Das Büro
habe ich erst heute Nachmittag erfahren. Und deshalb habe ich das Tonbandgerät mitgenommen, um ein bisschen zu üben, weil ich noch nie etwas mit so einem Ding aufgenommen habe. Das ist alles.“
„Und warum konntest du das dann nicht einfach so erzählen?“, fragte sie verstimmt.
Er gab darauf keine Antwort.
„Musst du nicht üben?“, fragte sie, als sie nach dem Essen im Zimmer saßen.
Er las gerade die Zeitung. „Ich darf doch nicht üben“, antwortete er, noch immer gekränkt.
„Aber du musst doch üben! Oder musst du etwa nicht üben?“
„Ich brauche nicht zu üben. Ich mache es einfach so.“
„Und warum sagst du dann erst, dass du üben musst?“
Darauf hatte er keine Antwort.
„Du lässt es doch nicht meinetwegen bleiben?“
„Natürlich lasse ich es deinetwegen bleiben!“, platzte es aus ihm heraus. „Denkst du denn, dass ich noch einmal so einen Scheiß mitmachen will?“
„Dann möchte ich, dass du jetzt übst!“
„Ich habe keine Lust zu üben.“
„Aber ich
will
, dass du übst. Sonst bedeutet es für mich, dass du noch immer böse bist!“
„Gleich.“
„Wann gleich?“
„Wenn die ich Zeitung gelesen habe.“
„Dass du es dann aber auch tust!“
Mit einem Seufzer legte er die Zeitung weg. „Verdammt noch mal! Erst darf man nicht üben, und dann muss man üben. Ich will überhaupt nicht mehr üben.“ Er hob widerwillig das Tonbandgerät auf den Hocker und nahm den Deckel ab.
„Und ich will auch hören, wie meine Stimme klingt.“
Er gab darauf keine Antwort, stand auf, um den Stecker in die Steckdose zu stecken, und spulte zurück. Das Band lief von der Spule, weil er es nicht rechtzeitig gestoppt hatte. Das lose Ende wirbelte mit einem kratzenden Geräusch im Kreis herum. Er legte es wieder ein, drehte die Spule mit der Hand ein paarmal herum und drückte auf die Wiedergabetaste. „Warum hast du nicht mal ‚Hallo‘ gesagt?“, ertönte Nicoliens Stimme. „Warte mal“, hörte er sich selbst sagen. Er schmunzelte, drehte den Lautstärkeregler etwas höher und lauschte gespannt, über den Apparat gebeugt. „Du hast da doch nicht etwa ein Tonbandgerät?“ – „Doch.“ – „Du bist doch nicht etwa am Aufnehmen?“ – Er blickte verstohlen hoch. Sie hörte mit einem verlegenen Gesichtsausdruck zu. – „Du bist doch nicht etwa am Aufnehmen?“ – „Schrei nicht so!“ – „Mach das Ding aus! Ausmachen!“ – Es knackte ein wenig. „Warum?“ – „Weil ich es
will
! Weil ich dieses Scheißding nicht in meinem Haus haben will! Ausmachen, sag ich!“ Es klickte, der Apparatwar ausgeschaltet worden. Er drückte die Stoptaste und sah sie an, abwartend, unsicher.
„Ich finde es furchtbar“, sagte sie. „Das ist überhaupt nicht meine Stimme!“
„Doch, es ist deine Stimme.“
„Das kann nicht sein! So klingt meine Stimme nicht! So rede ich nicht!“
„Das ist exakt, wie deine Stimme klingt! So redest du!“
„Aber so
will
ich nicht reden! Du kannst es doch sicher abschneiden? Ich will nicht, dass es auf dem Band bleibt! Es kann doch wieder weggemacht werden?“
„Ich werde es löschen.“
„Dann mach das! Denn so will ich es nicht! Ich will nicht, dass meine Stimme so auf dem Band ist! Lösch es!“
„Ich verstehe nicht, dass du es kein bisschen interessant findest“, sagte er, während er das Band zurückspulte und anhielt. „So hören andere deine Stimme.“
„So hören andere meine Stimme überhaupt nicht! Hörst du? So hören andere meine Stimme überhaupt nicht! Ich
will
es nicht!“
Er zuckte mit den Achseln und drückte die rote und die schwarze Taste.
„Was machst du jetzt?“, fragte sie argwöhnisch.
„Ich lösche es wieder.“
„Ist es dann weg?“
„Ja, natürlich ist es dann weg“, sagte er mürrisch. „Wenn man es löscht, ist es weg.“
*
Das Haus stand am Rande des Dorfes. Es war neuer als die anderen. Eine Frau um die vierzig machte ihm auf. „Ich bin Koning“, sagte er, „vom Büro in Amsterdam.“ Er wechselte das Tonbandgerät von der rechten in die linke Hand, um sie zu begrüßen.
„Koning?“, wiederholte sie, als sie ihn in das kleine Vorderzimmer geführt hatte. „Ich hatte gedacht, dass ein Herr Doktor Beerta kommen würde.“
„Ich bin seine rechte Hand, eine seiner rechten Hände.“
„Weil der Inspektor es sagte.“
Er lächelte, ohne weiter darauf einzugehen. Er war im Zimmer stehengeblieben und wartete, bis sie ihn aufforderte, sich zu setzen.
„Wollen Sie sich nicht
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