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Das Buch von Eden - Die Suche nach dem verlorenen Paradies

Titel: Das Buch von Eden - Die Suche nach dem verlorenen Paradies Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kai Meyer
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Diensten? «
    » Seid Ihr sicher, dass Ihr die Wahrheit vertragt? «
    Der Abt räusperte sich und schluckte. » Falls Eure Anwesenheit tatsächlich unser aller Leben gefährdet, wäre ich ein miserabler Abt, würde ich mich nicht zumindest für die Gründe interessieren. Denkt Ihr nicht auch? «
    Albertus nickte langsam. Obwohl Abt Michael von oben aus noch immer nicht zu sehen war, musste er einen Schritt auf den Magister zugekommen sein, denn nun lag sein Schatten wie eine Dolchspitze auf Albertus ’ Brust.
    » Ihr habt Recht «, sagte der Dominikaner. » Aber das Wissen wird Euch nicht glücklicher machen. Und gewiss nicht sicherer. «
    » Spannt mich nicht auf die Folter, Albertus. Wer ist Euch und dem Mädchen auf den Fersen? «
    » Männer des Erzbischofs. «
    » Des Erzbischofs von Köln? Konrad von Hochstaden? Das kann nicht Euer Ernst sein! «
    » Dies ist nicht der Zeitpunkt, nicht der Ort und ganz sicher nicht der Moment für Späße , ehrwürdiger Abt. Und selbst wenn, so wäre Konrad von Hochstaden kein Name, der uns beide zum Lachen brächte. Meint Ihr nicht auch? «
    In all dem Durcheinander, das in Aelvins Kopf tobte, konnte er nicht umhin, dem Magister Achtung zu zollen. » Uns beide « h atte er gesagt, und damit fast beiläufig die Fronten geklärt. Der Erzbischof auf der einen, Albertus und Abt Michael gemeinsam auf der anderen Seite. Es war kein Geheimnis, dass die Mönche dieses Klosters keine Freunde des Erzbischofs waren – und das nicht erst seit dem grausamen Urteil von Hochstadens über den mittlerweile leeren Ritter Ranulf.
    Wieder vergingen bange Augenblicke, in denen das Schweigen unten in der Kammer wie eine Wand aus Eis zwischen den beiden Männern stand.
    » Wie kann ich Euch vertrauen, wenn das Leben meine r B rüder auf dem Spiel steht? « Müde klang der Abt jetzt, erschöpft und erschreckend hilflos. Odo hatte Aelvins Arm losgelassen, aber die Anspannung war auch hier oben auf dem Dachboden zu spüren. Aelvin fröstelte.
    Albertus erhob sich aus dem Lehnstuhl und trat auf den Abt zu. Das lederne Bündel hielt er eng an die Brust gepresst. Bald befanden sich beide Männer außerhalb des Blickfelds der Novizen.
    » Es ist eine Mission des Herrn, auf der ich mich befinde «, sagte der Magister eindringlich. » Ich bitte Euch nur um Euer Vertrauen, ein wenig Nahrung und ein warmes Lager für zwei Nächte. Dann werden das Mädchen und ich wieder fort sein. «
    » Und wenn die Männer des Erzbischofs hier auftauchen? Eure Spur wird sie an unser Tor führen. «
    » Dann sagt Ihnen, Ihr hättet uns bewirtet. Ihr müsst nicht für mich lügen, Michael. Und sie werden Euch nichts antun, wenn wir fort sind. «
    » Und darauf soll ich mich verlassen? «
    » Die andere Möglichkeit wäre, dass Ihr mich und das Kind sofort in die Nacht hinausjagt. « Er seufzte tief. » Ich könnte es Euch nicht einmal verdenken. «
    » Ihr bleibt «, entgegnete der Abt. » Eine Nacht. Zwei. Wie lange Ihr auch immer wünscht. Aber mir ist nicht wohl dabei, das solltet Ihr wissen. «
    » Das wusste ich, bevor ich über Eure Schwelle trat. Und es tut mir Leid, dass ich Euch eine solche Bürde auferlege. Hätte ich einen anderen Weg gewusst, ich wäre ihn gegangen, glaubt mir. «
    Das Knistern des Kaminfeuers wurde lauter, als der Abt ein Scheit in die Flammen warf. Odo zuckte zusammen, als Holz auf Holz polterte, und auch Aelvins Blick fuhr erschrocken hinüber zur Falltür. Dort aber rührte sich nichts.
    » Lass uns verschwinden «, flüsterte Odo.
    Aelvin zögerte. Als aber der Abt ankündigte, er werd e A lbertus jetzt sein Quartier im Gästehaus zeigen, es sei spät und sie beide brauchten Schlaf, nickte er erleichtert. Die Novizen warteten, bis die Männer das Haus verlassen hatten, dann kletterten sie hastig durch den Spalt hinter dem losen Brett zurück in den Stall, eine Leiter hinab und zum Tor. Stapfende Schritte im Schnee verrieten ihnen, dass der Abt und Albertus gerade den Hof überquerten. Bald darauf knarrte die Eingangstür des Gästehauses, ungewohnt dumpf in der Stille der Winternacht.
    » Jetzt! «, zischte Aelvin. So schnell sie konnten liefen sie los.
    Nachdem Odo seinen Freund wieder im Infirmarium eingeschlossen hatte, kehrte er in seine Zelle zurück, wo er sich zweifellos für den Rest der Nacht bis zur Prim schlaflos auf seinem Lager wälzen würde.
    Das Feuer im Kamin des Krankenquartiers war fast niedergebrannt, doch noch immer herrschte angenehme Wärme in dem lang gestreckten

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