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Das Buch von Eden - Die Suche nach dem verlorenen Paradies

Titel: Das Buch von Eden - Die Suche nach dem verlorenen Paradies Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kai Meyer
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Aquädukt zu klettern –, wenn also Gabriel noch lebt, dann wird er versuchen, so schnell wie möglich neue Männer anzuheuern. Vielleicht reitet er zurück nach Köln, um sich ein neues Rudel zusammenzustellen. Aber selbst dann dürfen wir keine Zeit damit vertun, es uns in deinem Kloster gemütlich zu machen, Junge. Wir müssen nach Süden. Und dann immer weiter nach Osten. «
    » So geht ohne mich «, sagte Aelvin und brachte es nich t ü bers Herz, Favola anzusehen. » Die Lumina ist nicht meine Angelegenheit. «
    » Das ist sie sehr wohl! «, donnerte Albertus. » Du wirst uns begleiten. Oder willst du im Kloster darauf warten, dass Gabriel zurückkehrt und durch Folter aus dir herauskitzelt, wohin wir uns gewandt haben? «
    Daran hatte Aelvin auch schon gedacht – und sein Möglichstes getan, die Vorstellung zu verdrängen. Aber gar so leicht wollte er sich nicht geschlagen geben. » Ich kenne nicht einmal Euer Ziel. Ich könnte Gabriel gar nichts verraten, selbst wenn ich es wollte. «
    Albertus hob eine Augenbraue. » Und du denkst, er wird dir das glauben? «
    Aelvin warf einen verstohlenen Blick auf Corax ’ Augenbinde, dann auf Libuses geschwollenes Gesicht, schließlich auf Favola, die sich mit der rechten Hand die verletzte Schulter hielt. Albertus hatte natürlich Recht: Gabriel würde sich mit einem Nein nicht zufrieden geben.
    Corax erhob die Stimme. Er war der Einzige, der mit Albertus ’ tief tönendem Organ mithalten konnte. » Libuse und ich werden auf jeden Fall zum Kloster gehen. Falls Gabriel dorthin zurückkommt, werde ich ihn erwarten. Und Libuse braucht Beistand. «
    » Ich brauche keinen Beistand ! «, rief sie empört. Und als sie sah, dass Corax dagegenhalten wollte, setzte sie hinzu:
    » Und wir werden auch nicht zum Kloster gehen, Vater. «
    » Das hier ist nicht der Moment für Trotz. «
    Libuse ließ ihn los. » Wir werden mit Albertus gehen! «
    Aelvin bemerkte, dass ihre Entschlossenheit nur Maskerade war. Leiser fügte sie hinzu: » Und ich werde die Wahrheit über Mutter herausfinden. Wenn es sein muss, auch gegen deinen Willen. «
    Aelvin erwartete, dass Corax lospolterte, doch der grauhaarige Krieger schwieg nur. Auch sonst sprach für eine Weil e n iemand ein Wort. Sogar Albertus schien sich ausnahmsweise damit zufrieden zu geben, nur Beobachter zu sein.
    » Ich habe dich einmal nicht schützen können «, sagte der Ritter schließlich, » und ich schwöre, dass das kein zweites Mal passiert. « Nach einer kurzen Pause fügte er leiser hinzu:
    » Und ich flehe zu Gott, dass ich Gabriel dabei begegne. «
    Alle blickten betreten zu Boden. Jeder von ihnen wusste, dass Corax in seinem Zustand niemanden mehr beschützen und schon gar kein Schwert führen würde. Libuse umarmte ihren Vater, und Aelvin sah Tränen auf ihren Wangen. Er konnte ihr nicht böse sein, ganz gleich, wie sie sich ihm gegenüber verhielt.
    » Dann ist es beschlossene Sache «, verkündete Albertus.
    » Wir reisen gemeinsam. «
    Aelvin fand, dass er selbst überhaupt nichts beschlossen hatte, dass sogar – ganz im Gegenteil – wieder einmal über seinen Kopf hinweg entschieden worden war. Doch er war der Streitereien müde, und er fürchtete Gabriels Folterzangen. Auf ihrem weiteren Weg war noch immer Zeit, irgendwo kehrtzumachen und zurück zum Kloster zu wandern – vielleicht sogar in einem weiten Bogen, der ihn an Gabriel vorbeiführte, falls dieser Albertus und den anderen tatsächlich folgte.
    Machst du es dir nicht ein wenig einfach?, mahnte seine innere Stimme. Was ist mit Favola? Und mit Libuse? Ist dir ihr Schicksal denn gleichgültig?
    Um sich abzulenken, half er Favola auf die Füße und kletterte mit ihr und den anderen aus der Senke.
    Albertus deutete ins verschneite Unterholz. » Dort entlang «, sagte er bestimmt, als sähe er ihr Ziel bereits vor sich.
    Aelvin fing Favolas Blick auf. Ihre Augen kündeten von einem Mut, der ihn beschämte. Hinter ihnen keuchte Corax, als Libuse ihm die Schräge hinaufhalf; kein Wort der Klage kam über die Lippen des Kriegers, kein Laut der Pein.
    Ein Blinder, zwei verwundete Mädchen und ein Novize, dachte Aelvin. Wunderbar. Nicht zu vergessen ein verbohrter alter Mann.
    Seine ersten Schritte hinaus in die Welt hatte er sich wahrlich anders vorgestellt.
    DAS LAND EDEN
    N a ch Einbruch der Dämmerung erreichten sie müde und durchgefroren einen Pfad, der sich am Ufer eines Flusslaufs durch ein tiefes Tal schlängelte. Das Gewässer war nur wenige Schritt

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