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Das Buch Rubyn

Das Buch Rubyn

Titel: Das Buch Rubyn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Stephens
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Schokoladengeschäft ein. Der Duft nach heißer Schokolade machte allein schon das Atmen zum Genuss. Abigail kaufte fünf Pfund Schokolade, aus der Kakao gekocht werden würde. Der Ladenbesitzer, ein freundlicher, dicker Mann, schenkte den Kindern je eine Tasse heiße Schokolade ein. Sie setzten sich auf Eichenfässer, die am Schaufenster standen, und sahen zu, wie draußen der Schnee zu Boden fiel. Männer und Frauen hasteten mit ihren Bündeln und Paketen vorbei. Die Pferdekarren und Kutschen holperten über das unebene Pflaster der Straße und die Hufe der Zugtiere schleuderten grauweißen Schneematsch in die Höhe.
    Als Nächstes gingen sie in eine Konditorei, wo Abigail eine lange und komplizierte Bestellung aufgab, die später am Nachmittag abgeholt werden würde, und dann in eine Kelterei, wo verschiedene Säfte verkauft wurden. Die Jungen beklagten den Umstand, dass Abigail nicht in ein Süßigkeitengeschäft oder zu den Chinesen geschickt worden war, wo es Feuerwerk zu kaufen gab.
    »Also wirklich!«, schnaubte Abigail. »Seid doch froh, dass ihr überhaupt mitkommen durftet! Wenn ihr zu Hause geblieben wärt, hättet ihr den ganzen Tag Kartoffeln schälen müssen!«
    Bis zum Nachmittag waren Abigails Taschen bis zum Platzen gefüllt. Jeder von ihnen trug seinen Teil, wobei die Jungen jammerten, weil ihnen die Füße wehtaten und sie Hunger hatten. Abigail sagte, dass sie noch eine Sache erledigen müsse, und zwar in Chinatown. Dort würden sie auch etwas essen. Die Jungen bekamen große Augen. »Moment mal!«, rief Beetles aus. »Holst du etwa Sachen für Scruggs’ Feuerwerk?« Abigail lächelte und sagte: »Rafe hat’s mir aufgetragen, bevor wir losgegangen sind.« Die Jungen vollführten Freudensprünge und eilten voraus. Die schmerzenden Füße waren vergessen.
    In Chinatown waren die Straßen von kleinen Zelten aus Segeltuch gesäumt, in denen Schalen mit heißer Nudelsuppe verkauft wurden. Zwischen den Zelten waren Tische aufgebaut, wo große, knorrige Wurzeln in unterschiedlichen Farben angeboten wurden und Gläser und Krüge mit getrockneten, schwärzlichen Blättern. An einem Stand gab es ausschließlich Zähne zu kaufen, von ganz winzigen Zähnchen bis zu einem riesigen Reißzahn, der so lang war wie Kates Arm. Männer und Frauen in wattierten Jacken huschten zwischen den Ständen hindurch. Die Männer hatten lange, fest geflochtene Zöpfe, die ihnen bis über den Rücken fielen. Wohin Kate auch blickte, überall gab es Neues und Faszinierendes zu sehen. Sie wünschte, Michael und Emma wären bei ihr.
    »He!«, rief Beetles plötzlich, »da is Rafe! He, Rafe!«
    Kate sah den älteren Jungen vor einem Verkaufsstand, etwa zwanzig Meter weit entfernt. Er benahm sich so, als sei er bei etwas Verbotenem ertappt worden, und wollte sich schon davonschleichen. Dann schien er es sich anders zu überlegen und drehte sich zu ihnen um.
    »Was machst du denn hier, Rafe?«, fragte Jake. »Erledigst du auch Einkäufe für das Fest?«
    Er hat hier auf mich gewartet , zuckte es Kate durch den Kopf.
    »Wir wollten gerade die Sachen für das Feuerwerk besorgen, wie du mir gesagt hast«, meinte Abigail. »Aber vorher müssen wir etwas essen, weil diesen beiden armen Schluckern der Magen in den Kniekehlen hängt.«
    »Stimmt gar nicht!«, protestierte Jake.
    »Nicht im Mindesten«, fiel Beetles ein. »Im Gegenteil: Wir ham uns Sorgen gemacht, dass ihr vielleicht vor Hunger in Ohnmacht fallen könntet.«
    Abigail lachte sie aus.
    »Geht zu Fung, gleich um die Ecke«, sagte Rafe. »Da gibt’s das beste Essen in Chinatown.«
    »Ja, klar«, sagte Beetles. »Zu Fung. Kennen wir. Hat ’ne grüne Tür.«
    »Eine rote Tür«, sagte Rafe.
    »Ach ja?«, sagte Beetles. »Dann ham sie die wohl neu gestrichen.«
    Dann schaute Rafe Kate an und sagte: »Geht schon vor. Sie kommt gleich nach.«
    Die Kinder gingen weiter und Kate und Rafe blieben allein zurück. Sie sah die Schneeflocken in seinen Haaren und auf seinen Schultern schmelzen. Unter seinen Augen lagen dunkle Ringe. Sie fragte sich, ob er letzte Nacht überhaupt geschlafen hatte.
    »Sind das die Kleider, die Abigail dir gegeben hat?«, fragte er.
    Kate schaute an sich herab. Die schäbigen Wollhosen und die alten Stiefel, das geflickte Hemd und die abgewetzte Jacke waren ihr plötzlich peinlich.
    »Ja. Stimmt was nicht damit?«
    »Nein. Ich hätte es nur überprüfen sollen, bevor du losgezogen bist. Wo ist deine Mütze?«
    Kate zog sie aus ihrer Tasche.
    »Ich habe sie

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