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Das Buch Von Ascalon: Historischer Roman

Das Buch Von Ascalon: Historischer Roman

Titel: Das Buch Von Ascalon: Historischer Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Peinkofer
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tief in seinen Gedanken versunken gewesen und brauchte einen Moment, um sie zu erkennen und ins Hier und Jetzt zurückzufinden.
    »Tochter«, sagte er mit einer Stimme, die wie ein erlöschendes Echo klang. »Nein, du störst nicht. Was kann ich für dich tun?«
    Sie blieb auf der Schwelle stehen, teils aus Respekt, teils aus Reue. Obwohl sie das unbeugsame, bisweilen zur Auflehnung neigende Temperament ihrer Mutter hatte, war sie ihrem Vater gegenüber stets offen gewesen und hatte ihn nie getäuscht oder belogen. Nun jedoch hatte sie von Dingen Kenntnis erlangt, die er ihr wohl niemals aus freien Stücken gesagt hätte, sei es, weil er es nicht für notwendig erachtete oder weil er sie schützen wollte. Und dieses Wissen ließ ihr seither keine Ruhe.
    »Ich habe mich noch nicht bei dir bedankt«, sagte sie leise.
    »W ofür, meine Tochter?«
    »Dafür, dass du Mordechais Antrag abgelehnt hast.«
    »W ie im vergangenen Jahr den von Amos, dem Sohn des Goldschmieds. Und im Jahr davor jenen von Ilan, dem ältesten Spross unseres Gabbai.« Ein Seufzen entrang sich Isaacs Kehle. »Irgendwann wirst du dich entscheiden müssen – oder das Schicksal entscheidet für dich.«
    »W as willst du damit sagen, Vater?«
    Isaac Ben Salomon seufzte erneut. Er streifte die Warenlisten, die vor ihm ausgebreitet lagen, mit einem Blick. Dann lehnte er sich in seinem hohen Stuhl zurück und schaute seine Tochter so lange und prüfend an, dass sie nicht anders konnte, als zu Boden zu starren.
    »W eißt du, wie ähnlich du ihr bist?«, fragte ihr Vater sie unvermittelt.
    » W as meinst du?«
    »Jedes Mal, wenn ich dich ansehe, fühle ich Trost und Schmerz zugleich. Trost, weil ich erkenne, dass etwas von ihr weiterlebt. Schmerz, weil ich dann jedes Mal von neuem begreife, was mir genommen wurde.«
    »Das tut mir leid, Vater.«
    »Du kannst nichts dafür, mein Kind. Es ist nur …« Isaac sprach nicht weiter, und sie konnte sehen, dass der Schmerz ihn fast zerriss. »W ie lange willst du dieses Spiel noch spielen?«, fragte er dann.
    »W as … was für ein Spiel?«
    Er lächelte. »W ie ich schon sagte, ähnelst du deiner Mutter in vielen Dingen. Wie sie gibst du dich nicht leicht mit Dingen zufrieden. Wie sie brichst du mitunter die Regeln. Und genau wie sie pflegst du zu erröten, wenn du etwas zu verbergen suchst.«
    »Etwas zu verbergen?«
    »Ich weiß, dass du dort gewesen bist, Chaya«, beendete der alte Isaac das Versteckspiel sanft, aber bestimmt.
    »Dort?«
    »In der Synagoge, als der Rat zusammentrat.«
    »Aber ich …«
    »Sei unbesorgt«, versicherte er, als er das wachsende Entsetzen in ihren Zügen sah, »außer mir hat keiner den flüchtigen Schatten bemerkt, der jeweils nur für einen kurzen Moment auf der Frauenempore erschien, um dann ebenso rasch wieder zu verschwinden. Und da ich dich gut kenne …«
    »V erzeih mir, Vater«, sagte Chaya mit gesenktem Haupt. »Es lag nicht in meiner Absicht, den Rat zu belauschen. Ich wollte nur erfahren …«
    »… w as ich Mordechai mitteile«, brachte der alte Isaac den Satz zu Ende, »denn in meiner greisen Eitelkeit hatte ich dich über meine Entscheidung im Unklaren gelassen. In gewisser Weise trifft mich also die Schuld und nicht dich.«
    »Du bist mir nicht böse?« Sie schaute zaghaft auf.
    » Nein. Obschon ich hoffe, dass es sich nicht wiederholen wird. Hätten die anderen Ratsmitglieder von der Sache Kenntnis erhalten, ließe sie sich nicht so ohne Weiteres aus der Welt schaffen.«
    »Ich weiß, Vater«, versicherte Chaya schuldbewusst. »Es steht dir frei, mich angemessen zu bestrafen.«
    »Das ist nicht mehr nötig, denn du wurdest bereits bestraft, mein Kind. Zu viel Wissen kann eine schwere Strafe sein, nicht wahr?«
    Sie nickte. In den vergangenen zwei Tagen war keine Stunde verstrichen, in der sie nicht über das nachgedacht hatte, was sie in der Ratssitzung gesehen und gehört hatte.
    »Allerdings muss ich sagen, dass du sie mit Würde trägst, meine Tochter. Offen gestanden hatte ich dieses Gespräch schon sehr viel früher erwartet.«
    »W irklich? Dann sag mir bitte, Vater, ob es wahr ist, was der Parnes sagt. Droht uns wirklich Gefahr von den Christen?«
    »Mordechai und seine Anhänger bestreiten es. Sie können sich nicht vorstellen, dass die Christen ihre Hand gegen uns erheben werden, und wollen lieber Geschäfte mit ihnen machen.«
    »Und du? Was ist deine Meinung?«
    »Ich habe ihm widersprochen, wie du weißt – worauf er mir unterstellt hat, ich würde

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