Das Büro
Jahrgang 46.“ Er sah von einiger Entfernung aus zu, wie der junge Mann seinen Namen mit „Drs. M. Koning“ eintrug, da er schließlich studiert und einen Abschluss als Doctorandus hatte. Danach arbeitete er die Liste ab: C. P. de Gruiter, der seinen Dienst am selben Tag angetreten hatte, und T. Nijhuis im anderen hinteren Zimmer, Fräulein Dr. D. Haan und van Ieperen, dessen Initialen er nicht kannte, im zweiten Raum, und im ersten Drs. J. Balk, der an diesem Morgen nicht da war, G. Meierink und D. Slofstra. „Herr Slofstra schreibt für uns die Fragebogen ab“, teilte er zur Erläuterung mit.
„And all there is still more to do“, sagte Slofstra laut hinter dem Regal.
Der junge Mann erschrak. „Es ist hellhörig hier“, sagte er besorgt.
„Das macht nichts“, rief Slofstra zurück. „Wenn Herr Balk es nur nicht hört, denn dann fängt er an, laut zu lesen.“ Er lachte etwas metallern. Plötzlich tauchte sein Kopf mit einem geheimnisvollen Lächeln hinter dem Regal auf. „Je parle toutes les langues, exceptée la langue française …“
„… parceque c’est une langue très difficile“, ergänzte Maarten.
„Richtig“, sagte Slofstra fröhlich. „Sie kennen es schon, aber Herr Asjes noch nicht.“
„Ach, Herr Slofstra, mischen Sie sich doch nicht immer ein“, sagte Meierink in leierndem Tonfall aus der Ferne.
„Jawohl, Herr Meierink“, antwortete Slofstra gehorsam und verschwand wieder.
Der junge Mann sah Maarten unsicher an.
„Und dann gibt es noch C. de Bruin, er ist Hausmeister und sitzt im Verschlag an der Tür“, sagte Maarten, ohne Slofstra weiter zu beachten.
„Und worin genau besteht nun meine Aufgabe?“, fragte der junge Mann, als er alles aufgeschrieben hatte. Er ließ das
R
rollen.
Maarten zögerte kurz, schlug dann jedoch den Knoten kurzerhand durch. „Du weißt, was eine Sprachenkarte ist?“
„Darüber habe ich ein Seminar gehabt.“
„Solche Karten machen wir auch, aber für Kulturphänomene.“ Erzog einen Kasten mit Fragebogen zu sich heran, die er auf dem Schreibtisch bereitgestellt hatte, und schlug den obersten Bogen auf. „Es geht darum, dass …“, er zögerte, ob er mit dem „Du“ weitermachen sollte, „dass Sie die Antworten auf eine dieser Fragen in eine Karte eintragen.“ Er rollte eine Entwurfskarte aus, die ebenfalls bereitlag. Dieses Geduze und Gesieze irritierte ihn, und deshalb war er nicht bei der Sache. Am liebsten hätte er das Gespräch beendet.
„Und muss ich eine solche Karte dann auch erklären?“
„Ja“, sagte Maarten geistesabwesend.
Der junge Mann erschrak. „Ich weiß nicht, ob ich das kann.“
Das brachte Maarten in die Wirklichkeit zurück. „Das ist auch fast nie möglich. Ich bin jetzt zweieinhalb Jahre hier und habe nur ein einziges Mal eine Kulturgrenze auf einer solchen Karte entdeckt. Und dann weiß ich noch immer nicht, wie ich sie erklären soll.“
„Was muss das ärgerlich sein, wenn man so wenig Resultate hat“, sagte der junge Mann mitfühlend.
So hatte es Maarten noch niemals betrachtet. „Nein. Ich glaube nicht, dass es mir etwas ausmacht.“
„Aber Sie werden doch wohl eine Absicht verfolgen mit diesen Karten?“
„Nein. Ob ich jetzt das oder etwas anderes mache. Ich mache es so gut wie möglich, aber es ist natürlich Unsinn.“
„Ich finde es überhaupt nicht unsinnig“, sagte der junge Mann bestürzt. „Ich finde es sehr wichtig. Deshalb habe ich auch angefangen zu studieren.“
Maarten betrachtete ihn nun etwas aufmerksamer. Der Standpunkt war so deutlich, dass er dem nichts entgegenzusetzen hatte.
„Ich habe angefangen zu studieren, weil ich nicht wusste, was ich sonst machen sollte.“
„Es interessiert Sie also eigentlich nicht, was Sie machen.“
„Es interessiert mich kein Stück.“
„Was muss das abscheulich für Sie sein, etwas machen zu müssen, was Sie nicht interessiert.“
Maarten lachte. „So dramatisch ist das nicht.“ Zugleich hatte er das Gefühl, dass er, verglichen mit diesem jungen Mann, ein Falschspielerwar, und da es kein angenehmes Gefühl war, schob er es beiseite. „Gibt es noch etwas, was du wissen möchtest?“ Er beugte sich über die Karte, als stünde etwas darauf, das der Erklärung bedurfte.
„Mir wäre es wichtig, wenn Sie mich am Anfang ein wenig betreuen würden.“
„Natürlich. Es liegt auf der Hand, dass wir alle Probleme besprechen.“
„Vielen Dank“, sagte der Junge höflich.
„Der scheint mir was draufzuhaben“,
Weitere Kostenlose Bücher