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Das Büro

Das Büro

Titel: Das Büro Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: J.J. Voskuil
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Jahr, der seiner Einschätzung nach hervorragend für die Art Forschung geeignet sei, die in Beertas Büro betrieben wurde. Es war ein kleiner, blonder junger Mann mit einem runden, bartlosen Gesicht und dicken Brillengläsern, durch die seine Augen auffallend groß wirkten. Er sprachsehr gewählt, mit präzise betonten Konsonanten. „Ich kann Ihnen nicht versprechen, dass ich die Aufträge, die ich von Ihnen erhalte, zu Ihrer Zufriedenheit erledigen werde, doch Sie können versichert sein, dass ich mein Bestes tun werde“, sagte er zu Beerta, „denn die Untersuchungen, die von Ihrem Büro durchgeführt werden, interessieren mich in besonderem Maße.“
    „Ein altmodischer, solider junger Mann“, stellte Beerta fest, als er wieder verschwunden war, „solche müsste es mehr geben. Arbeitest du ihn ein?“
    Maarten empfing ihn also an dem Tag, als er seinen Dienst antrat, und zeigte ihm seinen Platz hinter dem Bücherregal im ersten Raum, neben den Schränken des Ausschnittarchivs. Er hatte sich vorgenommen, ihn sofort „Bart“ zu nennen, doch der junge Mann sprach ihn so nachdrücklich mit „Herr“ und „Sie“ an, dass er seinerseits auch „Herr“ und „Sie“ zu sagen begann, dem er dann wieder auszuweichen versuchte, da er fand, dass es so possierlich klang.
    „Vielleicht können Sie mir noch einige zusätzliche Informationen geben?“, fragte der junge Mann, als Maarten ihm das ganze Büro gezeigt hatte und sie an den Platz hinter dem Bücherregal zurückgekehrt waren. „Ich habe ein paar Punkte aufgeschrieben, über die ich noch gerne Aufschluss erhalten würde.“ Er holte ein Notizbuch und einen Stift aus seiner Innentasche.
    „Sollen wir uns dann mal hinsetzen?“, schlug Maarten vor. Er zog einen Stuhl zu sich heran.
    „Das ist in der Tat einfacher.“ Er setzte sich auf das, was nun sein Stuhl geworden war, jedoch in einigem Abstand von seinem Schreibtisch, so dass sein Platz einen vorläufigen Charakter behielt. Als er die genannten Punkte gefunden hatte, führte er das Buch etwas näher an die Augen, um lesen zu können. „Punkt eins: Wie sind die Arbeitszeiten geregelt?“ Er las die Frage vor, als wäre sie von jemand anderem aufgeschrieben worden und er kenne sie noch nicht. Sogar das
R
sprach er sorgfältig und mit Betonung aus.
    „Von neun bis fünf, und samstags von neun bis Viertel vor eins“, antwortete Maarten, „mit einer Dreiviertelstunde Mittagspause“.
    Der junge Mann schrieb es sorgfältig auf, mit dem Buch auf denKnien, anschließend führte er es wieder etwas näher ans Gesicht. „Gibt es eine feste Zeit für die Mittagspause?“
    „Nein, das kann jeder selbst entscheiden.“
    Auch das wurde aufgeschrieben, mit einem Punkt hinter der Antwort. „Drittens: Wie sind meine Arbeitszeiten?“
    „Das ist mir egal.“ Er suchte nach einer Formulierung, ohne dabei die Anredeform benutzen zu müssen. „Wenn jemand halbtags arbeitet, darf er das, soweit es mich betrifft, selbst einteilen.“
    Der junge Mann sah ihn verwundert an, überrascht durch die geringe Exaktheit der Antwort. „Aber wollen Sie denn nicht wissen, wann ich da bin?“
    „Das merke ich dann schon.“
    Der junge Mann zögerte, entschloss sich dann jedoch, diese Antwort nicht aufzuschreiben. „Viertens: Gibt es eine Liste mit den Namen der Mitarbeiter und ihrer Funktion?“
    Mit dieser Frage hatte Maarten nicht gerechnet. Soweit er wusste, gab es keine solche Liste, und eigentlich war das merkwürdig. „Nein, aber wir können sie mal eben machen.“ Er dachte einen kurzen Moment nach, um das Büro zu überblicken. „Im hintersten Raum, zum Garten hin, sitzt Herr Beerta …“
    „Einen Moment bitte. Dafür muss ich eben ein eigenes Blatt nehmen.“ Er schlug eine Seite um und zog seinen Stuhl nun doch etwas an den Schreibtisch heran, um sein Buch darauf ablegen zu können, aber nicht so weit, dass er direkt am Schreibtisch saß.
    „A. P. Beerta“, sagte Maarten, als der junge Mann anfangen wollte zu schreiben.
    Der junge Mann sah auf. „Herr Beerta ist doch promoviert?“
    „Ja. Und ich bin also Maarten Koning. Ich sitze auch dort.“
    „Sind Sie auch promoviert?“ Er ergriff die ausgestreckte Hand nicht.
    „Nein.“
    „Aber Sie haben studiert?“
    „Ich habe auch bei Springvloed studiert.“
    Das überraschte den jungen Mann. „Aber das muss dann schon lange her sein“, er erschrak selbst über seine Bemerkung, „ich meine, ich habe Sie dort nie gesehen.“
    Maarten lachte. „Ich bin

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