Das Büro
dem Schreibtisch hervorragten. Er schenkte ihnen keine Beachtung. Das Telefon klingelte. De Gruiter kam zurück und nahm den Hörer ab. „De Gruiter … Tag, Herr Swenker … Eine Unterschrift? … Und warum muss ich deswegen zu Ihnen kommen? … Glauben Sie etwa, dass ich hier nichts zu tun habe? Ich bin doch nicht Ihr Laufbursche! … Gut. Tag, Herr Swenker.“ Er legte den Hörer auf. „Was denkt sich der Mann bloß“, sagte er, mehr zu sich selbst als zu Maarten. Er drehte sich wieder zum Bücherregal um, betrachtete noch einmal die Signatur und suchte anschließend die Lücke, wo das Buch gestanden hatte. „Schauen Sie mal“, sagte er missmutig. „Herr Asjes hat keinen Pappstreifen dazwischengestellt, obwohl ich doch klar und deutlich darum gebeten habe.“
„Hätte er einen Pappstreifen dazwischenstellen müssen?“, fragte Maarten. Er kannte die Regelung nicht.
„Dafür hängt doch das Schild hier.“ Er zeigte auf ein kleines Pappschild, das auf Augenhöhe mit einer Heftzwecke am Bücherregal befestigt war. „Wie soll ich es sonst bekannt geben?“
„Vielleicht können Sie eine Mitteilung herumschicken?“ Von dort, wo er stand, konnte er das Pappschild nicht lesen, und es wäre ihm auch nicht aufgefallen.
„Ich fürchte, das wird dann wohl nicht zu umgehen sein.“ Er stellte das Buch sorgfältig an seinen Platz, stieß mit dem Handrücken kurz gegen die Reihe, in der es nun stand, so dass die Bücher genau auf einer Linie standen, und drehte sich zu seinem Schreibtisch um. Bevor er sich hinsetzte, zog er seine Hosenbeine kurz oberhalb der Kniescheiben hoch.
„Gut“, sagte Maarten. „Vielen Dank.“ Er wollte sich abwenden.
„Haben Sie vielleicht noch einen Moment?“, fragte de Gruiter.
Maarten blieb stehen.
„Sie haben doch Niederlandistik studiert?“
„Ja.“
„Ist das ein schwieriges Studium?“
„Nein.“
„Ich habe das Lehrerexamen. Glauben Sie, dass Herr Beerta mir gestatten würde, während der Dienstzeit mein Diplom zu machen?“
„Das weiß ich wirklich nicht. Das werden Sie ihn selbst fragen müssen.“
„Aber Sie haben darauf doch Einfluss? Sie könnten doch vielleicht ein gutes Wort für mich einlegen?“
„Nein, das hat überhaupt keinen Sinn.“ Das Gespräch wurde für ihn immer unangenehmer, und er wollte weg.
„Das tut mir dann sehr leid“, sagte de Gruiter verstimmt, so als ob er es Maarten zum Vorwurf machte.
Mein Gott, was für ein Arschloch, dachte Maarten irritiert, während er den Raum verließ. Im Flur begegnete er Swenker, der auf dem Weg zu de Gruiter war.
„Tag, Herr Koning“, sagte Swenker mit wohltönender Stimme. „Es will einfach kein Frühling werden.“
„Aber er kommt bestimmt“, prophezeite Maarten.
Bart saß hinter seinem Schreibtisch im Schein einer Lampe und las einen Zeitungsausschnitt, seine Augen dicht über dem Text, genau wie Veerman seinerzeit. Auf seinem Schreibtisch lag, in kleinen Stapeln, eine große Zahl von Ausschnitten. An jedem Ausschnitt war mit einer Büroklammer ein kleines Stück Papier befestigt.
„Tag, Bart“, sagte Maarten.
Bart sah hoch. „Tag, Herr Koning.“ Seine ganze Haltung drückte Höflichkeit aus. Das schuf eine solche Distanz, dass Maarten erneut von seinem Vorhaben absah, ihm das Du anzubieten. Er zog einen Stuhl heran. „Geht es?“
„Es ist nicht immer einfach. Vor allem nicht, den Begriff zu bestimmen, unter dem manche der Ausschnitte einsortiert werden müssen.“
Maarten zog einen Stapel zu sich heran und las den Text auf dem Zettel, der am obersten Ausschnitt befestigt war. Er enthielt in einer kleinen, aber deutlichen Handschrift eine kurze Zusammenfassung des Inhalts und darunter, rot unterstrichen, den Titel der Mappe, miteinem Fragezeichen. „Ausschnitte über Zigeuner würde ich nicht aufheben“, sagte er und legte den Ausschnitt zurück.
Bart nahm ihn hoch und betrachtete ihn aus der Nähe. „Der Handschrift nach zu urteilen, hat dies doch Herr Beerta ausgeschnitten?“
„Ja, weil Hillebrink sich dafür interessierte, aber jetzt, wo Hillebrink tot ist, hat es keinen Sinn mehr.“
Bart sah ihn erstaunt an.
„Hillebrink saß in der Kommission. Er wollte, dass wir auch die Kultur der Zigeuner erforschen.“
„Sind Sie damit denn nicht einverstanden?“
„Nein, wir beschäftigen uns mit der niederländischen Kultur.“
„Und wenn die Zigeuner nun in den Niederlanden leben?“
„Dann bleibt es trotzdem Zigeunerkultur.“
„Und was machen wir dann mit
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