Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das Buch Rubyn

Das Buch Rubyn

Titel: Das Buch Rubyn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Stephens
Vom Netzwerk:
das Kate förmlich versengte. Es kostete sie Mühe, nicht wegzuschauen.
    »Klar hassen sie uns. Was, denkst du, ist mit Miss Bs Arm passiert? Wer, meinst du, hat das getan? Ich sag’s dir: Menschen.«
    »Aber das ergibt doch keinen Sinn. Ihr seid doch auch Menschen! Ihr seid nicht anders. Ihr könnt bloß zaubern!«
    Der Junge lachte, aber es lag keine Freude darin. »Und du meinst, das reicht nicht? Sie hassen uns, weil wir Dinge tun können, zu denen sie nicht fähig sind. Sie haben Angst und sind neidisch.« Der Junge bog eins der Stäbchen zwischen seinen Fingern. »In anderen Städten gab’s schwere Unruhen. Menschen haben magische Viertel niedergebrannt, die Leute verjagt oder ermordet. Das ist der Grund für die Trennung. Wir müssen uns schützen. Danach leben wir zwar immer noch mitten unter ihnen, aber sie wissen es nicht. Ich vermute mal, wir tun das Richtige.« Das Stäbchen zerbrach und er legte die beiden Teile auf die Theke.
    Eine Weile sagte keiner von beiden etwas, dann fragte Kate: »Hast du heute Morgen Geige gespielt?«
    Der Junge schaute sie an.
    »Ich war in der Halle«, sagte sie. »Ich habe die Musik gehört.«
    Rafe nickte. »Meine Mutter hat’s mir beigebracht. Eine Erinnerung an ihr Heimatdorf. Sie wollte immer, dass ich ihr vorspiele, sagte, es erinnere sie an zu Hause.«
    »Oh. Ist sie …?«
    »Sie ist tot.«
    »Das tut mir leid.«
    Wieder schwiegen sie, was nicht weiter auffiel, weil ringsum so ein Lärm herrschte.
    »He, seid ihr fertig?« Beetles und Jake standen hinter ihnen.
    »Abigail is schon draußen«, erklärte Jake. »Sie meint, wir müssten uns beeilen und den Rest von der Liste besorgen. Sie kommandiert uns ganz schön rum.«
    »Ich komme gleich«, sagte Kate.
    Die Jungen nickten und drängten sich durch die Menge nach draußen. Kate schaute Rafe an.
    »Danke fürs Essen.«
    Rafe nickte. Und dann, mit einem Ruck, als ob er gerade einen Entschluss gefasst und Angst hätte, es sich anders zu überlegen, griff er in seine Jacke und zog eine kleine, prall gefüllte Geldbörse hervor.
    »Hier. Nimm das.«
    Kate schaute auf die Börse und dann zu ihm. Rafe wich ihrem Blick aus.
    »Was ist das?«
    »Geld. Damit kommst du zu diesem Ort im Norden. Oder wo immer du hinwillst.«
    »Ich verstehe nicht. Miss Burke sagte, es würde ein paar Tage dauern …«
    »Das hat nichts mit Miss B zu tun.«
    »Aber ich verstehe nicht …«
    »Da gibt es nichts zu verstehen.« Der Junge sprach immer noch mit gemäßigter Stimme, aber man merkte, dass er ärgerlich wurde. Er schaute Kate jetzt an und in seinem Ausdruck lag Verzweiflung. »Ich sage dir: Geh. Ich bitte dich darum.«
    »Aber warum tust du das? Und warum ausgerechnet jetzt?«
    »Ich habe meine Gründe. Nimm’s einfach. Klar?«
    Er packte ihre Hand und bog ihre Finger um die Geldbörse. Kate wusste nicht, was sie denken sollte. Sie spürte, dass der Junge sie beschützen wollte, aber sie ahnte auch, dass er mehr wusste, als er sagte.
    »Und du willst mir nicht sagen, warum?«
    »Ich kann nicht …«
    »Oder woher du mich kennst? Ich weiß genau, dass es so ist. Du musst es nicht leugnen.«
    Der Junge sagte nichts. Kate zog ihre Hand unter seiner weg. Sie fühlte die Schwere der Geldbörse, die Form der Münzen unter dem alten, weichen Leder. Sie könnte nach Cambridge Falls fahren, von dort einen Weg zurück nach Hause finden, wieder mit ihren Geschwistern vereint sein – aber dann würde sie nie das Geheimnis dieses Jungen erfahren. Und sie dachte daran, was Scruggs gesagt hatte: dass die Chronik der Zeit sie aus einem bestimmten Grund hierher gebracht hatte. Konnte Rafe dieser Grund sein? Und wenn ja: Wer war er?
    Sie legte die Geldbörse auf die Theke.
    »Dann werde ich bleiben.«
    Und mit diesen Worten ging sie nach draußen.
    Abigail und die Jungen waren satt und gut gelaunt. Sie gingen zum Feuerwerker, verlangten das, was Scruggs ihnen aufgeschrieben hatte, und machten sich dann auf den Rückweg zur Kirche. Kate schaute sich mehrmals um, aber von Rafe war nichts zu sehen. Sie war zutiefst verwirrt.
    Und dann erlebte sie etwas, was sie in noch größere Verwirrung stürzte.
    An einer Querstraße angelangt, sahen sie ein Zwergenpaar aus einem kleinen Haus treten. Es war das erste Mal, das Kate einen weiblichen Zwerg zu Gesicht bekam, und sie stellte fest, dass die Zwergenfrauen aussahen wie die Männer, nur ohne Bart. Die beiden trugen Möbel heraus und luden sie auf einen Eselskarren.
    »Seht ihr das?«, sagte Jake. »Die machen

Weitere Kostenlose Bücher