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Das Buch von Eden - Die Suche nach dem verlorenen Paradies

Titel: Das Buch von Eden - Die Suche nach dem verlorenen Paradies Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kai Meyer
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Im größten und tiefsten davon hat er die Lumina entdeckt. «
    » Einfach so? Mitten im Sand? «
    » So stand es auf der Karte geschrieben. «
    Libuse blickte sorgenvoll über das schwarz gesprenkelte Sandmeer. » In dieser Wüste gibt es unendlich viele Täler. Und sie verändern sich jeden Tag. «
    Der Magister schüttelte den Kopf. » Nicht solche Täler. Die in den Beschreibungen des Jüngers sind tiefer als alle anderen, deshalb können wir sie nicht erkennen – von uns aus gesehe n m üssen sie hinter dem letzten Steinriesen liegen. Sie sind rund wie manche Bergseen, und ihre Ränder bestehen aus zu Fels geschmolzenem Sand. «
    » Falls die Wüste sie in den letzten tausend Jahren nicht unter sich begraben hat «, bemerkte Sinaida.
    Aelvin wandte sich an Libuse. » Wir sehen uns bald wieder «, sagte er und tat sein Bestes, seiner Stimme einen energischen Klang zu geben. » Du bist mir noch eine Erklärung schuldig. «
    » Was für eine Erklärung? «
    » Wie du die Sache mit dem Erdlicht anstellst. «
    Sie lächelte zaghaft. » Ich würde gern mit dir zusammen durch die Wälder streifen und dir alles zeigen, was ich darüber weiß. «
    Der Magister hatte seinen Groll auf den Qurana-Schamanen keineswegs vergessen, aber bei den Worten der beiden verirrte sich Güte auf seine Züge. » Ich sollte euch vermählen, bevor es so weit kommt. Liebe Güte, ein Novize, der keiner mehr ist, ist schlimm genug. Aber ein Mann und eine Frau, unvermählt allein im Wald – verlangt nicht von mir, dass ich das toleriere. «
    Aelvin erwiderte sein Lächeln, dann nickte er als Letzter Sinaida zu, die mit verschlossenem Gesichtsausdruck auf ihrem Kamel saß und angestrengt nach einer Möglichkeit zu suchen schien, ihre Rache an Shadhan doch noch zu vollziehen. Wären da nur nicht die Kamelreiter gewesen, die jetzt zwischen den Stelzenläufern auf den Dünen aufgetaucht waren. Die Bögen in ihren Händen waren nicht gespannt, und doch gab es keinen Zweifel, dass die Qurana jeden aufhalten würden, der versuchte, unerlaubt ins Wüstenherz vorzudringen.
    Ein wenig linkisch umarmte Libuse die traumwandlerisch dastehende Favola, vorsichtig, damit sie einander nicht mit der bloßen Haut berührten. Dabei kannte sie doch ihrer aller Tode.
    Als Nächste trat Sinaida vor die Novizin und senkte das Haupt zu einer Verbeugung. » Auch ich werde den Garten Gottes bald sehen «, sagte sie leise.
    Etwas bewegte sich in Favolas Zügen, doch es wurde kein Lächeln und keine Erwiderung daraus. Stattdessen suchten ihre Augen den Magister, der als Letzter vor sie hintrat, sie sanft an den Schultern fasste und ihr Glück wünschte. Er sprach kein Gebet zum Abschied, was niemanden so sehr wunderte wie Aelvin. Vielleicht waren sie ja dem Antlitz Gottes bereits zu nahe gekommen, als dass Worte noch einen Unterschied gemacht hätten.
    » Aelvin? «
    Der trostlose Schleier hinter seinen Augen klärte sich. Libuse küsste ihn lange, fast verzweifelt, und als sie sich voneinander lösten, bemerkte er, dass die beiden Bewaffneten den Blick gesenkt hatten.
    Der Schamane sprach einige Worte in seiner Sprache, und Sinaida übersetzte nach unmerklichem Zögern, dass auch er ihnen Glück wünsche. Aelvin war nicht sicher, ob dies die wahre Bedeutung seiner Worte war oder ob er ihnen nicht vielmehr eine unheilschwangere Warnung mit auf den Weg gab. Dennoch war er Sinaida dankbar für den Versuch, ihnen nicht noch mehr von ihrer schwindenden Hoffnung zu rauben.
    So machten sie sich endlich auf den Weg, unbewaffnet, zu Fuß und von den Strapazen der Reise und Favolas Krankheit gezeichnet. Die ersten Schritte machte die Hüterin der Lumina noch aus eigener Kraft, dann legte Aelvin einen Arm um ihre Taille und stützte sie. Selbst durch die Gewänder spürte er ihre hervorstechenden Hüftknochen. Er verfluchte Albertus, sich selbst und die Ungerechtigkeit der Welt dafür, diesem Mädchen solch eine Prüfung auferlegt zu haben.
    Prüfung?, dachte er verbittert, als die Gefährten hinter den Bergen zurückblieben. Nein, hier ging es nicht um Prüfungen, nicht um Gott, die Lumina oder ein neues Paradies auf Erden.
    Jetzt ging es nur noch um Favolas Überleben.
    *
    Während sie sich durch die Einöde auf den letzten Felskoloss zukämpften – der einzige Wegweiser inmitten dieser Leere –, dachte er daran, Favola nach Libuse zu fragen.
    Wird sie als alte Frau in meinen Armen sterben? Oder ich als Greis in den ihren? Du hast es gesehen, nicht wahr?
    Dann aber schalt er

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