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Das Buch Rubyn

Das Buch Rubyn

Titel: Das Buch Rubyn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Stephens
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Emerald.« Und dann murmelte er: »Interessant, sehr interessant …«
    »Wovon reden Sie denn überhaupt?«, wollte Kate wissen.
    Der Mann beugte sich näher. »Du glaubst, es war Zufall, dass du hierhergekommen bist? Ausgerechnet jetzt? Zu dieser Zeit? An diesen Ort? Es war nicht deine Absicht, das ist mir klar. Es war die Chronik! Das Buch verfolgt seine eigenen Pläne! Ihn kenne ich schon seit Jahren. Hab’s Henrietta ja schon immer gesagt, aber sie wollte nicht auf mich hören. Doch jetzt bist du da. Die Dinge fügen sich zusammen, oh ja. Und natürlich musste es jetzt geschehen, wo die Trennung kurz bevorsteht.«
    »Was soll das alles? Was meinen Sie? Wer ist Rafe?«
    »Verrate mir«, sagte der alte Mann und rückte noch näher an Kate heran, »bist du hier, um uns zu retten oder um uns zu vernichten?«
    Nur mit Mühe gelang es Kate, sich zu beherrschen. »Ich will bloß nach Hause«, sagte sie ruhig.
    Plötzlich erklang Musik. Geigenspiel schwebte durch die Kirche. Kate versteifte sich.
    »Was ist los, Mädchen? Magst du keine Musik?«
    Kate gab keine Antwort. Als sie das letzte Mal Geigenspiel gehört hatte, war sie an Bord des Schiffs der Gräfin gewesen. Die Geigenmusik hatte die Ankunft des grässlichen Magnus angekündigt. Aber damals war die Musik wild gewesen, fiebrig und unirdisch. Diese Melodie war ganz anders. Es war ein langsames, klagendes Lied und es war eindeutig von dieser Welt. Es kam aus einem Raum am anderen Ende der Halle.
    Der alte Mann schnaubte. »Wir werden sehen, was passiert, nicht wahr? Wir werden sehen, wir werden sehen …«
    Er ließ ihren Arm los und schlurfte davon. Kate blieb noch einen Moment stehen. Die Musik durchdrang sie, beunruhigte sie, nahm sie gefangen. Dann drehte sie sich um und eilte nach draußen.
    Es schneite noch immer. Seit gestern waren mehr als zwanzig Zentimeter Schnee gefallen, obwohl das meiste davon schon wieder zertrampelt und an den Rand des Gehwegs geschaufelt worden war. Kates Atem stand ihr in kleinen Wölkchen vor dem Gesicht und sie vergrub ihre Hände tief in den Manteltaschen. Abigail schien die Kälte nichts auszumachen. Sie hatte vier oder fünf leere Segeltuchtaschen über dem Arm hängen und wiederholte laut, was sie alles besorgen mussten.
    Sie wollten sich gerade auf den Weg machen, als hinter ihnen lautes Rufen ertönte: »He! Wartet mal!« Gleich darauf kamen Jake und Beetles angelaufen.
    »Wir kommen mit«, sagte Beetles keuchend.
    »Hat Rafe euch aufgetragen, mich zu beobachten?«, fragte Kate ärgerlich.
    Die beiden Jungen wechselten einen Blick und schauten dann wieder Kate an. »Nein.«
    »Hm, ihr seid ziemlich schlechte Lügner.«
    »Na ja«, sagte Beetles, »vielleicht hat er’s uns aufgetragen, vielleicht auch nich. Aber wir sagen’s dir nich. Nich mal, wenn du uns folterst.«
    »Ja«, sagte Jake. »Du kannst uns die Köpfe abschlagen, sie kochen und vierteilen, wir sagen’s dir trotzdem nich.«
    »Stimmt!«, ergänzte sein Freund. »Ha!«
    »Also gut, kommt mit«, seufzte Kate.
    Es war lustig, die Jungen dabeizuhaben. Zu viert verbrachten sie einen fröhlichen Morgen in der Stadt, während sie von Geschäft zu Geschäft gingen und die Sachen einkauften, die auf Abigails Liste standen.
    Als Erstes gingen sie in die Käserei, wo Abigail zwei mittelgroße Käselaibe erstand. Die Jungen bettelten zwar, sie solle doch das riesige Käserad im Schaufenster kaufen, das fast so groß war wie Kate und das man wie ein Wagenrad durch die Stadt hätte rollen müssen. Aber Abigail schüttelte nur den Kopf. »Jungs«, murmelte sie mit einem vielsagenden Blick zu Kate. »Das ist der Grund, warum ich das Geld habe.« Danach gingen sie zum Pastetenverkäufer und bestellten fünf Dutzend Pasteten mit den unterschiedlichsten Füllungen: Schinken und Käse, Kartoffeln und Kräuter, Käse und Kartoffeln und Pilze. Und nachdem Jake und Beetles Abigail auf Knien angefleht und ihr angeboten hatten, eine Woche lang ihre Arbeiten zu erledigen, ließ sie sich erweichen und kaufte für jeden eine Pastete mit Würstchen, Zwiebeln und Käse. »Ich hätte ihnen die Pasteten sowieso gekauft«, vertraute sie Kate an, während sie durch den lautlos fallenden Schnee gingen. Die Jungen liefen voraus und spähten sich gegenseitig in die Pasteten, lobten den Geschmack der eigenen Füllung und erklärten gleichzeitig, der andere sei Opfer eines üblen Betrugs gewesen, weil sich in seiner Pastete nur Hundefutter befände.
    Danach kehrten sie in einem

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