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Das Buch von Eden - Die Suche nach dem verlorenen Paradies

Titel: Das Buch von Eden - Die Suche nach dem verlorenen Paradies Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kai Meyer
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geworfen hatten. Die Qurana hatten sie durchsucht – alle bis auf Favola, die sie nicht anzurühren wagten.
    Blut hatte die Klinge geschwärzt. Der Sand war aufgewühlt, als hätte hier ein Kampf stattgefunden.
    Sie war sicher, dass die beiden tot waren. Sie musste sich zusammennehmen. Irgendwie weiterdenken. Weiter handeln. Nur nicht aufgeben.
    Atemwölkchen bildeten sich vor Favolas Lippen.
    Und da war auch ein schwacher Hauch vor Aelvins Mund!
    Libuses Bewegungen wurden fahrig. Sie zitterte und wusste nicht, womit sie beginnen sollte. Sie drehte erst Favola auf den Rücken, dann Aelvin. Berührte ihn im Gesicht, küsste ihn, hörte ihn keuchen, dann husten. Er rollte sich zur Seite und übergab sich in den Sand, nur Galle und Speichel, dann blieb er röchelnd liegen, mit flatternden Augenlidern wie Schmetterlingsflügel. Er flüsterte etwas, das Libuse nicht verstehen konnte. Alles in ihr schrie danach, sich um ihn z u k ümmern, ihn in den Arm zu nehmen, ihn, wenn es sein musste, durch die Wüste zurück zum Lager zu tragen. Aber es war Favola, die im Augenblick dringender ihrer Hilfe bedurfte. Um sie stand es weit schlimmer als um Aelvin.
    » Die Lumina «, krächzte er.
    Libuse schaute sich aufgeregt um. Sie entdeckte die Pflanze beim dritten Hinsehen, nahe bei der Feuerstelle, braun und zusammengesunken wie welkes Gemüse.
    Favola streckte zitternd eine Hand danach aus.
    Libuse verstand. Sie packte die Freundin unter den Achseln und zog sie zurück zum Feuer, ganz nah heran an die Lumina. Favolas Finger krochen wie Insektenbeine auf das tote Gewächs zu. Libuse kam ihr zur Hilfe und streifte ihr vorsichtig die ledernen Handschuhe von den schneeweißen und nahezu fleischlosen Fingern. Sie alle hatten nie erkannt, wie krank Favola wirklich war. Wie schlecht es ihr ging. Und wie viel Kraft sie doch immer noch aufbrachte, um weiterzugehen, immer weiter nach Süden, einem Traum vom Paradies entgegen, der nie ihr eigener gewesen war.
    Aelvins Stimme ließ sie aufhorchen. Mit dem Handrücken wischte sie sich Tränen aus den Augen, sah ihn trotzdem nur verschwommen ein paar Schritt entfernt im Sand liegen.
    » Du hast das … schon einmal getan «, stöhnte er.
    » Was meinst du? «
    Favola stieß unter ihr heiser Luft aus. Zuckte, krampfte, bewegte die Lippen ohne Worte.
    » In der Mine «, krächzte Aelvin und hob zitternd den Kopf. » Du hast das Erdlicht beschworen … aus der Lumina. «
    Favolas Finger spreizten sich im Sand neben der Pflanze, krampften sich zusammen, entspannten sich wieder. Alles an ihr schien in sich zusammenzufallen, als versänke sie unter ihren Gewändern im Sand.
    » Schnell! «, brachte Aelvin hervor. » Du musst es … versuchen. «
    » Damals im Berg … das waren wir beide zusammen «, entgegnete Libuse zweifelnd. » Wir haben das gemeinsam getan. Du hast dich auf deine Erinnerung an Favola konzentriert. «
    Er bewegte den Kopf und blickte schmerzerfüllt zu Favola hinüber, die neben der abgestorbenen Pflanze am Boden zuckte. » Versuchen wir ’ s. «
    Libuse war durcheinander, hundert Gedanken bedrängten sie gleichzeitig. Zur Beschwörung des Erdlichts aber musste sie ihr Denken bündeln, durfte keine Ablenkung zulassen.
    » Wo steckt Shadhan? «
    » Fort. « Aelvin hob bebend eine Hand und rieb sich die Kehle. Selbst im Sternenlicht waren die dunklen Abdrücke an seinem Hals zu erkennen. » Er wollte mich töten. Aber Favola … sie hatte ein Messer. Er hat geschrien … und dann war er weg. Ich … vielleicht war ich bewusstlos, ich weiß es nicht … «
    » Wenn er wieder auftaucht – «, begann sie, erinnerte sich aber dann an das Gefühl, das sie auf dem Weg hierher beschlichen hatte: dass da jemand durchs Dunkel geglitten war, nicht weit entfernt.
    Sie zog Aelvin auf die Beine und half ihm auf dem Weg zur Lumina. Neben Favola sank er auf die Knie und musste sich mit einem Arm abstützen, damit sein Oberkörper nicht zur Seite wegsackte. Mit der anderen Hand berührte er sie an der Schulter. Die Krämpfe hatten nachgelassen, sie lag jetzt vollkommen still. Die Dunstwölkchen ihres Atems kamen unregelmäßig und waren fast unsichtbar.
    » Sie stirbt «, flüsterte er gequält.
    Libuse nickte stumm. Sie sah die Lumina an, deren Blätter wie verdorrtes Unkraut auf dem Wüstensand lagen. Favolas Hand daneben wirkte ebenso leblos.
    Libuse schloss die Augen, versuchte, sich zu konzentrieren. Ihre Gedanken tasteten nach der Lumina, nach ihren nadelfeinen Wurzeladern im Sand. Aber

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