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Das Büro

Das Büro

Titel: Das Büro Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: J.J. Voskuil
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Menschen damit ihre Zeit verbringen! Es ist vollkommen sinnlos! Aber man soll es dann auch zugeben! Dann ist es wenigstens halbwegs zu ertragen!“
    „Faktisch gibt er es zu“, meinte Klaas. „Er sieht es nur nicht ein.“
    „Und das nehme ich ihm übel!“, sagte Maarten. „Wenn er zu mir sagen würde: Hör mal, deine Nachgeburt interessiert mich einen Dreck, ist das für mich in Ordnung, aber wenn ich dann antworten würde: Mich auch nicht, ich gehe heute Nachmittag ein bisschen im Polder spazieren, würde er sagen: Hoho, unsere Pause machen wir hier von Viertel nach zwölf bis eins, während er selbst seine Zeit mit Nebentätigkeiten und auf Sitzungen verbringt, wo sich seine Freunde treffen.“
    „Aber gerade hast du gesagt, es hätte dich geärgert, dass er kein Interesse zeigte“, sagte Klaas, „als du diese Kulturgrenze entdeckt hattest.“
    „Aber er tut so, als ob er es wichtig findet.“
    „In so einem Moment tust du das doch auch“, sagte Nicolien. „Du hast selbst gesagt, dass du begeistert warst.“
    Darauf hatte er nicht sofort eine Antwort parat. „Ja“, sagte er widerwillig. „Aber das ist ein Strohfeuer. Hinterher fühle ich mich betrogen.“
    „Vielleicht denkt Beerta genauso darüber“, meinte Klaas.
    Maarten schüttelte den Kopf. „Ja, das dachte ich früher auch, aber je länger ich ihn kenne, desto weniger glaube ich daran. Beerta ist kein Opfer. Beerta profitiert. Ich muss
ihm
helfen,
seine
Privilegien zu verteidigen.“
    *
    „Wir müssen uns einmal ernsthaft miteinander unterhalten“, sagte Beerta, „unter vier Augen.“ Er sah Maarten ernst an.
    Maarten erschrak, doch er hatte sich sofort wieder unter Kontrolle. „Hier?“
    „Besser bei mir zu Hause.“
    „Gut. Darf ich Nicolien dann mitbringen?“
    Beerta zögerte. „Aber ich werde dir Vorwürfe machen.“
    „Das ist mir egal.“
    Beerta sah ihn prüfend an. „Könnt ihr dann heute Abend?“
    Maarten vermutete, dass sich das Gespräch um seine Kritik drehen würde. Er hatte nicht die Absicht, seine Worte zurückzunehmen, und bereitete sich darauf vor, am Ende des Gesprächs die Kündigung einreichen zu müssen. Beerta wirkte für den Rest des Tages steif und angespannt. Anders als sonst wechselten sie fast kein Wort miteinander.
     
    Es war noch hell, als sie klingelten. Maarten war so angespannt, dass er nichts mitbekam. Sie setzten sich. Er griff zur Pfeife. Beerta machte Tee. Er stellte die Kanne unter die Strickmütze auf den Tisch zu den drei Tassen, einem Teesieb und einem Zuckertopf, die er dort schon bereitgestellt hatte, holte ein Kännchen Milch aus der Küche und eine Keksdose aus dem Schrank. Seine Handgriffe waren präzise und gemessen. Schließlich setzte er sich hin, neben die Stehlampe. Er legte die Fingerspitzen aneinander, stützte die Ellbogen auf die Lehnenseines Sessels und sah Maarten ernst an. „Dann werde ich mal anfangen“, sagte er langsam, „denn ich habe diesem Gespräch mit Schrecken entgegengesehen.“ Er wartete einen Moment, so als ob er seine Worte sorgfältig abwöge. Er blinzelte nervös. „Gefällt es dir eigentlich im Büro?“
    Die Frage überraschte Maarten. „Ich glaube nicht, dass es mir woanders besser gefallen würde.“
    „Das ist natürlich keine Antwort“, sagte Beerta freundlich.
    „Nein“, gab Maarten zu. Er sah zu Nicolien. „Gefällt es mir?“
    „Ich glaube nicht“, sagte sie verlegen und lachte.
    Maarten dachte nach.
    „Wollt ihr eine Tasse Tee?“, fragte Beerta. Er stand auf, schenkte jedem eine halbe Tasse voll, öffnete die Dose und bot ihnen einen Keks an. Als er wieder saß, sah er Maarten abwartend an.
    „Ich bin jemand, der sich fortwährend bedroht fühlt“, sagte Maarten. „Wenn ich die Wahl hätte, würde ich keine Stelle annehmen, sondern zu Hause bleiben. Aber ich habe keine Wahl.“
    „Von wem fühlst du dich denn bedroht?“, fragte Beerta.
    „Eigentlich von jedem, aber vor allem von den Strebern, Leuten, die aggressiv sind und einen Platz für sich einfordern. Wenn ich beispielsweise nur die Stimme von so einem Fräulein Haan durch die Tür höre, kocht mir schon das Blut.“
    Die Bemerkung amüsierte Beerta. „Ganz normal ist das nicht.“
    „Nein, das ist nicht normal. Meine Familie hätte bei der Landwirtschaft bleiben sollen, mit einem eigenen Hof und einem eigenen Stück Land, auf dem kein anderer etwas zu sagen hat.“
    „Wann hat deine Familie die Landwirtschaft aufgegeben?“, fragte Beerta.
    Maarten lachte. „Gegen

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