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Das Buch Von Ascalon: Historischer Roman

Das Buch Von Ascalon: Historischer Roman

Titel: Das Buch Von Ascalon: Historischer Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Peinkofer
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abgerissenen Gestalten, von denen einige mehr tot aussahen als lebendig. Die Vorstellung von frischem, lebensspendendem Wasser jedoch verlieh ihnen ungeahnte Kräfte.
    Ein bizarrer Wettlauf setzte ein, und plötzlich hielt auch Conn es nicht mehr aus. »Kommt, Pater«, raunte er Berengar zu, und im nächsten Moment eilten auch sie im Laufschritt den Hügel hinauf. Auf der anderen Seite fiel das Gelände steil ab und mündete in eine schmale Schlucht, an deren Ende es tatsächlich eine Wasserstelle gab. Ruhig und spiegelglatt lag sie da und schien nur darauf zu warten, den brennenden Durst der Kreuzfahrer zu stillen.
    S chon hatten die ersten sie erreicht und warfen sich am Ufer zu Boden, formten mit zitternden Händen behelfsmäßige Gefäße oder benutzten ihre Helme dazu, das rettende Nass zu schöpfen. Auch der Ochsenritter hatte sich bereits niedergelassen und trank in gierigen Schlucken. In dem Moment jedoch, als auch Conn und Berengar den Teich erreichten und sich im allgemeinen Gedränge einen Platz suchen wollten, verfiel der Ritter in lautes Kreischen. Würgend und spuckend fuhr er zurück, auf die Mitte des Pfuhls deutend. Auch andere Soldaten, die bereits getrunken hatten, schrien erschrocken auf und prallten zurück – und Conn sah, was der Grund für die plötzliche Aufregung war.
    Mitten im Teich, dort, wo die Oberfläche das Tageslicht spiegelte und man den Grund deshalb kaum sehen konnte, lagen die Kadaver mehrerer halb verwester Tiere im Wasser!
    »Gift! Gift!«, brüllte jemand. »Die Heiden haben die Wasserstelle vergiftet!«
    Conn und Berengar wichen zurück. Der anfängliche Jubel war jäh verstummt, Schreie der Wut und der Enttäuschung waren zu hören, in die sich das Würgen jener mischte, die in ihrer Not von dem verdorbenen Wasser getrunken hatten und sich nun übergaben, hoffend, dass sie daran nicht zugrundegehen würden.
    Dann breitete sich beklommenes Schweigen aus – und mit ihm die bittere Erkenntnis, dass es auch an diesem Tag nichts zu trinken geben würde. Und der Marsch durch das öde, trostlose Land war längst nicht zu Ende.

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9.
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    Das Tier schien kein bestimmtes Ziel zu haben.
    Auf seinen acht Beinen kroch es über den sandigen Boden, wandte sich bald hierhin und bald dorthin auf der Suche nach Beute. Die beiden Scheren waren halb geöffnet, der Giftstachel am Ende des nach vorn gebogenen Schwanzes bereit zum Stich. In seiner Welt mochte es ein erbarmungsloser Jäger sein.
    Hier war es das Opfer.
    Eine Stiefelsohle fiel herab und zerquetschte das Tier, bewegte sich so lange hin und her, bis eine zähe Flüssigkeit hervorquoll, die langsam im Sand versickerte.
    »Skorpione«, knurrte Guillaume de Rein. »W ie ich sie hasse.«
    »Dies Land ist verflucht«, zischte Renald de Rein. Erschöpft vom langen Marsch des Tages ließ sich der Baron auf den Hocker niedersinken, den seine Diener im Zelt aufgestellt hatten. »V or zwei Wochen haben wir Dorylaeum als glorreiche Sieger verlassen, und nun sieh, was aus uns geworden ist. Die Hitze quält uns, Hunger und Durst geißeln uns wie eine Seuche!«
    »Ihr sagt das, als ob ich daran Schuld trüge, Vater«, entgegnete Guillaume, während er mit vor Ekel herabgezogenen Mundwinkeln die Reste des Skorpions von seinem Stiefel zu entfernen suchte.
    »Und?« Renald rollte angriffslustig mit den vom Staub ent z ündeten Augen. Seine fleischigen Gesichtszüge waren von der Sonne verbrannt. »Ist das etwa nicht so? Wessen Einfall war es, sich diesem Unternehmen anzuschließen?«
    »Macht Euren Sohn nicht für etwas verantwortlich, für das er nichts kann«, drang eine dünne, krächzende Stimme aus dem abgetrennten Schlafraum des Zeltes. Der Vorhang wurde beiseitegeschlagen, und Eleanor de Rein erschien. Infolge der Entbehrungen und Anstrengungen der Reise war sie noch hagerer geworden. Ihre einstmals so blasse Haut, die sich direkt über den Gesichtsknochen und den tief liegenden Augen spannte, hatte unter dem Einfluss von Hitze und Trockenheit die Farbe von Pergament angenommen.
    Renald streifte sie mit einem Seitenblick. »Du sprichst mit mir, meine Gemahlin? Welch unerwartetes Privileg!«
    In der Tat wechselten sie kaum noch Worte. Seit ihrer Abreise aus England beschränkte sich Eleanor darauf, der Dienerschaft Anweisungen zu erteilen und sich mit ihrem Sohn zu unterhalten, mit dem sie seit London noch viel mehr teilte als nur das gleiche Blut. Ein Bündnis war zwischen ihnen entstanden, das Renald ausschloss und ihm das Gefühl gab,

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