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Das Büro

Das Büro

Titel: Das Büro Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: J.J. Voskuil
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in die Diskussion hinein!“
     
    Am letzten Tag gab es einen Ausflug. Der Bus fuhr um acht Uhr vom Bergischen Hof ab, in dem die meisten ausländischen Gäste untergebrachtwaren, und als Beerta und Maarten mit Frau Professor Heim in ihrer Mitte ankamen, stiegen die anderen gerade ein. Sie schlossen sich an. Beerta und Frau Heim schüttelten links und rechts Hände, Maarten wurde etwas nach hinten abgedrängt und sah durch das vorderste Fenster, wie sie den Bus bestiegen und Beerta neben einem Mann Platz nahm, der einen grünen Jägerhut trug, den er offenbar speziell für diesen Anlass aufgesetzt hatte. Güntermann, in einer grünen Lodenweste, unterhielt sich mit dem Busfahrer und zeigte ihm etwas auf der Karte, die dieser über dem Lenkrad ausgebreitet hatte.
    „Morgen“, sagte Maarten.
    „Guten Morgen, Herr Koning“, antwortete Güntermann und sah auf.
    Mit dem unzufriedenen Gefühl, es nicht richtig gemacht zu haben, schob sich Maarten in den Bus hinein, hinter einem Mann mit Kniebundhose und einer ärmellosen Lederweste, und suchte sich einen Platz allein am Fenster. Doch die Fensterplätze waren alle schon besetzt. Zögernd sah er sich um, unsicher, neben wen er sich setzen könnte.
    „Wenn Sie wollen, habe ich hier einen Platz für Sie“, sagte die Stimme von Jan Vanhamme neben ihm.
    „Gerne“, sagte Maarten erfreut. „Gibt man sich bei Ihnen in Flandern morgens auch die Hand?“, fragte er, während er sich setzte, dankbar, einfach Niederländisch sprechen zu können.
    „Manche“, antwortete Vanhamme. „Was mich betrifft, muss es nicht sein.“ Er schwieg einen Moment, dachte nach. „Das würde vielleicht eine interessante Karte ergeben, weil ja die Grenze in diesem Fall nicht der Sprachgrenze folgt, sondern nach meinem Dafürhalten eher weiter auf niederländischer Seite liegt. Ein Beispiel für den französischen Einfluss in Flandern. Ihr Niederländer haltet dem besser stand als wir.“
    „Aber die Deutschen tun es doch auch.“
    „Das sind hier Rheinländer“, differenzierte Vanhamme. „Ich weiß nicht, wie das bei den Westfalen und Preußen ist.“
    Das wusste Maarten auch nicht, doch weil Gütermann das Mikrofonan seinen Mund geführt und um Aufmerksamkeit gebeten hatte, sah er von einer weiteren Behandlung des Problems ab. Güntermann las die Namen vor, um sicher zu sein, dass alle da waren. Jeder antwortete mit „Anwesend“ oder „Präsent“ oder „Hier“, außer Herrn Doktor Sonderegger.
    „Herr Doktor Sonderegger?“, wiederholte Güntermann und sah sich im Bus um.
    „Der ist schon abgereist“, rief jemand von hinten.
    „So, so“, sagte Güntermann. Er strich den Namen durch. „Sie können abfahren“, sagte er zum Busfahrer. „Wir fahren jetzt“, sagte er erneut durchs Mikrofon, „durch das älteste Viertel der Stadt, die schon in der Zeit der Römer gegründet worden ist, und dann zur Autobahn Richtung Süden, wohin unsere heutige Exkursion führen wird. Dass sich die Römer gerade hier angesiedelt haben, ist nicht verwunderlich, wenn man bedenkt, dass die Einwohner dieser Stadt noch heute durchschnittlich ein Jahr länger leben als die übrigen Bundesbürger.“ Es war ein Scherz, und am Stimmengewirr im Bus ließ sich erkennen, dass man ihn zu schätzen wusste.
    „Haben Sie verstanden, was Seiner gestern meinte, als er einen Unterschied zwischen dem Inhalt und der Form von Traditionen machte?“, fragte Maarten.
    „Mein Deutsch ist sehr schlecht“, antwortete Vanhamme.
    „Meins auch“, versicherte Maarten.
    Sie bogen auf die Schnellstraße, zu ihrer Linken floss der Rhein, glänzend in der fahlen Sonne, auf der gegenüberliegenden Seite sah man grüne Hügel. Güntermann hatte sich auf einen Platz neben den Fahrer gesetzt. Eine Weile fuhren sie lautlos zwischen dem übrigen Verkehr dahin.
    „Für unsere ausländischen Gäste!“, sagte Güntermann durch das Mikrofon. „Zur Linken sehen Sie jetzt den Drachenfels.“
    „Haben Sie schon mal versucht, auf einer unserer Karten eine Verbreitungsgrenze zu finden?“, fragte Maarten. „So wie Seiner das in seinem Vortrag angesprochen hat.“
    „Ich habe vor, mich nach den Sommerferien in das Thema zu vertiefen“, antwortete Vanhamme.
    „Mit den Wichtelmännchen ist es mir nicht gelungen. Das ist ein Chaos.“
    „Ich fürchte, dass wir uns mit diesen Wichtelmännchen in Schwierigkeiten gebracht haben“, gab Vanhamme zu. „Was sagt Herr Beerta dazu?“
    „Der hat sich noch nicht damit

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