Das Büro
dem Artikel erwähnt wurde. Beerta holte die Schreibmaschine vom Tisch, stellte sie auf seinen Schreibtisch und fing an zu tippen. De Bruin brachte den Kaffee. Wiegel kam mit einem kleinen Stapel Bücher herein. Er blieb an Beertas Schreibtisch stehen und wartete, doch Beerta tippte in wütendem Tempo weiter, ohne ihn zubeachten. „Ich habe hier ein paar neue Bücher, Herr Beerta“, sagte Wiegel schließlich. „Ich nehme an, dass Sie sie selbst einstellen wollen?“
„Legen Sie sie einfach da hin“, antwortete Beerta, ohne das Tippen zu unterbrechen.
„Und ich wollte Ihnen noch sagen, dass ich ab morgen für drei Wochen im Urlaub bin.“
Beerta hörte abrupt auf zu tippen und sah ihn über seine Brille hinweg an, eine dünne, randlose Brille. „Urlaub!“ – als ob es sich um eine unverschämte Mitteilung handelte. „Wo fahren Sie hin?“
„Wir fahren mit den Kindern in die Veluwe.“
„Und auch noch in die Veluwe! Ich fahre nie in Urlaub.“
Wiegel presste seine Lippen aufeinander, so wie Beerta, und stotterte kurz. „Ich d-dachte, Sie wären erst kürzlich im Urlaub gewesen.“
Beerta sah ihn an, als überlegte er, ob er ihn zurechtweisen sollte, verzichtete aber darauf. „D-das war kein Urlaub, das war eine Sch-studienreise.“
„Ich könnte es auch eine Sch-studienreise nennen.“ Wiegel lachte, doch es lag auch Gift in seiner Stimme.
Beerta ignorierte es. „Dann wünsche ich Ihnen viel Spaß“, sagte er trocken und beugte sich wieder über seine Schreibmaschine.
Eine Viertelstunde später ging die Tür erneut auf. „Tag, Herr Beerta“, sagte eine dunkle, kokette Stimme.
Beerta hörte sofort auf zu tippen, drehte sich mitsamt dem Stuhl zur Seite und sah sich um. „Schau mal an“, sagte er amüsiert. „Wer hätte das gedacht.“
Der junge Mann lachte, ein Lachen, das tief aus seiner Kehle kam. Er schien etwa sechs Jahre jünger zu sein als Maarten und hatte ein grob geschnittenes, gebräuntes Gesicht, bei dem vor allem auffiel, dass es ganz und gar aus Fleisch war. Unter seiner Jacke trug er ein weit offenstehendes kariertes Hemd.
Beerta musterte ihn amüsiert vom Kopf bis zu den Füßen. „Du bist nicht angezogen.“
„Nicht?“ Kokett legte er seinen Kopf zur Seite. „Wieso, Herr Beerta?“
Beerta schob lächelnd seinen Stuhl etwas weiter zur Seite und stand auf. „Hier!“ Er strich mit den Fingerspitzen an seiner Krawatte entlang.
Der junge Mann lachte erneut, ein glucksendes Lachen. „Aber Herr Beerta. Das ist doch
alt
modisch! Es ist doch
Ur
laubszeit!“ Er redete mit vielen Betonungen und einem Akzent, den Maarten nicht so recht zuordnen konnte.
„Gerade habe ich zu Herrn Wiegel gesagt, dass ich nie Urlaub habe“, sagte Beerta trocken. „Und ich bin mir sicher, dass deine Mutter es nicht gut finden würde. Darf ich dir Herrn Koning vorstellen?“
„Hein de Boer“, sagte der Junge. Er reichte ihm eine feuchte Hand.
„Maarten Koning“, sagte Maarten. Der Junge erinnerte ihn an jemanden, aber er kam nicht darauf, an wen.
„Sie sind also mein neuer Chef“, sagte der junge Mann.
Weil Maarten das so noch gar nicht gesehen hatte, ignorierte er die Bemerkung.
„Und was machst du jetzt hier?“, fragte Beerta. „Doch hoffentlich keinen Urlaub?“
„
Ar
beiten“, sagte der junge Mann.
Plötzlich wusste Maarten, wem er ähnelte: dem Bauernjungen von van Konijnenburg, über Beertas Kaminsims. Er schmunzelte.
Beerta hatte seine Augenbrauen hochgezogen. „Arbeiten?“ Als ob das das Letzte wäre, wozu er diesen Jungen für imstande hielt.
„Das ist doch wohl erlaubt, Herr Beerta?“
„Wenn es beim Arbeiten bleibt“, sagte Beerta doppeldeutig. „Aber gut, ich werde dich nicht aufhalten.“ Er wandte sich ab und rückte seinen Stuhl an den Schreibtisch heran.
Der junge Mann sah Maarten an.
„Wo sitzt du?“, fragte Maarten.
„Neben Herrn Meierink.“ Seine Stimme hatte etwas Gefallsüchtiges, ebenso wie die Art, in der er seinen Kopf hielt.
Maarten zögerte.
„Komm mal eben mit“, sagte der junge Mann.
Sie verließen den Raum, an Fräulein Haan und van Ieperen vorbei.
„Welchen Auftrag hast du?“, fragte Maarten.
„Ich soll die Kommentare zu den Karten des Irrlichts schreiben. Ich bin studentische Hilfskraft.“
„Aber das wollte Beerta doch selbst machen?“
„Ich glaube, dass er nur seinen Namen druntersetzt.“ Er sagte es ohne Bösartigkeit.
Meierink sah ihnen schläfrig zu. Es störte Maarten, doch weil es nirgendwo sonst einen
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