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Das Buch von Eden - Die Suche nach dem verlorenen Paradies

Titel: Das Buch von Eden - Die Suche nach dem verlorenen Paradies Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kai Meyer
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«
    » Geh! Bitte. «
    » Was hast du da? «, fragte er, ohne sich zu bewegen.
    » Das geht dich nichts an. Der Abt hat gesagt, er würde dafür sorgen, dass ich hier oben ungestört bin und – «
    » Das hat er in der Morgenandacht verkündet. Und ich war nicht dabei. Du weißt schon « – er deutete ein wenig verschämt auf seinen Knöchel – » meine Verletzung. «
    Es gelang ihr, sich in einer einzigen Bewegung aufzurichten und das Ding vor sich aufzuheben, ohne dass es dabei unter ihrem Fellumhang zum Vorschein kam. Aelvin bemerkte das leere Bündel, das neben ihr am Boden lag – es war derselbe Rucksack, den der Magister in der Nacht im Haus des Abtes so sorgsam behütet hatte.
    » Der Abt wird sehr wütend sein, wenn er erfährt, dass du hier bist «, sagte sie und hielt beide Arme fest vor den Oberkörper.
    » Erst recht, wenn er hört, dass wir heute Nacht miteinander gesprochen haben «, bestätigte Aelvin nickend. » Und dass mein Knöchel nicht wirklich verletzt ist. Aber du hast ihm von beidem nichts erzählt. Warum solltest du ihm also verraten, dass ich hier oben war? «
    Ihr Blick huschte nervös hin und her, fast als erwartete sie, weitere Mönche könnten von außen über die Brüstung des Turms springen. Von unten drang der Gestank der Stallungen herauf. » Weil … «, begann sie, » weil irgendwer dich gesehen haben könnte. «
    Aelvin seufzte. » Kann schon sein. Aber dann ist es jetzt ohnehin zu spät. « Er deutete auf die Ausbuchtung unter ihrem Umhang. » Was hast du da? «
    » Nichts. «
    » Glaubst du, ich würde es dir wegnehmen? «
    » Nein … tut mir Leid. Aber das ist nicht … für deine Augen bestimmt. «
    » So? « Er wagte einen Vorstoß. » Hat der Magister dir das eingeredet? «
    Eine zornige Falte erschien über ihrer Nasenwurzel. » Das muss er nicht. Das hier ist … « Sie brach ab, holte tief Luft und wurde wieder ruhiger. » Ganz allein meine Angelegenheit. «
    » So wie die Sache mit dem Kloster? «
    Seine Worte erzielten die gewünschte Wirkung. » Was weißt du darüber? «, entfuhr es ihr.
    » Eine Menge. Aber … na ja, nicht genug. «
    » Dann sprich nicht davon! Nie wieder! «
    Jetzt hatte er Mitleid, obwohl die Stimme in seinem Inneren ihn ermahnte, dass er womöglich gerade die Gelegenheit verschenkte, einen Teil des Mysteriums zu lösen. » Verzeih. Ich wollte dich nicht wütend machen. «
    » Das hast du aber. «
    Er druckste herum. » Deshalb sag ich ja, dass es mir Leid tut. Wirklich. « Um sie auf andere Gedanken zu bringen, fragte er: » Was weißt du eigentlich über den Magister? «
    » Er ist ein hoher Mann meines Ordens. «
    » Das ist alles? Mehr nicht? Ich meine, du hast ihm immerhin dein Leben anvertraut. «
    » Er hat mir das Leben gerettet. «
    » Kanntest du ihn schon vorher? «
    Der Wind spielte mit dem langen Zipfel ihrer Kapuze, während sie Aelvin musterte. » Nein. Er kam ins Kloster, kurz bevor … Jedenfalls habe ich ihn da zum ersten Mal gesehen. «
    » Aber du warst lange mit ihm unterwegs. Er muss dir eine Menge über sich erzählt haben. «
    Sie senkte den Blick. » Er spricht nicht viel. Die meiste Zeit ist er schweigsam vorneweg durch den Schnee gestapft. «
    Das passt zu ihm, dachte Aelvin bitter. » Ich weiß ein wenig über ihn. Wenn du willst … ich meine, ich kann dir alles erzählen. «
    Tatsächlich flammte in ihren Augen Wissbegier auf, als sie wieder seinem Blick begegnete, und er fragte sich, ob sie ihm im Gegenzug mehr über sich und das Ding unter ihrem Mantel verraten würde. Aber er war zu vorsichtig, um Forderungen zu stellen.
    » Dann kennst du ihn wohl gut? «, fragte sie.
    » Gut genug, um ihn nicht zu mögen. «
    »Er scheint mir ein harter, aber gerechter Mann zu sein.«
    Favola hob prüfend eine Augenbraue. »Falls er dich für irgendetwas bestraft haben sollte, hattest du es vermutlich verdient. «
    Er fühlte sich ertappt, schüttelte aber rasch den Kopf. » Ich erzähle dir einfach, was ich weiß, einverstanden? « Er überlegte, womit er beginnen sollte – etwas Spektakulärem vielleicht, das ihr gleich zeigte, was für ein Unhold Albertus war –, entschied sich aber dann für den simplen Anfang. » Er hat in Köln Theologie studiert und an mehreren Dominikanerkonventen gelehrt. In Paris hat er sogar einen Lehrstuhl an der Universität innegehabt. «
    » Was ist eine Universität? «
    » So was wie eine Schule für besonders kluge Leute. «
    » Dort bist du ihm nicht begegnet, oder? «
    Er musste sich

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