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Das Buch von Eden - Die Suche nach dem verlorenen Paradies

Titel: Das Buch von Eden - Die Suche nach dem verlorenen Paradies Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kai Meyer
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Ursprungs zu finden. Viele Jahre zog er durch Gebirge und Wüsten, ehe er die Lumina schließlich entdeckte. Weil ihre Einsamkeit ihm das Herz brach, grub er sie aus und trug sie fortan durch die Welt, auf all seinen Reisen, die ihn von Osten nach Westen und von Süden nach Norden führten. Er hütete sie als Relikt aus den Zeiten der Schöpfung, und bevor er starb, pflanzte er sie auf einen Hügel, weihte den Boden und verkündete, nirgends sei die Welt dem Auge Gottes näher als an dieser Stelle. Seine Anhänger errichteten Häuser rund um den Hügel, und mit den Jahrhunderten wurde daraus ein Ort der Verehrung und Demut – ein Haus des Herrn, ein Kloster. Hier gedieh und blühte die Lumina im Verborgenen, bewahrt von den wenigen, die ihr Geheimnis kannten. «
    » Bis Ihr dorthin kamt «, platzte Aelvin heraus, und es klang so vorwurfsvoll, dass er selbst zu erschrecken schien.
    Für einen Mönch, dachte Libuse, begegnet er dem Magister mit erstaunlich wenig Respekt. Gegen ihren Willen stieg er dafür in ihrer Achtung.
    Albertus ’ Blick verdunkelte sich, als wäre da mit einem Mal etwas zwischen ihm und dem Feuer, das einen Schatten auf seine Züge warf. » Ich bin zum Kloster gegangen, um zu warnen. «
    » Das ist nicht wahr. « Zum ersten Mal seit Beginn ihrer Reise ergriff Favola das Wort. Erneut horchte Libuse auf. Merkwürdiges tat sich hier. Unverhofft schien sich ein Konflikt zu entfalten, der bislang verborgen gewesen war; ein Schwelbrand, der sich nicht länger unterdrücken ließ.
    » Ihr seid gekommen, um die Lumina fortzuholen «, fuhr Favola fort. Ihre rechte Hand lag auf der verletzten Schulter, als wollte sie den Schmerz verscheuchen wie eine Fliege. Das Bündel mit dem Schrein ruhte zwischen ihren Füßen am Boden. » Ich weiß, was Ihr mit der Mutter Oberin besprochen habt. «
    Nun richteten sich alle Blicke auf den Magister.
    » Nein «, entgegnete Albertus ruhig. » So ist es nicht gewesen. «
    » Wie dann? «, fragte Libuse.
    Seine Augen schwenkten kurz in ihre Richtung und blickten dann nachdenklich ins Feuer. » Ich hatte nicht vor, die Lumina zu stehlen. Ich wollte die Äbtissin von der Notwendigkeit überzeugen, die Lumina fortzubringen. Sie war nicht mehr sicher im Kloster. Und haben mir die Ereignisse etwa nicht Recht gegeben? Wäre ich nicht dort gewesen, als die Männer des Erzbischofs auftauchten, wäre die Lumina jetzt bereits in Köln. In der Hand Konrads. «
    » Wie hat der Erzbischof herausgefunden, wo die Lumina aufbewahrt wurde? «, fragte Aelvin.
    Libuse ergänzte: » Und wie habt Ihr es herausgefunden? «
    Albertus starrte noch immer in die Flammen. » Ich habe Studien betrieben, und nicht nur ich allein. Saphilius von Regensburg hat jahrelang nichts anderes getan, als der Lumina nachzuforschen. Seine Erkenntnisse waren … erstaunlich. Doch an einem Punkt, an dem er nicht weiterkam, wandte er sich an mich, und seither haben wir gemeinsam versucht, die Lumina zu finden. Bald erfuhren wir, dass Konrad von Hochstaden zur selben Zeit ganz ähnliche Forschungen betreiben ließ. Gleich nachdem ich erfuhr, wo die Lumina aufbewahrt wurde, habe ich mich auf den Weg gemacht. Un d w ie es aussieht, hat mein Vorsprung gerade ausgereicht, um sie zu retten. «
    » Die Pflanze habt Ihr gerettet «, sagte Aelvin verbissen. » Nicht aber die Nonnen des Klosters. Und Odo. «
    » Machst du mich für ihren Tod verantwortlich? «
    Aelvin zuckte zusammen, und für einen Augenblick sah es aus, als wollte er zu einer heftigen Erwiderung ausholen. Dann aber senkte er seinen Blick. » Ich weiß es nicht «, sagte er leise. » Ich weiß überhaupt nicht mehr, was ich denken soll. Über Euch oder die Lumina oder … das alles hier. «
    Libuse spürte einen Anflug von Mitgefühl. » Das geht uns allen so. « Als sie in die Runde blickte, sah sie, dass Favola den Magister eindringlich anstarrte, so als gäbe es noch viel mehr, das gesagt werden müsste. Doch sie schwieg, und Libuse fragte sich, aus welchem Grund. Fürchtete Favola Albertus? Fühlte sie sich ihm verpflichtet?
    » Wir sind jetzt auf dem Weg, aber keiner weiß, wohin eigentlich – außer Euch «, sagte Libuse an den Magister gewandt. » Wäre es nicht an der Zeit, es uns zu verraten? «
    » Die Lumina muss wieder in heilige Erde «, sagte Albertus unumwunden. » Und zwar an jenem Ort, an dem der Jünger sie vor über tausend Jahren gefunden hat. Ich glaube, dass sie der Ursprung eines neuen Garten Gottes sein kann – ein erster Schritt zu

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