauter und fassten einander an den Händen, sodass sie in einem großen Kreis um die geheimnisvolle Sänfte tanzten.
    Da sie spürten, dass etwas Bedeutsames – und vermutlich ganz und gar Wundersames – geschehen würde, verharrten die Kinder unter den Bäumen.
    Die vier Elfen trugen die Sänfte bis zur Mitte der Lichtung und setzten sie dort ab. Es war nicht genau zu erkennen, was sie dort taten, denn das flackernde Licht der Fackeln und die tanzenden Elfen versperrten größtenteils die Sicht. Aber mit einem Mal rissen zwei der Elfen das schwarze Tuch beiseite, und Michael erhaschte den Blick auf etwas Geisterhaftes, Weißes, und er glaubte, Gold aufblitzen zu sehen. Dann gerieten die tanzenden Elfen förmlich in Raserei. Sie sprangen und wirbelten umher, schneller und schneller, und ihr Gesang erfüllte das ganze Tal. Michael dachte, dass er seines Lebens nicht mehr froh werden würde, wenn er nicht sofort dort hinausgehen und sich dem Reigen anschließen würde.
    »Michael!«, rief Emma. »Wir müssen …«
    »Ich weiß, ich weiß!«
    Beide Kinder vergewisserten sich rasch, dass ihr blättriger Kopfschmuck noch am rechten Fleck saß, und wollten sich gerade unter die Tanzenden mischen, als ein Schrei durch die Luft gellte. Es war der gleiche wilde, entsetzliche und Angst einflößende Schrei, den sie am Nachmittag gehört hatten, als sie ins Tal hinabgestiegen waren. Der Gesang verstummte abrupt. Die Fackeln erloschen und die ganze Gesellschaft der Elfen samt Jahrmarktsbude, Picknick-Körben, Hochrad und Schminktisch verschwand.
    Alles war dunkel und still. Die Kinder standen einsam und allein in ihren Schlamm-Farn-Helmen am Rand der Lichtung.
    Michael spürte, wie sein Körper schwer wurde. Er hatte nicht länger das Verlangen zu singen und zu tanzen. Er erinnerte sich wieder daran, dass er Tanzen verabscheute. Und was war das da auf seinem Kopf? Er schaute Emma an, die er im hellen Licht der Sterne gut erkennen konnte, und sah ein Gewirr aus Schlamm und Farnwedeln auf ihrem Kopf. Feuchte Erde lief ihr über die Wangen.
    »Habe ich einen Haufen Dreck und Blätter auf dem Kopf?«, fragte Emma.
    »Ja«, sagte Michael und hoffte inständig, dass das, was er da an seinem Ohr spürte, kein Käfer war. »Und ich?«
    »Du auch.«
    Wortlos klaubten die Kinder die Farnwedel von ihren Köpfen und wischten den Schlamm so gut es ging ab. Über ihre äußere Erscheinung verloren sie kein Wort mehr.
    »Wo sind die ganzen Elfen hin?«, fragte Emma.
    Michael zuckte die Achseln; er war immer noch viel zu durcheinander, um sich darüber Gedanken zu machen. Er hatte immer schon gewusst, dass Elfen faul und nutzlos waren, aber offensichtlich waren sie auch in der Lage Lieder zu singen, die einen dazu brachten, sich herauszuputzen und sich Matsche auf den Kopf zu schmieren …
    Wir sind wirklich dämlich, dachte er, dämliche Gören, nichts weiter.
    Während er so auf die Lichtung starrte, bemerkte er, dass die Elfen den

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