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Das Buch von Eden - Die Suche nach dem verlorenen Paradies

Titel: Das Buch von Eden - Die Suche nach dem verlorenen Paradies Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kai Meyer
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die beiden sich durch den Spalt schoben.
    » Wenn sie Pferde dabeihaben, werden sie uns wittern und unruhig werden «, unkte Odo.
    » Dominikanern ist es unter Strafe verboten, auf etwas anderem als ihren Füßen zu reisen «, entgegnete Aelvin kopfschüttelnd. » Sie dürfen nicht reiten und auch nur in allergrößter Not ein Fuhrwerk besteigen. «
    » Das weiß ich «, gab Odo gereizt zurück. » Aber er ist immerhin … nun, eben der Magister Albertus. «
    » Besser wär ’ s, er hielte sich an seine eigenen Gesetze, sonst hätte er keinen Grund, jemanden wie mich zu bestrafen und mit Dummköpfen wie dir unter ein Dach zu stecken. «
    Der Stall war leer. Albertus und das Mädchen waren zu Fuß gereist, wie es sich für Dominikaner gehörte.
    Odo hatte Mühe, seine breiten Schultern durch den schmalen Spalt zu schieben, und sein Stöhnen kam Aelvin laut genug vor, um das ganze Kloster zu wecken. Schließlich aber kauerten sie nebeneinander auf dem Dachboden des Abthauses und pressten die Gesichter an eine breite Fuge zwischen den Dielen. Es roch hier oben nach feuchtem Holz und Kerzenrauch. Ein Stück weit vor ihnen führte eine Falltür nac h u nten. Durch die Spalten im Boden schimmerte gelblicher Lichtschein herauf.
    Ohne jeden Laut saßen sie da, reglos in der sanften Wärme, die durch das Holz emporstieg, nahezu atemlos und gebannt von dem, was da an ihre Ohren drang.

DIE GESTALT IM SCHATTEN
    D as arme Kind hat wahrlich viel durchgemacht «, war das Erste, was die beiden Novizen hörten. Unzweifelhaft die Stimme des Abtes. » Liebe Güte, und all die braven Schwestern! Die Wege des Herrn wollen sich manchmal selbst den Gläubigsten unter uns nur schwer erschließen. «
    » Nun versteht Ihr, weshalb mir so viel daran liegt, das Mädchen in Sicherheit zu bringen «, sagte der Magister, und Aelvin sah durch einen Spalt im Dachboden, wie sich Albertus auf einen Lehnstuhl sinken ließ. Auf seinem Schoß hielt er ein Bündel, ähnlich einem ledernen Rucksack; er umfasste es fest mit beiden Händen. Während seines Berichts war er vermutlich in der Kammer auf und ab gegangen, doch nun übermannten ihn die Erschöpfung und der Gedanke an die vergangenen bösen Ereignisse.
    Ereignisse, deren Beschreibung sie leider nicht mit angehört hatten, denn der Magister hatte seine Erzählung bei ihrer Ankunft gerade beendet. Aelvin war nach einem lautstarken Fluch zumute und er biss sich auf die Lippe. Im schwachen Lichtschein, der von unten durch die Decke fiel, glühten Odos Wangen wie Bratäpfel.
    » Dann wollt Ihr sie nach Köln bringen, nehme ich an «, sagte Abt Michael. Er befand sich außerhalb ihres Sichtfelds, näher beim Kaminfeuer, dessen Widerschein über die Holzdielen des Fußbodens flackerte.
    » Nicht nach Köln. «
    » Aber Ihr wollt das Kind doch der Obhut Eurer Dom ini kanerschwestern übergeben? «
    » Für sie wird alles getan, was getan werden muss «, entgegnete Albertus kurz. Aelvin und Odo wechselten einen Blick. Selbst von hier oben aus klang der Tonfall des Magisters ausweichend.
    Irgendetwas stimmte nicht. Aelvin hätte seinen eigenen Daumen geopfert, hätte er dafür noch einmal den Beginn des Gesprächs mit anhören können.
    » Nun, wohin auch immer Ihr gehen wollt «, sagte der Abt , » jedenfalls solltet Ihr überdenken, ob Ihr tatsächlich schon übermorgen weiterziehen wollt. Vielleicht ist es besser, wenn Ihr fürs Erste bei uns bleibt. Bruder Severin, unser Hospitarius, freut sich über jeden Besuch, und erst recht über solch hoch gestellten. Und was das Mädchen angeht, so kann Bruder Marius – «
    Albertus fiel ihm ins Wort. » Lasst gut sein, ehrwürdiger Abt. Ich bin dankbar für Eure Gastfreundschaft, mehr als Ihr ahnen mögt. Aber wir haben keine Zeit. Diejenigen, die das Kloster des Mädchens verwüstet haben, folgen unserer Spur. Und ich möchte nicht, dass Ihr die Nächsten seid, die Ihnen zum Opfer fallen. «
    Odos Hand schloss sich um Aelvins Unterarm, so fest, dass Aelvin beinahe aufstöhnte. Ein verwüstetes Kloster? Das Bild, das in Aelvins Gedanken Gestalt annahm, machte ihm Angst. Ausgebrannte Ruinen. Schwarzer Qualm. Krähenschwärme am Himmel. Odo sah aus, als hätte er am liebsten von alldem nie etwas gehört. Doch wie gebannt lauschten sie weiter dem Gespräch.
    » Was sind das für Männer? «, fragte der Abt nach einer Pause. Es war ihm hoch anzurechnen, dass seine Stimme ob dieser Neuigkeit kaum schwankte.
    » Söldner «, sagte Albertus.
    » Aber in wessen

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