Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das Buch Von Ascalon: Historischer Roman

Das Buch Von Ascalon: Historischer Roman

Titel: Das Buch Von Ascalon: Historischer Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Peinkofer
Vom Netzwerk:
Isaac, hochgeschätzt von den Königen und den Propheten, gepriesen von Salomon selbst und wohl die beste Grundlage für die Zusammenkunft von Mann und Frau. Sicherheit jedoch verspricht auch eine Ehe, die zwischen dem Brautvater und dem zukünftigen Bräutigam vereinbart wurde, vielleicht sogar in größerem Umfang als eine Liebesheirat.«
    Diesmal war es der Kaufmann, der eine Antwort schuldig blieb. Einerseits, weil er wusste, dass der Vorsteher der Gemeinde recht hatte. Als Mordechai Ben Neris Frau würde Chaya zu Wohlstand und hohem Ansehen gelangen, und selbst wenn die Verhandlungen mit dem Erzbischof misslangen, so war Isaac sicher, dass sein Konkurrent Mittel und Wege finden würde, sowohl seine Habe als auch die Seinen dem Zugriff von E michos Eiferern zu entziehen. Andererseits wusste er auch nur zu genau, was seine Tochter von Mordechai hielt – und das war beinahe noch weniger als er selbst.
    Was also sollte er tun? Sich der Notwendigkeit beugen? Den letzten Rest von Stolz, der ihm noch verblieben war, hinunterschlucken und seine Tochter einem Mann übergeben, der zwar raffgierig und selbstsüchtig war, ihr jedoch wirksameren Schutz gewähren konnte als jeder andere und dazu ein gutes Auskommen?
    »Ich werde mit ihr sprechen«, versprach er, als er merkte, dass der fragende Blick des Vorstehers noch immer auf ihm ruhte. »Ich werde mit ihr darüber sprechen.«

----
7.
----
    London
Nacht des 25. Mai 1096
    Indem er sie in der Kammer unterbrachte, die den ranghöchsten unter seinen Gästen vorbehalten war, hatte der König der Familie de Rein eine große Ehre erwiesen.
    Der Raum, der direkt an die große, den Sekretären, Dienern und Hofbeamten vorbehaltene Halle im unteren Stockwerk des Gebäudes grenzte, befand sich unmittelbar unter des Königs eigenem privaten Rückzugsort.
    Ein großes Bett, das dem Baron und seiner Gemahlin als Schlafstatt dienen sollte, zwei mit reichen Schnitzereien verzierte Hocker sowie zwei Truhen bildeten die Einrichtung. Die der Halle zugewandte Wand wurde von einem offenen Kamin beherrscht, den die de Reins hatten anschüren lassen, da der Ostwind dunkle Wolken herantrieb und es eine ebenso kühle wie regnerische Nacht zu werden versprach.
    »Ich frage mich, weshalb Rufus uns gerufen hat«, meinte Guillaume, während er mit einem Eisenhaken in den brennenden Holzscheiten stocherte. Der Widerschein der Flammen warf flackernde Schatten auf sein Gesicht.
    »Sein Name ist William«, entgegnete sein Vater nachdrücklich, der die Rüstung und das gepolsterte Untergewand abgelegt hatte und eine dunkelgrüne, knielange Tunika trug, deren Borten ein gesticktes Muster umlief. Der Becher in seiner Hand war mit französischem Wein gefüllt – dem besten des k öniglichen Weinvorrats , wie der Steward beflissen versichert hatte. »Rufus mag der Name sein, den seine ungewöhnliche Erscheinung ihm eingetragen hat – den Thron von England hat er jedoch mit dem ruhmreichen Namen seines Vaters bestiegen. Du tust gut daran, dich daran zu erinnern, Sohn.«
    »W as auch immer es ist«, sagte Eleanor, um einem weiteren Streit zwischen den beiden zuvorzukommen, »es muss etwas Besonderes sein.«
    »W as bringt dich darauf?«, fragte Renald. Je mehr Wein er trank, desto weniger förmlich pflegte er zu werden – eine weitere Angewohnheit seines Vaters, die Guillaume bäuerisch und schlicht verabscheuungswürdig fand.
    »Nun«, führte die Lady ihre Gedanken aus, die auf einem der Hocker saß und ebenfalls gelegentlich vom Wein nippte, wenn auch nur in kleinen, beherrschten Dosen, »da wir derzeit die einzigen Gäste zu sein scheinen, kann es sich nicht um eines der üblichen Adelstreffen handeln. Und was unsere Unterbringung und die Verpflegung angeht«, fügte sie in Erinnerung an die üppigen Speisen hinzu, die man ihnen zum Nachtmahl kredenzt hatte, »dürfen wir uns wohl überaus geschätzt fühlen.«
    »W omöglich geht es für uns zurück in die Normandie?«, fragte Guillaume hoffnungsvoll. Die sich schlagartig verfinsternde Miene des Barons machte ihm klar, dass dies ein Fehler gewesen war.
    »Das würde dir gefallen, nicht wahr?«, fragte de Rein lauernd. Er war weit davon entfernt, betrunken zu sein, aber der Alkohol beschwerte seine Zunge. »Zurückzukehren in das Land deiner Ahnen – und damit alles wegzuwerfen, wofür dein Vater geblutet hat und wofür so viele unserer Gefolgsleute gefallen sind!«
    Während er sprach, war er immer lauter geworden, sodass Guillaume fürchten musste,

Weitere Kostenlose Bücher