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Das Buch von Eden - Die Suche nach dem verlorenen Paradies

Titel: Das Buch von Eden - Die Suche nach dem verlorenen Paradies Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kai Meyer
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durchstieß und ihre Zunge an den Gaumen nagelte.
    » Was willst du wirklich? « Trotz des Zorns in seinen Augen stand Corax da wie zu Stein erstarrt.
    » Um was ich dich gebeten habe, nichts sonst. Antworten. War Albertus hier? Und was wollte er? «
    Libuse hielt den Atem an, während ihr Vater noch zögerte.
    » Ja «, sagte er nach einem Augenblick, » er ist hier gewesen. «
    » Wann? «
    » Heute Morgen, eine Stunde nach Sonnenaufgang. «
    Libuse spürte, wie Gabriel hinter ihr nickte. » Vielleicht wird deine Tochter leben, alter Mann. Mach weiter so. Was hat er von dir gewollt? «
    » Über alte Zeiten reden. «
    Gabriels Hand schloss sich fester um Libuses Kehle. Sie würgte, trat mit dem Fuß nach hinten, verfehlte aber sein Bein.
    » Nein «, sagte er unbeeindruckt. » Ich denke, er hat etwas anderes gewollt. Womöglich deine Hilfe? «
    » Wenn du es besser weißt, warum lässt du Libuse dann nicht laufen? Mein Wort darauf, dass ich nicht mit dir kämpfen werde. «
    » Du hast mich heute schon mehrfach belogen, Corax, und ich werde dir keine Gelegenheit geben, es noch ein weiteres Mal zu versuchen. « Gabriels Griff lockerte sich ein wenig. Unvermittelt bekam Libuse wieder Luft.
    » Hat er dich gebeten, etwas für ihn zu verstecken? «, fragte er. » Hier im Turm vielleicht? «
    » Nein! Und das ist, bei Gott, die Wahrheit. «
    » Ein Mann, der die Ritterwürde abgelegt hat, sollte nicht beim Namen unseres Herrn schwören. «
    » Glaubst du das wirklich, Gabriel? Dass du im Auftrag des Herrn handelst? Oder ist dein Herr in Wahrheit nicht ein anderer, jener, den du eben erst verleugnet hast? «
    » Albertus hat dir also erzählt, dass ich noch immer in den Diensten des Erzbischofs stehe … Hmm, das ist nicht gut. «
    Libuse rang verzweifelt nach Luft, weil sie fürchtete, er würde sie abermals würgen. Doch seine Hand blieb ruhig, die Schwertspitze unbewegt.
    Corax ’ Miene regte sich nicht. » Er hat erzählt, dass du ihn verfolgst. Du und deine Männer. «
    » Und hat er beiläufig den Grund genannt? «
    » Er sprach von einem Mädchen. «
    » Dann hat er sicher ein Kloster erwähnt, nicht wahr? Rede, Mann, bevor ich die Geduld mit diesem kleinen Biest verliere! «
    » Teufel noch mal – lass die Spielchen, Gabriel. Ich kenne dich. Du hast eine Menge von mir gelernt, aber nicht genug, um lebend hier herauszukommen, wenn du dem Kind ein Haar krümmst. «
    Gabriel stieß scharf den Atem aus. Libuse spürte ihn an ihrem Ohr, und er war kalt wie ein Windstoß im Winter.
    » Konrad hat mich damals nicht umsonst zu deinem Nachfolger ernannt. Er hat Vertrauen in meine Fähigkeiten. Das solltest du auch. «
    Libuse sah den Raum und ihren Vater wie durch einen Schleier. Schweiß rann ihr in die Augen, und ihre Zähne waren so fest aufeinander gebissen, dass es schmerzte. Sie hatte gewusst, dass ihr Vater in Konrads Diensten gestanden hatte. Aber dass er einst die Männer des Erzbischofs angeführt hatte, das war ihr neu.
    » Was hat er über das Kloster erzählt? «, fragte Gabriel noch einmal. » Und über das Mädchen? Ist sie auch hier gewesen? «
    » Nein. Ich kenne sie nicht, und das ist die Wahrheit. «
    » Möglicherweise. Was hat er noch gesagt? «
    » Dass das Mädchen etwas bei sich trägt. Aber er hat nicht verraten, was es ist. «
    » Sagte er, wohin er sie bringen will? «
    Libuse suchte den Blick ihres Vaters jetzt mit solcher Intensität, dass er gar nicht anders konnte, als sie anzusehen. In seinen Augen las sie, dass er lügen würde, und beinahe war ihr, als bäte er sie um Erlaubnis dafür.
    Sie blinzelte und hoffte, dass er es verstand.
    » Nach Köln «, sagte Corax. » Er will sie nach Köln bringen. «
    Libuse schloss die Augen. Ihr ganzes Fühlen konzentrierte sich auf die Schwertspitze und die Hand an ihrem Hals.
    » Köln? «, fragte Gabriel ungläubig. » Ist das alles, was dir einfällt? Das ist absurd. «
    » Es ist wahr. «
    » Albertus fürchtet den Erzbischof von Köln. Er wäre nicht so dumm – «
    » Die Stadt ist Albertus ’ Zuhause «, unterbrach ihn Corax. » Er besitzt die Gunst der Bürgerschaft. Und es gibt dort weiß Gott genügend Winkel, um ein junges Mädchen zu verstecken – vor allem dann, wenn der Erzbischof niemals auf die Idee käme, sie ausgerechnet vor seiner eigenen Tür zu suchen. «
    Er glaubt es nicht, dachte Libuse. Er nimmt es ihm nicht ab.
    » Unsinn «, presste Gabriel hervor, doch noch immer machte er keine Anstalten, seine Drohung in die Tat

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