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Das Büro

Das Büro

Titel: Das Büro Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: J.J. Voskuil
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setzen?“, fragte sie. „Ich hole eben meinen Mann.“ Sie verließ das Zimmer.
    Nach kurzem Zögern setzte er sich auf die Couch und sah sich um. Ein kleines Zimmer, mit einem dreieckigen Tischchen, einer Couch, zwei Sesseln und ein paar Stühlen, einem kleinen Bücherregal, einem großen Fernsehapparat, Kupfergegenständen auf dem Kaminsims, einem Gemälde an der Wand, sehr hell. Aus dem hinteren Teil des Hauses kamen Stimmen. „Koning?“, hörte er eine Männerstimme fragen. Schritte. Die Tür ging auf. Ein jovialer, etwas scharlatanhaft wirkender Mann, der sich mit einem kräftigen Händedruck als van Altena vorstellte.
    „Koning“, sagte Maarten.
    „Ein Volendamer Name“, stellte der Mann fest.
    „Aber ich bin kein Volendamer.“
    „Na, ich weiß nicht.“
    Seine Frau kam auch wieder ins Zimmer. „Möchten Sie vielleicht eine Tasse Kaffee?“
    „Und wofür ist das nun eigentlich genau?“, fragte der Mann. „Für die Zeitung?“
    „Nein.“ Die Frage brachte ihn in Verlegenheit. Er konnte diesem Mann doch schwerlich erzählen, dass die Erzählungen gebraucht würden, um Kulturgrenzen festzustellen.
    „Weil die von der Zeitung hier manchmal vorbeikommen, und die können die Leute auf der Insel ganz und gar nicht ausstehen. Das macht sie kopfscheu.“
    „Nein, es ist für das Archiv. Wir nehmen die Erzählungen auf, um sie für die Nachwelt zu bewahren, damit sie nicht verlorengehen.“
    „Eine Art Bibliothek.“
    „Ungefähr, aber eine aus Tonbändern.“ Er hob das Tonbandgerät auf die Couch, doch in dem Moment kam die Frau mit dem Kaffee herein. „Erst mal eine Tasse Kaffee“, sagte sie herzlich.
    Er nahm ihr die Tasse ab, während er sich fragte, wo die Erzähler waren und ob dieser Mann vielleicht zu ihnen gehörte. „Sie kennen Herrn Beerta nicht?“, fragte er.
    „Nein, der Inspektor rief mich an, ob ich Doktor Beerta behilflich sein könnte. Ich bin Lehrerin.“
    „Sie kennen das Büro also auch nicht.“
    „Nein, eigentlich nicht.“
    „Der Herr sammelt die Erzählungen für das Archiv“, erklärte ihr Mann.
    „Ach so“, sagte sie. „Ja, ich dachte schon, wofür brauchen Sie die bloß.“
    „Für das Archiv“, bestätigte Maarten.
    „Und warum kommen Sie dann nach Marken?“
    „Wir sind überall. Es geht darum, das ganze Land systematisch abzuarbeiten, damit wir später wissen, was für Geschichten man sich früher erzählt hat.“
    „Oh, so ist das. Ja, nein, wir dachten einen Moment, dass es vielleicht für die Zeitung ist, das mögen sie hier nicht so.“
    „Nein, es ist nicht für die Zeitung.“
    Es entstand eine Stille.
    „Sind Sie beide von Marken?“, fragte Maarten.
    „Nein, wir kommen aus Monnikendam“, antwortete der Mann, „aber meine Frau ist hier Lehrerin, deswegen.“
    „Mein Mann arbeitet auf dem Festland“, ergänzte die Frau.
    „Aber Sie kennen die Leute hier.“
    „Jeder kennt jeden“, versicherte der Mann. „Es ist praktisch eine einzige große Familie.“
    „Leben Sie hier schon lange?“ Er begann sich zu fragen, ob sonst noch jemand eingeladen war. Nichts deutete darauf hin, dass man noch jemanden erwartete.
    „Acht Jahre“, antwortete der Mann.
    „Davor haben wir in Monnikendam gewohnt“, erläuterte die Frau, „aber dann konnten wir dieses Haus hier bekommen.“
    Es entstand eine neuerliche Stille. Der Mann blickte auf die Armbanduhr. „Sie sind spät dran“, sagte er zu Maartens Erleichterung.
    „Sie werden schon kommen“, sagte seine Frau. „Ich habe heute Morgen noch zwei von ihnen gesprochen.“
    „Wie viele kommen denn?“, fragte Maarten.
    „Drei“, sagte sie. „Drei alte Fischer.“
    Maarten nickte. „Sind Sie einverstanden, wenn ich das Tonbandgerät schon mal aufbaue? Dann können Sie auch eben Ihre eigene Stimme hören.“ Er stellte das Tonbandgerät auf die Couch, suchte eine Steckdose und stellte das Mikrofon auf das Tischchen, in Richtung der leeren Stühle. Die beiden sahen schweigend zu.
    „Haben Sie schon mal so ein Ding gesehen?“, fragte Maarten und drückte die rote und die schwarze Taste herunter.
    „Nie“, sagte der Mann, „aber ich habe davon gehört.“ Er beugte sich etwas nach vorn. „Seltsam.“
    Maarten achtete auf die grünen Stäbchen und drehte am Lautstärkeregler. „Es ist ein schönes Gerät“, sagte er.
    In diesem Augenblick klingelte im Flur das Telefon. Die Frau verließ das Zimmer. Sie hörten sie in der Ferne reden, den Hörer auflegen und zurückkommen. „Kes kommt

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