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Das Buch Von Ascalon: Historischer Roman

Das Buch Von Ascalon: Historischer Roman

Titel: Das Buch Von Ascalon: Historischer Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Peinkofer
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eingebüßt hatte und den Sattel zusammen mit dem Schild auf dem eigenen Rücken trug, riss an den Zügeln und versuchte verzweifelt, das Maultier zum Aufstehen zu bewegen, aber es konnte nicht mehr. Es würde qualvoll verenden wie so viele andere, denn wo den Menschen kaum noch etwas blieb, bekamen die Tiere erst recht nichts mehr.
    »Ich habe nicht erwartet, dass es so sein würde«, gestand Conn, als sie das kraftlos mit den Hufen schlagende Tier passierten. Die Nüstern des Maulesels blähten sich unaufhörlich, Schaum stand ihm vor dem Maul, während sein Besitzer ihn mit Flüchen überschüttete.
    »Niemand hat das«, meinte Berengar. »W ir alle haben uns diese Unternehmung wohl leichter vorgestellt, hatten keine Ahnung, welcher Art die Prüfungen sein würden, denen der Herr uns aussetzt – und dabei haben wird das Heilige Land noch nicht einmal erreicht.«
    »Jemand sagte mir einst, dass Gott auf diese Weise die Spreu vom Weizen zu trennen pflegt«, erwiderte Conn leise. »Die Unwürdigen von den Würdigen.«
    »Ein schöner Gedanke. Aber was ist mit den Kindern, die dieser Tage hungers sterben? Mit den Frauen, die niederkommen und ihre Neugeborenen zurücklassen müssen, weil ihr Busen ausgetrocknet ist? Sind sie deshalb unwürdig? Was, wenn am Ende nur Spreu übrig bleibt, Conwulf? Was dann?«
    C onn wusste keine Antwort. Er hatte Baldric nur zitiert, um überhaupt etwas zu sagen und die Leere in seinem Inneren mit etwas zu füllen. »W as fragt Ihr mich?«, knurrte er deshalb. »Ihr seid der Prediger von uns beiden! Ist es nicht Eure Aufgabe, all dies hier zu erklären und einen Sinn darin zu sehen? Und was ist mit den Vorzeichen, von denen Ihr damals gesprochen habt? Dem drohenden Unheil?«
    »All diese Zeichen hat es gegeben, aber wie alle Zeichen obliegen sie unserer Deutung. Was, wenn es sich in Wahrheit um eine Warnung gehandelt hat und wenn das angekündigte Unheil bereits dabei ist, über uns hereinzubrechen?«
    Conn starrte den Mönch fassungslos an. Derlei Überlegungen hatte er bislang nie angestellt, und es erstaunte ihn, sie ausgerechnet aus dem Mund eines Predigers zu hören. Aber ließen sich Berengars Worte einfach von der Hand weisen? War bei alldem, was ihnen auf diesem Todesmarsch widerfuhr, auszuschließen, dass sie verdammt waren? Dass Gott sie alle strafen wollte?
    Offenbar konnte Berengar sehen, dass der Gedanke Conn ängstigte, denn seine Züge wurden ein wenig milder. »W arum hast du dich dem Feldzug angeschlossen, Conwulf? Willst du dir dein Seelenheil erwerben? Oder geht es dir um weltlichen Ruhm?«
    »W eder noch«, gab Conwulf zu.
    »So bist du auf Beute aus wie dieser Hitzkopf Tankred und seine italischen Kumpane?« Der Benediktiner schürzte die Lippen. »Ich muss zugeben, das hätte ich nicht von dir gedacht. Du machst mir nicht den Eindruck eines Mannes, der für Gold und Geschmeide kaltblütig töten würde.«
    Conn starrte zu Boden und erwiderte nichts. Hätte er es getan, hätte er mehr von sich preisgeben müssen, als er wollte und als gut für ihn war. Sollte Berengar ihn lieber für einen gewissenlosen Söldner halten …
    »Hast du schon versucht, deine Freunde zu finden?«, wechselte der Benediktiner abrupt das Thema.
    » Ja, aber es ist mir noch immer nicht gelungen. Ich hoffe nur, sie sind noch am Le…«
    »W asser!«, rief in diesem Augenblick ein Soldat, der zur Linken auf einem Hügel auftauchte und heftig gestikulierte, um auf sich aufmerksam zu machen. »W ir haben eine Quelle entdeckt!«
    Das Wort allein genügte, um Conn einen Schauer über den Rücken zu jagen. Den letzten Schluck Wasser hatte er am Tag zuvor getrunken; es hatte schal und abgestanden geschmeckt, aber immerhin war es kühl und flüssig gewesen. Seither hatte er alles Mögliche unternommen, um seinen Körper am Austrocknen zu hindern, hatte seinen eigenen Schweiß aufgeleckt und den spärlichen Tau gesammelt, der sich am Morgen niederschlug, hatte den Saft aus dem Fleisch von Kakteen gesogen, soweit noch welche zu finden gewesen waren. Die Aussicht auf belebendes Nass jedoch ließ ihn und alle anderen in der Marschkolonne aufhorchen.
    »W asser! «
    Wie ein Lauffeuer verbreitete sich die Neuigkeit. Schon waren die Ersten dabei, aus der Marschordnung auszubrechen und die Anhöhe hinaufzustürmen, allen voran ein Ritter, der sein Schlachtross verloren hatte und nun auf einem Ochsen ritt. Es war ein seltsamer Anblick: Der Reiter auf seinem gehörnten Tier voraus, dicht gefolgt von staubigen,

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