Das Büro
Die Vornamen lauten ein wenig anders.“
„Wie lauten die Vornamen denn?“, wollte Beerta wissen, während er im Brief nach der Antwort suchte.
„Caspar Paulus, aber man nennt mich normalerweise ‚Herr de Gruiter‘. Das ist jedenfalls, was ich bevorzuge.“
„Aha!“, sagte Beerta ironisch. Er hob den Brief hoch und las ihn nun aufmerksam. „Sie sind einunddreißig Jahre alt?“
„In der Tat, Herr Beerta.“
„Sie haben eine Bibliothekarsausbildung absolviert?“
„Sicher, Herr Beerta.“
Beerta blickte über den Rand des Briefs. „Sie schreiben auch, dass sie bekennendes Mitglied der niederdeutsch-reformierten Kirche sind. Das brauchten Sie nicht zu erwähnen.“
„Ja, Herr Beerta, das ist mir bekannt, aber mir liegt daran, in einer Umgebung zu arbeiten, in der ich mich auch geistig zu Hause fühle.“
„Sehr vernünftig“, sagte Beerta zustimmend. „Bei wem sitzen Sie unter der Kanzel?“
„Bei Pfarrer Visser, Herr Beerta.“
Beerta sah ihn an. „Das freut mich.“
„Sie kennen ihn?“
„Es ist auch mein Pfarrer.“
„Sieh mal an, was für ein Zufall!“
„Ja, ein echter Zufall“, gab Beerta zu, mit einem Hauch von Ironie.
„Ein leidenschaftlicher Redner“, meinte de Gruiter, der seine Hände gefaltet hatte. „Es ist jeden Sonntag aufs Neue ein Vergnügen, ihm zuzuhören.“ Er hatte sich vorn auf den Rand seines Stuhls gesetzt und die Hosenbeine hochgezogen, um keine Beulen in den Stoff zu machen. Er trug Sockenhalter.
„Da haben Sie Recht“, sagte Beerta. Er legte den Brief wieder auf den Tisch und sah ihn an. „Sie bewerben sich also um die Stelle als Bibliothekar?“
„In der Tat, Herr Beerta.“ Er bückte sich zu seiner Tasche, eine flache, gut gepflegte Tasche, die er gegen ein Stuhlbein gestellt hatte. „Vielleicht möchten Sie meine Zeugnisse sehen?“ Er überreichte Beerta seine Papiere, die dieser flüchtig zur Kenntnis nahm. „Ich darf Sie vielleicht noch darauf hinweisen, dass ich Jahrgangsbester war?“ Er folgte, nach vorn gebeugt, Beertas Blick über seine Papiere. „Sie können es dort nicht sehen, aber es ist vielleicht nicht ohne Bedeutung.“
„Sie haben gute Noten“, sagte Beerta zustimmend. Er gab ihm die Papiere zurück.
„Vielen Dank.“
„Wissen Sie etwas über die Art unserer Bibliothek?“
„Ich werde das erst eben wegstecken, sonst geht es vielleicht verloren.“ Er legte die Papiere zurück in eine Mappe, schob diese in seine Tasche, schloss sie und stellte sie wieder ans Stuhlbein. „Ich gehe davon aus, dass Ihre Bibliothek stark spezialisiert ist?“, fragte er, nachdem er sich wieder aufgerichtet hatte.
„In der Tat. Wir sind spezialisiert auf niederländische Dialekte, Volksnamen und Volkskultur.“ Er blinzelte nervös.
De Gruiter sah ihn etwas befremdet an, wahrscheinlich, weil er nicht wusste, wie er das Blinzeln zu deuten hatte.
„Sehr interessant. Zufälligerweise sind das auch meine Hobbys.“
„Haben Sie noch weitere Hobbys?“
De Gruiter nickte. „Ich sammle Bücher.“
„Was für Bücher?“
„Im Prinzip alle Bücher, aber insbesondere Bibeln.“
„Bibeln?“, wiederholte Beerta überrascht.
„Ja, Herr Beerta. Ich habe schon fünf, darunter eine Statenbijbel. Darüber freue ich mich ganz besonders.“
„Das ist in der Tat ein kostbarer Besitz“, pflichtete ihm Beerta bei. „Ich kann mir vorstellen, dass Sie darauf stolz sind.“
„Bibeln!“, sagte er, als de Gruiter sich verabschiedet hatte. „So einen haben wir hier noch nicht gehabt. Und dann noch bekennendes Mitglied!“ Er drehte sich zu seinem Schreibtisch um und rieb sich die Hände. „Da wird aus dem Vollen geschöpft!“
„Sie haben nicht gefragt, ob er auch Mitglied bei den Sozialdemokraten ist“, erinnerte ihn Maarten.
„Das ist er zweifellos“, sagte Beerta mit großer Entschiedenheit. Er drehte sich um und sah Maarten an. „Du wirst doch zugeben müssen, dass es ein besonders kultivierter Mensch ist.“
„Er ist der Sohn eines evangelisch-reformierten Spießbürgers, dem man mit einem Stock Benehmen beigebracht hat“, antwortete Maarten.
Beerta schmunzelte amüsiert. „Du bist zu kritisch.“
„Ich bin für Frans Veen.“
„Der kommt nicht in Betracht“, sagte Beerta steif, während er sich an seinen Schreibtisch setzte.
*
Gleichzeitig mit Koert Wiegel nahm Hein de Boer Abschied, da er sich im letzten Jahr seines Studiums befand. Als Ersatz schickte Springvloed Bart Asjes, einen Studenten aus dem dritten
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