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Das Büro

Das Büro

Titel: Das Büro Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: J.J. Voskuil
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üben! Was hast du da zu tun, auf Marken?“
    „Erzählungen von Fischern aufnehmen.“
    „Und dafür brauchst du ein Tonbandgerät?“
    „Natürlich brauche ich dafür ein Tonbandgerät.“
    „Und wie haben sie das früher gemacht? Damals hatten sie doch auch nicht so ein Scheißding? Wie haben sie das denn früher gemacht?“
    Er zuckte die Achseln.
    „Wie haben sie das früher gemacht?“, wiederholte sie gebieterisch.
    „Früher haben sie das überhaupt nicht gemacht“, sagte er mürrisch. „Damals hat man keine Erzählungen aufgenommen.“
    „Und warum muss es jetzt plötzlich sein? Warum braucht man die Scheißdinger jetzt auf einmal?“
    „Weil es viel schöner ist.“
    „Schöner? Du willst mir doch wohl nicht erzählen, dass du es schöner findest? Du bist doch kein Mann der Technik, hoffe ich? Du bist doch kein Raumfahrer? Dann wäre ich nicht mit dir verheiratet!“
    „Ach, hör doch auf.“ Er stand auf und zog den Stecker aus der Dose.
    „Dann wäre ich nicht mit dir verheiratet!“, wiederholte sie.
    Er zog das Mikrofon aus der Buchse und legte den Deckel auf das Gehäuse.
    „Hörst du mich?“
    „Ja“, sagte er widerwillig.
    „Und was sagst du dazu?“
    „Oh.“
    „Oh?“
    „Dazu sage ich ‚Oh‘“, wiederholte er. Er stellte das Tonbandgerät neben der Couch auf den Boden. „Was soll ich sonst dazu sagen?“ Er legte seine Unterarme auf die Knie und sah vor sich hin, gekränkt.
    „Damit das ein für alle Mal klar ist: Ich will diesen Dreck hier nicht im Haus haben“, sagte sie böse. „Den lässt du mal schön im Büro!“ Sie drehte sich um und ging zurück in die Küche.
    Er blieb zusammengesunken auf der Couch sitzen, erniedrigt, unverstanden und erfüllt von Selbstmitleid. Er hörte, wie sie das hintere Zimmer wieder betrat und zwischen der Küche und dem Tisch hin und her lief. Der Boden knarrte unter ihren Füßen.
    „Kommst du zu Tisch?“, fragte sie kurz angebunden.
    Er stand langsam auf und setzte sich an den Tisch, legte die Serviette über die Knie und wartete, ohne aufzusehen, bis sie sich bedient hatte.
    „Warum musst du jetzt auf einmal nach Marken?“, fragte sie, als sie beide ihren Teller gefüllt und mit dem Essen angefangen hatten.
    „Um Erzählungen aufzunehmen“, antwortete er widerwillig.
    „Willst du etwa nicht reden?“
    „Doch.“
    „Oh, ich dachte schon. Es klang nämlich nicht sehr freundlich.“
    „Ich bin auch nicht freundlich.“
    „Nicht freundlich?“ Sie hörte auf zu essen. „Warum bist du nicht freundlich? Was habe ich dir getan?“
    „Das weißt du ganz genau.“
    „Das weiß ich nicht!“
    „Weil du wie eine Verrückte herumgeschrien hast wegen dieses Tonbandgeräts.“
    „Wie eine Verrückte herumgeschrien?“ Ihre Wut flammte erneut auf. „Nur weil ich so ein Scheißding nicht im Haus haben will, sagst du, dass ich wie eine Verrückte herumgeschrien habe? Darf ich das etwa nicht? Darf ich etwa diese Scheißtechnik nicht blöd finden? Findest du es etwa nicht mehr nett, dass ich sie blöd finde? Kommt das für dich jetzt so plötzlich, dass ich wie eine Verrückte herumschreie? Früher hast du es immer nett gefunden! Damals fandest du es nett, dass ich solche Dinge nicht im Haus haben wollte! Als du noch nichtin diesem Scheißbüro warst, war es für dich selbstverständlich, dass ich es blöd fand! Warum hast du dich plötzlich so verändert? Warum darf ich es plötzlich nicht mehr blöd finden?“
    „Du darfst alles“, sagte er mürrisch. „Wenn du nur keinen Streit anfängst.“
    „Ich? Streit anfangen? Wer fängt denn hier Streit an? Wer gibt denn hier so eine idiotische Antwort, wenn ich freundlich frage, was du auf Marken zu tun hast? Oder darf ich das etwa auch schon nicht mehr fragen?“
    „Also: Ich fahre nach Marken, um Erzählungen aufzunehmen.“
    „Und darf ich vielleicht auch noch erfahren, warum du da plötzlich Erzählungen aufnehmen musst?“
    „Weil Beerta es mir aufgetragen hat.“
    „Und warum hat Beerta es dir aufgetragen? Beerta findet Tonbandgeräte doch auch blöd?“
    Er zuckte mit den Achseln. Er hatte keine Lust auf dieses Gespräch.
    „Willst du mir darauf keine Antwort geben?“
    „Weil man in Flandern Erzählungen auf Band aufgenommen hat“, sagte er mit Widerwillen, „will Beerta, dass ich es hier auch probiere. Und jetzt hat er jemanden getroffen, der jemand anderen kennt, der auf Marken wohnt, und der kennt wiederum ein paar alte Fischer, die etwas erzählen können. Und das

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