Das Büro
sie aus einem in seinen Augen übertriebenen Purismus davon abgesehen habe, Kommentare zu liefern, so dass der Betrachter über die Hintergründe der Verbreitung der kartierten Phänomene im Ungewissen gelassen würde. Professor Pieters wünschte den beiden Redakteuren, ihren Mitarbeitern, dem Zeichner, den Druckern, dem Hauptbüro und dem Ministerium, das das Ganze finanziert hatte, viel Glück mit diesem herausragenden Ergebnis und würdigte ihre Bemühungen, die zu diesem Resultat geführt hätten, wollte aber nicht verhehlen, dass die Karten seines Erachtens weit davon entfernt waren, vollständig zu sein. Um Letzteres zu erläutern, verwies er auf die Volkserzählungen, die seine Studenten unter seiner Leitung an verschiedenen Orten Flanderns aufgezeichnet hätten und die ein Vielfaches dessen böten, was an Antworten auf den durch das Büro verschickten Fragebogen eingegangen sei, und es verwundere ihn, dass man von dieser einzigartigen flämischen Unternehmung keinen Gebrauch gemacht, ja sie im Kommentar nicht einmal erwähnt habe. Aus diesem Grund plädiere er für einen überarbeiteten, aktualisierten und vervollständigten Nachdruck der Karten, ein Unterfangen, für das er die zuständigen Redakteure als in jeder Hinsicht kompetent erachte und von dessen Gelingen er bereits im Vorhinein überzeugt sei.
„Wir werden den Mann in unsere Redaktion aufnehmen müssen“, sagte Beerta, nachdem er den Beitrag gelesen hatte. „Ich mache mir selbst den Vorwurf, dass ich das nicht schon früher getan habe.“ Er gab ihn Maarten und machte sich, während er seine Reaktion abwartete, wieder an die Arbeit.
Maarten las den Artikel mit wachsendem Erstaunen. „Aber wussten Sie denn nicht, dass Pieters diese Erzählungen hat sammeln lassen?“, fragte er, als er die Besprechung gelesen hatte.
Beerta drehte sich auf seinem Stuhl um. „Natürlich wusste ich das nicht. Sonst hätte ich es doch wohl erwähnt.“
„Und Vanhamme auch nicht?“
„Das nehme ich an.“
„Aber Sie sitzen doch zusammen in der Redaktion bei
Ons Tijdschrift
?“
„Das hat nichts zu sagen.
Ons Tijdschrift
, das ist Pieters, und es ist nicht Pieters Art, so etwas mitzuteilen, wenn er sich übergangen fühlt.“
„Aber dann gehört er nicht in die Redaktion des Atlas!“, sagte Maarten entrüstet. „Dann muss er eins aufs Dach kriegen!“
„Pieters ist ein mächtiger Mann“, sagte Beerta ergeben, „und Jan Vanhamme wird alt. Das müssen wir berücksichtigen. Ich werde Vanhamme einen Brief schreiben, dass wir Pieters einladen müssen, beizutreten, dann haben wir in Zukunft keine Probleme mehr mit ihm.“
„Das verstehe ich nicht.“
„Das kommt schon noch. Als ich so alt war wie du, habe ich auch so reagiert. Auf die Dauer lernst du, einzusehen, dass du damit nichts erreichst. Du erreichst nur etwas, wenn du dir deine Feinde zu Freunden machen kannst. Lass dir das von mir gesagt sein.“ Er stand auf und brachte seine Schreibmaschine vom Tisch zu seinem Schreibtisch. „Jan Vanhamme wird wohl etwas dagegen haben“, sagte er, während er ein Blatt Briefpapier und zwei Durchschläge in die Maschine spannte, „denn die beiden vertragen sich nicht, aber darüber muss er sich eben hinwegsetzen. Das Fortbestehen des Atlas steht auf dem Spiel.“ Er drehte an der Rolle, tippte links oben die Adresse, schob für das Datum den Wagen durch, betätigte den Zeilenheber zweimal, tippte die Anrede, betätigte den Zeilenheber erneut, dachte – den rechten Zeigefinger über den Tasten – kurz nach, bevor er in hoher Geschwindigkeit mit einem Finger zu tippen begann.
*
„Ich habe noch einmal darüber nachgedacht“, sagte Beerta am nächsten Morgen, „aber wir werden doch etwas unternehmen müssen. Es geht nicht an, dass man in Flandern demnächst viel mehr Informationenhat als in den Niederlanden. Setz dich mal hier hin, wir müssen kurz darüber reden.“
Sie setzten sich in die Sitzecke.
„Wie willst du das bewerkstelligen?“ Er blickte Maarten abwartend an.
„Das lässt sich nicht bewerkstelligen.“
„Natürlich ist es zu bewerkstelligen“, sagte Beerta gereizt. „Was die Flamen können, können wir auch.“
„Zunächst einmal: Wir haben überhaupt keine Studenten.“
„Und weiter?“
„Und weiter bezweifle ich, ob wir in unserem Land noch Erzählungen finden.“
„Das werden wir herausfinden müssen. Hast du noch etwas von van de Kasteele gehört?“
„Nein.“
„Dann würde ich ihm noch mal schreiben.“
Maarten
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