Das Büro
gab darauf keine Antwort. Er hatte keine Lust, van de Kasteele hinterherzulaufen. „Also: Wir haben keine Studenten“, wiederholte er.
„Kannst du es denn nicht selbst machen, zusammen mit Bart?“
„Das ist ausgeschlossen“, sagte Maarten verärgert. „Es geht um Hunderte von Orten. Und wenn man hört, wie viel Mühe es van de Kasteele gekostet hat, obwohl er die Leute kannte und ihren Dialekt sprach.“
„Es wäre trotzdem gut, wenn du mal ein paar Stichproben machen würdest.“
Maarten schwieg. Er hatte keine Ahnung, wie er das anstellen sollte, und er mochte nicht daran denken, mit wildfremden Leuten über Wichtelmännchen reden zu müssen.
„Du wirst einen Vorschlag machen müssen.“
„Die einzige Möglichkeit besteht darin, dass wir eine Reihe von Leuten für die Feldforschung einstellen, die systematisch das Land abarbeiten, so wie man es in der Schweiz gemacht hat.“
„Wie viele müssten das denn sein?“
„Fünfundzwanzig?“
„Fünfundzwanzig!?“
„Zwei für jede Provinz. Das ist noch eher niedrig gerechnet.“
„Fünfundzwanzig sind zu viel“, entschied Beerta. „Dafür bekomme ich das Geld nicht. Sind drei nicht genug?“
„Drei? Wie soll das gehen? In unserem Ortsnamenverzeichnis stehen allein schon dreitausend Orte. In jedem Ort müssten doch wenigstens zehn Leute besucht werden, durchschnittlich, und dann wahrscheinlich sogar mehrmals. Das sind dreißigtausend Leute, neunzigtausend Besuche, geteilt durch fünfundzwanzig, dann ist so ein Interviewer sicher tausend Tage beschäftigt, das sind drei Jahre!“
„Drei Jahre, das ist natürlich ausgeschlossen“, sagte Beerta unzufrieden. „So lange können wir nicht warten.“
„Und außerdem“, er hatte noch nicht ausgeredet, „kann man einen Limburger doch nicht nach Groningen schicken. So ein Interviewer müsste in seiner eigenen Region bleiben. Fünfundzwanzig, mindestens! Besser sogar dreißig! Drei für jede Provinz!“
„Gut. Du hast mich überzeugt. Die Frage ist nur, wie wir das finanzieren sollen.“
„Das können wir nicht finanzieren. Fünfundzwanzig Leute, das ist mehr als eine Million pro Jahr.“
Beerta dachte nach. „Das bedeutet, dass wir mit Rentnern arbeiten müssen, gegen eine kleine Vergütung“, er schwieg nachdenklich. „Ich überlege mir, ob wir dafür nicht eine Förderung von der Forschungsgemeinschaft bekommen können. Nächste Woche treffe ich den Direktor, das ist ein guter Freund von mir, da werde ich einmal einen Versuchsballon steigen lassen.“
*
Slofstra stand hinter seinem Schreibtisch und packte seine Tasche. Meierink und Nijhuis arbeiteten noch. „Bis morgen“, sagte Maarten. Er schloss die Tür hinter sich. Im Flur wurde er von einer abergläubischen Furcht überfallen. Halb amüsiert, halb im Ernst kehrte er um, öffnete die Tür erneut und streckte seinen Kopf ins Zimmer. Meierink war nun auch aufgestanden. „So Gott will.“ Er schloss die Tür und gingzum zweiten Mal über den Flur. De Bruin stand in der Öffnung seines Verschlags. „Wiedersehen, de Bruin“, sagte er.
„Wiedersehen, Koning“, antwortete de Bruin. „Mahlzeit.“
Draußen herrschte Hochsommer. Die Bäume an den Grachten, an denen er vorbeiging, waren tief grün, niemand trug eine Jacke. Er überquerte den Dam in Richtung Postamt, bog um die Ecke und ging mechanisch im Strom der Passanten die Raadhuisstraat hinunter, an der Westerkerk vorbei und durch die erste Seitenstraße, die Egelantiersgracht, nach Hause. In der Nähe seines Hauses begegnete er zu seinem Leidwesen der Frau des Kohlenträgers aus dem dritten Stock.
„Na, alter Junge“, sagte sie.
„Tag“, sagte er scheu.
Unzufrieden mit sich selbst betrat er das Haus. Er nahm die Zeitung von der Fußmatte und legte sie auf die Couch, zog die Jacke aus und einen Pullover an und ging weiter ins hintere Zimmer. Nach der Sonne und dem Licht draußen war es hier kühl und dunkel. Nicolien war bei ihrer Mutter. Er schob das Fenster hoch, ging in die Küche, öffnete die Tür zum Hinterhof, blickte sich einen Moment unentschlossen um, öffnete dann die Glastür des Küchenschranks, um das Olivenöl herauszuholen, goss etwas Öl in die Pfanne, die auf dem Herd stand und zündete das Gas an. Während das Öl heiß wurde, schnitt er vier braune Scheiben Brot zu Würfeln, warf sie in das Öl, gab vier Tomaten dazu, schlug zwei Eier am Pfannenrand auf und gab sie dazu, legte ein paar Scheiben Käse darüber und rundete das Ganze mit fünf
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