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Das Büro

Das Büro

Titel: Das Büro Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: J.J. Voskuil
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Beerta klagend. „Ich muss mich doch auch mit Dialekten und Volksnamen beschäftigen! Und all die Bücher, die ich rezensieren muss! Und die Kommissionen, in denen ich sitze. Und jetzt haben sie mich auch noch gefragt, ob ich an der
Oosthoek
-Enzyklopädie mitarbeiten will. Ich kann doch nicht alles machen!“
    „Dann hatten Sie daran eben größeres Interesse.“
    „Nein, aber es muss auch gemacht werden.“
    „Sie sagen immer“, unterbrach ihn Maarten, „dass in unserem Büro der Atlas für Sie am wichtigsten ist! Dann hätten Sie dem Vorrang einräumen müssen! Übrigens, wenn Sie wirklich Interesse gehabt hätten, hätten Sie immer Zeit gefunden, notfalls im Bett!“
    „Aber ich habe doch auch ein Recht auf Freizeit. Das haben andere doch auch!“
    „Sie haben Recht auf alles! Es ist mir völlig egal, dass Sie kein Interesse an diesem Atlas haben. Wenn Sie es nur zugeben! Wenn Sie nur zugeben, dass es ein Unding ist, das weiterexistiert, weil man es nun einmal angefangen hat, aber das Sie eigentlich wieder abschaffen müssten.“
    Beerta musste darüber lachen, aber es kam nicht von Herzen. „Du bist wohl nicht bei Trost. Abschaffen! Allein schon der Gedanke.“
    „Was bringt es denn? Wie viele Karten sind jetzt schon gezeichnet worden? Fünfzig? Sechzig? Und was zeigen sie? Nichts! Doch,
eine
Kulturgrenze bei der Nachgeburt des Pferdes. Vielleicht. Und was noch?“
    „Aber es ist doch sehr wichtig, dass es diese Karten gibt!“
    „Wofür denn?“
    „Für später“, sagte Beerta unsicher, „im internationalen Zusammenhang vielleicht.“
    „Dann sollten wir einen internationalen Atlas machen.“
    „Dazu habe ich doch auch die Initiative ergriffen.“
    „Ja, die Initiative, aber auf dieselbe halbherzige Weise! Sie mögen es, Sitzungen abzuhalten, in Kommissionen zu sitzen und sich Freunde zu machen! Was den Rest betrifft, tun Sie nur das Allernotwendigste und überlassen es noch lieber jemand anderem. Was Sie tun, tun Sie ausschließlich, um nicht angegriffen zu werden.“
    Beerta schwieg. Er sah Maarten betroffen an. Schließlich stand er auf. Er wandte sich ab und setzte sich wieder an seinen Schreibtisch. „Ich werde darüber nachdenken, aber ich glaube nicht, dass du Recht hast.“ Er stand wieder auf, um seine Schreibmaschine vom Tisch auf seinen Schreibtisch zu stellen, spannte ein Blatt Papier ein, setzte sich wieder und zog ein Buch zu sich heran. Nach fünf oder sechs Anschlägen hörte er auf. Er drehte sich um. „Du bist doch nicht von der ein oder anderen Partei bezahlt worden, um mir einen Minderwertigkeitskomplex einzureden?“
    Maarten reagierte nicht darauf.
    Beerta begann erneut zu tippen, langsam, als bekäme er die Buchstaben nur mit Mühe aus der Maschine heraus. In die Stille hinein sagte er, mit den Augen auf dem Papier, die Hände auf den Tasten: „Ich bin ein Nichts. Mein ganzes Leben war sinnlos. Alles, was ich getan habe, ist fehlerhaft und erbärmlich“, und als Maarten nicht darauf reagierte: „Da glaubt man, dass man eine Sicherheit im Leben gefunden hat, die Idee mit dem Atlas, und dann muss man sich sagen lassen, dass man sie nie geliebt hat, die einzige Geliebte, die mir immer treu geblieben ist.“ Er stotterte ein wenig, und es schien, als ob er weinte.
    *
    „Aber das geht doch zu weit“, sagte Klaas. „Jemandem, der sich sein ganzes Leben lang selbst betrogen hat und jetzt denkt, dass er es zuetwas gebracht hat, kannst du doch nicht mit seinen sechzig Jahren noch die Wahrheit sagen? Den musst du verschonen.“
    „Verschonen?“, fragte Maarten fassungslos. „Während er mir die Aufgaben überträgt, auf die er selbst keine Lust hat? Und es mich die größte Mühe kostet, einen Tag ins Museum zu dürfen?“
    „Ich verstehe es auch nicht, warum du all diese Dinge gesagt hast“, pflichtete Nicolien bei. „Du fandest es doch gerade immer nett an ihm, dass er seine Arbeit nicht so wichtig findet?“
    „Das werfe ich ihm nicht vor! Natürlich finde ich das nett! Ich werfe ihm vor, dass er nur so
tut
, als ob er es wichtig findet, und mir deswegen die Pistole auf die Brust setzt!“
    „Das kann dir doch egal sein“, sagte sie. „Du regst dich immer so auf.“
    „Ja, das kann dir doch eigentlich egal sein“, sagte Klaas. „Das ist seine Art, sich zu behaupten.“
    „Es sieht fast so aus, als ob du selbst es wichtig findest“, sagte Nicolien.
    „Aber ich finde es idiotisch!“, sagte Maarten verzweifelt. „Ich finde es lächerlich, dass erwachsene

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